Grippewelle
Schon vier Todesfälle im Kreis Euskirchen

Die Grippewelle hat Deutschland zurzeit fest im Griff. Im Kreis Euskirchen hat sie bereits vier Todesopfer gefordert. | Foto: K.- P. Adler - stock.adobe.com
2Bilder
  • Die Grippewelle hat Deutschland zurzeit fest im Griff. Im Kreis Euskirchen hat sie bereits vier Todesopfer gefordert.
  • Foto: K.- P. Adler - stock.adobe.com
  • hochgeladen von RAG - Redaktion

Kreis Euskirchen - (bp). Die Zahl der Grippeerkrankungen im Kreis Euskirchen ist in
den vergangenen Wochen sprunghaft angestiegen. Waren in der aktuellen
„Grippesaison“ bis zum Jahreswechsel dem Kreisgesundheitsamt
lediglich insgesamt zwei Fälle gemeldet worden, kam es um die
Karnevalszeit zu einem deutlichen Anstieg der an Influenza erkrankten
Personen. Eigentlich nichts Besonders, denn alle Jahre schwappt die
Grippewelle in dieser Jahreszeit durchs Land.

Ende Februar sind dem Euskirchener Gesundheitsamt jedoch insgesamt 358
bestätigte Infektionsfälle übermittelt worden. Bei vier Patienten
konnten auch intensive medizinische Maßnahmen nicht den Tod
verhindern. In allen Fällen waren hochbetagte Menschen mit schweren
Vorerkrankungen betroffen. Im Vergleich zu den anderen Kreisen und
Städten Nordrhein-Westfalens liegt der Kreis Euskirchen damit im
Mittelfeld.

Allerdings erlebt NRW derzeit einen ungewöhnlich hohen Anteil an
Influenza-B-Infektionen. Anders als die Influenza A ist die B-Variante
nur für den Menschen ansteckend und führt nicht zu weltweiten
Krankheitsausbrüchen.

Anders als bei einer banalen Erkältung, dem grippalen Infekt, sind
die Betroffenen massiv krank und zumeist an das Bett gefesselt - wenn
sie nicht sogar in ein Krankenhaus müssen. Jedes Jahr sterben
Menschen an der Infektion. Die meisten Todesfälle in den vergangenen
Jahren gab es mit deutschlandweit geschätzten 21.300 in der
Grippesaison 2014/15 - das ist der höchste Wert seit 1996 - und
geschätzten 20.700 im Winter 2012/13.

Die letzte größere Welle zum Jahreswechsel 2009/10 ist vielfach
schon fast in Vergessenheit geraten. Damals erkrankten allein in NRW
zigtausend Menschen, bei fast 21.000 wurde das Virus im Labor
nachgewiesen. Im Kreis Euskirchen wurde das Virus damals bei 181
Bürgern bestätigt.

Die wichtigsten Fragen und Antworten von den Experten des Euskirchener
Kreisgesundheitsamtes:

Wie wird eine Influenza nachgewiesen?
Wie viele Menschen im Kreis Euskirchen wirklich derzeit unter einer
Influenza leiden, kann niemand sagen. Dem Gesundheitsamt werden im
Allgemeinen nur diejenigen Patienten gemeldet, bei denen das Virus
mittels Laboruntersuchung nachgewiesen wurde. Daher muss von einer
hohen Dunkelziffer ausgegangen werden. Haus- und Kinderärzte sind in
der Diagnostik der Influenza geübt und können daher, bei typi-schen
Symptomen, häufig auf eine Abstrichuntersuchung verzichten.

Wer ist „schuld“ an einer Influenza?
Die „echte Grippe“ wird durch Viren verursacht, geht mit einem
plötzlichen Erkrankungsbeginn, Fieber und einem deutlichem
Krankheitsgefühl, verbunden mit Allgemeinsymptomen wie Muskel-
und/oder Kopfschmerzen und Reizhusten einher und hält mit fünf bis
sieben Tagen länger an, als ein banaler grippaler Infekt.

Welche Medikamente helfen?
Wirksame Medikamente, die gezielt gegen Influenzaviren helfen, wurden
bisher noch nicht entwickelt. Antibiotika werden nur eingesetzt, wenn
zeitgleich eine bakterielle Infektion, zum Beispiel eine
Lungenentzündung, festgestellt wurde.

Ist eine Schutzimpfung sinnvoll?
Die Ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut (STIKO) empfiehlt
insbesondere Menschen ab 60 Jahren eine jährliche
Grippeschutzimpfung. Im Januar 2018 hat die STIKO nach ersten
Infektionsfällen ihre bis dahin gültige Empfehlungen zur Impfung
gegen saisonale Influenza hinsichtlich der empfohlenen Impfstoffe
präzisiert. Der zumeist angewandte Dreifach-Grippeimpfstoff zeigt
sich gegenüber einem ebenfalls verfügbaren Vierfach-Impfstoff
unterlegen. Je nach Virustyp liegt die aktuelle Schutzquote des
Dreifach-Grippeimpfstoffs zwischen 17 Prozent und 67 Prozent. Ob
zukünftig Krankenkassen die Kosten für den Vierfach-Grippeimpfstoff
übernehmen müssen, entscheidet ein bundesweites Gremium am 5. April
2018. Allerdings übernehmen eine Reihe von Krankenkassen bereits
freiwillig die Kosten für die Vierfachimpfung.

Wer sollte sich impfen lassen?
Vor allem Menschen mit einer geschwächten Immunabwehr sollten sich
durch eine Impfung vor Grippe schützen. Dazu zählen neben Senioren
ab 60 Jahren und chronisch kranken Menschen aller Altersgruppen auch
Säuglinge und Kleinkinder, deren Immunsystem noch nicht ausgereift
ist. Auch Schwangeren wird ab Beginn des zweiten
Schwangerschaftsdrittels zur Impfung geraten.

Wann sollte man sich impfen lassen?
Die Impfung gegen Grippe sollte jedes Jahr, vorzugsweise im Oktober
oder November, durchgeführt werden. Nach der Impfung dauert es etwa
10 bis 14 Tage, bis der Körper einen ausreichenden Schutz vor einer
Ansteckung aufgebaut hat. Auch eine spätere Impfung zu Beginn des
Jahres ist meist noch sinnvoll. Insbesondere, wenn die Grippewelle
noch nicht eingesetzt oder gerade erst begonnen hat. Ob aktuell noch
eine Schutzimpfung zu empfehlen ist, sollte mit dem jeweiligen Haus-
oder Kinderarzt besprochen werden.

Wie kann man sich schützen?
Um einer Influenza oder einer Erkältung vorzubeugen, sollte man,
unabhängig vom Alter oder chronischen Erkrankungen, öfters die
Hände waschen und, wenn man erkrankt ist, seine Mitmenschen nicht
direkt anniesen. Auch sollte in der Grippe- und Erkältungswelle
darauf verzichtet werden, anderen die Hand zu geben.
Menschenansammlungen sollten vermieden werden. Das Immunsystem muss
gepflegt werden. Das geht am besten durch ausreichend Schlaf, eine
ausgewogene, vitaminreiche Ernährung. Auch warme Kleidung ist
wichtig.

Was tun, wenn man erkrankt ist?
Wenn es einen dann doch „erwischt“, muss die Erkältung oder
Influenza auf jeden Fall ausgeheilt werden. Wer krank ist, sollte
nicht zur Arbeit, in die KiTa oder Schule, so können nur Kollegen und
Freunde angesteckt werden. Wichtig ist zudem eine ausreichende
Trinkmenge. Bei anhaltendem Fieber oder bei dem Verdacht, dass sich
zusätzlich eine bakterielle Entzündung entwickelt hat (zum Beispiel
Lungen- oder Mittelohrentzündung), hilft der Haus- oder Kinderarzt. 

Die Grippewelle hat Deutschland zurzeit fest im Griff. Im Kreis Euskirchen hat sie bereits vier Todesopfer gefordert. | Foto: K.- P. Adler - stock.adobe.com
Ob aktuell noch eine Grippeimpfung zu empfehlen ist, sollte mit dem jeweiligen Haus- oder Kinderarzt besprochen werden.  | Foto: TÜV Rheinland AG
Redakteur/in:

RAG - Redaktion

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

27 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.