Frau des Jahres 2017
Stürmisch, beharrlich und voller Überzeugungskraft

Preisträgerin Nevin Sezgin (v.l.) wurde mit einem Kunstwerk von Michaela Rübenach ausgezeichnet. Barbara Fischer, Markus Ramers, Horst Belter und Rita Witt hielten die Ansprachen. Franziska Senze moderierte den Abend und Antonia Krasukov sorgte für die musikalische Begleitung. | Foto: MT/Eifeler Presse Agentur
  • Preisträgerin Nevin Sezgin (v.l.) wurde mit einem Kunstwerk von Michaela Rübenach ausgezeichnet. Barbara Fischer, Markus Ramers, Horst Belter und Rita Witt hielten die Ansprachen. Franziska Senze moderierte den Abend und Antonia Krasukov sorgte für die musikalische Begleitung.
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Euskirchen - (epa). Bei der Feier der alljährlichen
Margaretha-Linnery-Preisverleihung im Historischen Ratssaal der Stadt
Euskirchen werden die Bilder der Stadthonoratioren stets mit den
Konterfeis von Frauen überklebt, die bereits mit dem Linnery-Preis
ausgezeichnet wurden. Im wahren Leben lässt sich die Dominanz der
Männerwelt in Politik und Gesellschaft allerdings nicht so leicht
„überkleben“.

Nach wie vor werden Frauen und Mädchen benachteiligt, diskriminiert,
und es kann von Gleichberechtigung oft keine Rede sein. Was auf
europäische Frauen zutrifft, trifft aber oft in noch weit stärkerem
Maße auf geflüchtete Frauen und Mädchen zu.

Die Euskirchenerin Nevin Sezgin hat es sich daher zur Aufgabe gesetzt,
sich gerade um diese Menschen intensiv zu kümmern, ihnen
Wertschätzung entgegen zu bringen und so zu ihrer Integration
beizutragen. Aus diesem Grund hat der seit 20 Jahren existierende
Arbeitskreis „Frauen im Kreis Euskirchen“ sie jetzt zur „Frau
des Jahres 2017“ ausgezeichnet.

„Du unterstützt Integration, und das finden wir toll“, freute
sich die Moderation des Festakts, Franziska Senze. Das Motto von Nevin
Sezgin laute: „Einen friedlichen Ort gibt es nicht, den müssen wir
uns selbst erschaffen!“ Genau wie die Namensträgerin Margaretha
Linnery, eine Nonne aus Bad Münstereifel, die um die Wende zum 17.
Jahrhundert wirkte, ermutige Nevin Sezgin Frauen, sich für ihre
Rechte einzusetzen und Missstände öffentlich zu machen.

Vize-Landrat Markus Ramers warf die Frage auf, ob es nicht viel besser
wäre, wenn es diese Auszeichnung gar nicht geben würde. Denn dann
würde man ja in einer Welt leben, in der Frauen die gleichen Chancen
wie Männer hätten. „Doch bis es soweit ist, wird es wohl noch
viele Preisverleihungen geben müssen, die uns immer wieder die
bestehenden Ungleichheiten ins Bewusstsein bringen“, so Ramers.

Bis dahin brauche man Frauen, aber auch Männer, die für eine
gerechtere und gleichberechtigte Welt einstünden. Einer dieser
Menschen sei ohne Frage Nevin Sezgin. Ramers: „Die Preisträgerin
verfügt über eine direkte, ungestüme Ansprache und redet mit jedem
Menschen gleich - egal welcher Herkunft oder welchen Standes er
ist.“ Darüber hinaus verfüge sie über großen Tatendrang und
schaffe es immer wieder, wie beispielsweise für das alljährliche
Euskirchener Friedensfest, Menschen zu motivieren. „Sie hat schon
die gesamte Führungsetage des Kreishauses zu Pizzabäckern
gemacht“, verriet Ramers.

Der stellvertretende Bürgermeister von Euskirchen, Horst Belter,
fügte hinzu, dass die große Beharrlichkeit und immense
Überzeugungskraft Nevin Sezgins viel zum Verständnis zwischen den
Kulturen beitrügen. Die Preisträgerin sei sich ihrer Grundsätze
immer treu geblieben. Belter nannte es darüber hinaus „eine
großartige Idee“, dass der Linnery-Preis stets mit der Übergabe
eines Kunstwerks verbunden ist. In diesem Jahr war der Preis von
Michaela Rübenach gestaltet worden.

Rita Witt, Direktorin des Vorstandsstabes der Kreissparkasse
Euskirchen, welche den Festakt seit vielen Jahren finanziell
unterstützt, betonte, dass sich die Preisträgerin besonders für
Frauen und Kinder einsetze. „Mit Ihrer offenen, ja manchmal fast
stürmischen Art gelingt es Ihnen schnell, Vertrauen zu schaffen und
Menschen im positiven Sinne mitzureißen“, so Witt. Dabei seien
Frieden und ein friedliches Zusammenleben aller Kulturen das zentrale
Ziel, das Nevin Sezgin zu erreichen wichtig sei.

Wie eine Welt aussehen könnte, in der alle in friedlichem Miteinander
lebten, diese Wunschvorstellung hatte Rita Witt mit Hilfe eines
talentierten Bäckers symbolisch auf einem Kuchen in Szene setzen
lassen. Die Deckplatte der süßen Überraschung zeigte eine Erde, auf
der alle Nationen, Religionen und Kulturen friedlich zusammenlebten.
Symbole aus Christentum, Islam und Judentum bildeten dabei das Wort
„COEXIST“, das für Religionsfreiheit, Toleranz und Verständnis
steht.

Barbara Fischer von der Integrationsagentur des DRK, die die
anschließende Laudatio hielt, betonte, dass man Nevin Sezgin
eigentlich nicht mit einer Lobrede ehren könne. Vielmehr müsse man
sich ihr metaphorisch nähern. Die Preisträgerin, die ebenfalls beim
DRK tätig ist, sei wie eine Tür, eine bunte Tür mit gläsernen
Fenstern, die einen Blick ins Unbekannte erlaube. „Eine Tür, die
nie ganz zufällt und sich bei kleinstem Druck öffnet“, so Fischer.
Besonders geflüchtete Frauen und Mädchen brauchten Menschen, die wie
solche Türen seien.

Nevin Sezgin selber zeigte sich bescheiden. Sie habe zunächst nicht
geglaubt, dass sie diesen Preis verdiene. „Doch jetzt nach all den
Lobeshymnen, für die ich mich herzlich bedanke, bin auch ich
überzeugt, dass ich den Preis verdiene“, sagte sie lachend und
erntete damit großen Applaus.

Großen Applaus erntete auch „Jugend musiziert“-Preisträgerin
Antonia Krasukov, die unter anderem mit einer Interpretation von
Stevie Wonders Hit „Don‘t you worry ‘bout a thing“ für die
gelungene musikalische Begleitung des Abends sorgte.

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