Kooperationsvertrag
Übersetzungen als gelebte Integration
Kreis Euskirchen - „Es ist eine gelungene Kooperation im Kreis Euskirchen“, sagte
Manfred Poth, Allgemeiner Vertreter des Landrates, und er freue sich,
dass dieses Angebot nun in eine sichere Zukunft geführt werde.
Gemeint ist der Übersetzungshilfe-Pool Kreis Euskirchen, der mit dem
kürzlich unterschriebenen Kooperationsvertrag unbefristet weiter
geführt wird.
Seit 2017 gibt es dieses Angebot des Kommunalen Bildungs- und
Integrationszentrums (KoBIZ) in Kooperation mit dem DRK-Kreisverband
Euskirchen, der Integrationsagentur, dem Caritasverband für das
Kreisdekanat Euskirchen und dem Jugendmigrationsdienst. Dabei geht es
um niederschwellige Übersetzungshilfen, die von mehrsprachigen
Ehrenamtlern geleistet werden. Der Übersetzungspool sei für die
tägliche Arbeit wichtig, betonte Carsten Düppengießer von der
Caritas.
Es geht bei dem Übersetzungspool um alltägliche Übersetzungshilfen,
zum Beispiel beim Arzt oder bei Ämtern. Es gehe nicht um
gerichtsfeste Übersetzungen, betonten die Beteiligten, sondern um
Hilfe im Alltag. Gerichtstermine sind ausdrücklich ausgeschlossen, in
diesen Fällen kommen ausgebildete Dolmetscher zum Einsatz, doch mit
den Ehrenamtlern vom Übersetzungspool kann schnell Hilfe geleistet
werden, wenn beispielsweise Familien ihr Kind in der Kita anmelden
wollen, aber die deutsche Sprache noch nicht beherrschen, wenn ein
Arztbesuch ansteht oder Übersetzungshilfen bei Ämtern gefragt sind.
Aktuell engagieren sich 132 Übersetzungshelfer für 44 Sprachen. 2018
hatte es insgesamt 615 Anfragen gegeben, in diesem Jahr waren es bis
Anfang Mai bereits 500 - davon 175 für die Sprache Arabisch.
Französisch, Persisch, Kurdisch und Türkisch sind weitere Sprachen,
die oft angefragt und vermittelt werden. Seit 2018 wird der Einsatz
und die Qualifizierung der Sprachmittler vom NRW-Ministerium für
Kinder, Familien, Flüchtlinge und Integration (MKFFI) gefördert.
„Wir sind stolz, dass unsere Idee ins Leben gerufen wurde und dass
das Angebot nun nachhaltig weitergeführt wird“, sagte
DRK-Kreisgeschäftsführer Rolf Klöcker. Je weiter der
Integrationsweg gehe, desto mehr Anfragen gäbe es, erklärte Peter
Müller-Gewiss, Integrationsbeauftragter der Aktion „Neue
Nachbarn“ der Caritas Euskirchen. Denn je mehr die Menschen in
Deutschland angekommen, desto eher benötigen sie Hilfe beim
Jobcenter, anderen Ämtern oder bei Bewerbungen für Arbeits-,
Ausbildungs- oder Praktikumsplätze.
Zu Beginn hätten sie Menschen angesprochen, die schon etwas Deutsch
konnten, doch nun seien mehr Qualifikationen gefragt, erläuterte
Müller-Gewiss. „Die Sprachmittler sind auch zu Kulturmittlern
geworden“.
Für die Ehrenamtler sind künftig auch Fortbildungen geplant, wie
beispielsweise Seminare, in denen die Übersetzungshelfer ihre eigene
Rolle reflektieren können. Es sei wichtig, dass die Ehrenamtler ihre
eigenen Grenzen erkennen würden, sind sich die Kooperationspartner
einig. Sie sollen bei Sprachbarrieren helfen, sind aber keine
Sozialarbeiter.
Jaunach Dandal ist einer dieser Übersetzungshelfer. Seit rund drei
Jahren lebt der Syrer in Euskirchen. Sein Ziel sei es am Anfang
gewesen, mit der Sprache zurechtzukommen. Er habe Möglichkeiten
gesucht, Deutsch anzuwenden und habe bei der Caritas angefragt.
Seitdem hilft er, aus dem Arabischen zu übersetzen. Die Flüchtlinge
bräuchten viel Hilfe, ist Dandal überzeugt, der inzwischen auch
Kochkurse im Haus der Familie gibt. Aber ihm ist auch klar: „Wir
Dolmetscher haben Grenzen.“
Wer einen Übersetzungshelfer benötigt, kann sich unter Tel.
02251-151331 oder per E-Mail an uehilfe@kreis-euskirchen.de an Nermeen
Franke und Florian Schröter wenden. In Kürze können Anfragen auch
Online über die Webseite des Kreises Euskirchen
(www.kreis-euskirchen.de)
gestellt werden. Mindestens fünf Werktage sollten Interessenten
einplanen, damit die Mitarbeiter des KoBIZ alles organisieren können.
- Petra Grebe
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.