Mitfahrgelegenheit für Berenike
Von Lammersdorf nach Würselen
Region - Junge Frau mit Down-Syndrom sucht Mitfahrgelegenheit von
Lammersdorf nach Würselen zur Werkstatt für Menschen mit Behinderung
– GenoEifel eG mit neuem Büro für Region Simmerath hilft bei der
Suche.
(me). Berenike ist die Vorfreude deutlich anzumerken. Die
18-Jährige hat ihre Schulzeit an der Parzival-Schule-Aachen
abgeschlossen und freut sich auf ihren ersten Arbeitstag Mitte August
in der Caritas-Werkstatt in Würselen. Bis es soweit ist, muss jedoch
noch etwas Wichtiges geklärt werden: Die junge Frau mit Down-Syndrom
braucht eine Mitfahrgelegenheit. Um ihr den Wechsel an ihren
Wunscharbeitsplatz zu ermöglichen, setzen ihre Eltern zusammen mit
der Generationengenossenschaft „GenoEifel eG“ jetzt alle Hebel in
Bewegung.
Bei einem Tag der offenen Tür wollten sich Berenike und ihre Mutter
vor zwei Jahren eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung ansehen
– und kamen zufällig nach Würselen in die Werkstatt der Caritas
Betriebs- und Werkstätten GmbH.
„Schon beim ersten Treffen hat sie dort Tankdeckel
zusammengeschraubt und hatte so viel Spaß dabei, dass sie richtig
enttäuscht war, als der Tag der offenen Tür zu Ende ging“,
erinnert sich Berenikes Mutter.
Im darauffolgenden Praktikum bestätigte sich der erste Eindruck:
Berenike fühlte sich wohl in der Werkstatt und hatte Spaß an der
Arbeit. Sie arbeitete im Bereich der Medizinprodukte, wo unter anderem
Instrumente für den chirurgischen Bedarf sowie Erstversorgungs- und
Operationseinheiten in partikel- und keimfreier Umgebung montiert und
verpackt werden.
Für Berenike genau der richtige Arbeitsplatz, an dem sie in Ruhe
ihrer Beschäftigung nachgehen konnte, denn die 18-Jährige fühlt
sich in lauter Umgebung nicht wohl.
Genau das ist auch der Grund, warum sie nach einem zweiten Praktikum
in der Caritas-Werkstatt im nahegelegenen Imgenbroich entschied: Nach
der Schule möchte sie in der Werkstatt in Würselen arbeiten.
Denn in Imgenbroich setzt sich die Werkstatt aus mehreren offenen
Bereichen zusammen, in denen es deutlich lauter und unruhiger zugeht.
„Wir suchen uns schließlich auch einen Arbeitsplatz, an dem wir
gerne arbeiten möchten – auch wenn er nicht der nächste zu unserem
Wohnort ist“, betont Berenikes Vater.
Doch genau da liegt das Problem: Die Kosten für Berenikes
Werkstattbeschäftigung und die Fahrt dorthin übernimmt die
Bundesagentur für Arbeit – aber die Fahrtkosten werden nur für den
Weg bis zur wohnortnächsten Werkstatt berechnet. Die Fahrt zur
Werkstatt in Imgenbroich würde die Familie also nichts kosten. Nach
Würselen würde eine entsprechende Taxi-Fahrt indessen mit täglich
fast 100 Euro zu Buche schlagen. Einen Fahrdienst in diese Richtung
gibt es nicht und Berenike ist aufgrund ihrer Behinderung nicht
verkehrssicher genug, um die Strecke mit Bus und Bahn zurückzulegen.
Als sich Berenikes Familie hilfesuchend an Freunde und Bekannte
wandte, wurde Katja Fey von der GenoEifel auf das Problem aufmerksam.
Gemeinsam mit Berenikes Eltern sucht sie nun nach einer
Mitfahrgelegenheit von Lammersdorf nach Würselen, damit die
18-Jährige montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr in der Werkstatt
arbeiten kann. „Wenn wir schon jemanden finden könnten, der nur die
Hinfahrt oder die Rückfahrt oder auch nur die Fahrt an einzelnen
Tagen übernehmen könnte, wäre uns schon sehr geholfen“, sagt
Berenikes Mutter.
Die Familie hofft dabei auf das große Netzwerk der
Generationengenossenschaft, die inzwischen in 15 Städten und
Gemeinden in den Kreisen Euskirchen und Düren sowie der StädteRegion
Aachen vertreten ist – und seit März auch mit einem eigenen Büro
für die Region Simmerath. Das Konzept der GenoEifel ist einfach:
Über die Mitgliedschaft in der Genossenschaft bildet sich eine
Hilfe-Helfer-Gemeinschaft mit generationsübergreifenden
Hilfsangeboten.
Was früher durch die Familienstrukturen des
Drei-Generationen-Haushalts geleistet wurde, will in Zeiten des
demografischen Wandels die GenoEifel übernehmen: junge helfen
älteren Menschen mit kleinen Arbeiten wie beispielsweise
Einkaufsdiensten oder Hausmeistertätigkeiten, während die ältere
Generation zum Beispiel als Leih-Oma oder Leih-Opa auf die Kinder
aufpasst, wenn die Eltern einen Termin wahrnehmen müssen.
Die GenoEifel übernimmt dabei die Koordination der Hilfs-Aktionen,
überprüft die Helfer vor ihrem Einsatz (unter anderem durch Vorlage
eines erweiterten Führungszeugnisses) und bringt Helfer und
Hilfesuchende bedarfsgerecht zusammen. Die Helfer werden für ihren
ehrenamtlichen Einsatz mit einer Aufwandsentschädigung in Höhe von
sechs Euro pro Stunde durch den Hilfesuchenden bezahlt. Alternativ
können sie sich ihren Einsatz auch auf einem Zeitkonto gutschreiben
lassen und später selbst wieder gegen Helferstunden eintauschen.
Darüber hinaus sind die Helfer im Rahmen ihrer ehrenamtlichen
Tätigkeit über die GenoEifel unfall- und haftpflichtversichert.
Die GenoEifel ist nun innerhalb ihres Netzwerkes auf der Suche nach
einer Mitfahrgelegenheit für Berenike, aber auch Nicht-Mitglieder
können sich bei Katja Fey, Projektmitarbeiterin der GenoEifel, im
neuen Büro für die Region Simmerath melden unter (0157) 37003958
oder per E-Mail an simmerath@genoeifel.de sowie in der Sprechstunde
jeweils dienstags von 10 bis 12 Uhr im Rathaus Simmerath, Zimmer 09.
Auch in anderen Hilfe-Helfer-Anliegen haben Menschen aus der Region
Simmerath (Simmerath, Monschau, Roetgen, Heimbach, Nideggen) mit Katja
Fey jetzt einen direkten Ansprechpartner der GenoEifel vor Ort.
„Das Konzept der generationsübergreifenden, gegenseitigen Hilfe
finden wir eine gute Idee, deshalb sind wir der
Generationengenossenschaft gleich mit der ganzen Familie
beigetreten“, erzählt Berenikes Mutter. Ihr Mann pflichtet ihr bei:
„Die Zukunft unserer Gesellschaft läuft genau in diese Richtung –
da macht es Sinn, organisierte Strukturen in diesem Bereich zu
haben.“ Beide hoffen nun auf einen oder mehrere Helfer, mit denen
sie ihrer Tochter die Fahrt ermöglichen können.
„Wir sind schließlich froh, dass sie eine Werkstatt gefunden hat,
in der sie gerne arbeitet und sich wohlfühlt“, betont Berenikes
Vater, während seine Tochter strahlend das Foto in den Händen hält,
das sie in voller Arbeitsmontur beim Praktikum vor zwei Jahren zeigt.
Kein Zweifel: Berenike kann es kaum erwarten.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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