Hilfsgruppe Eifel
„Wären alle Menschen wie wir, gäbe es keine Kriege“

Um die Flüchtlinge im Lager Mossul mit Trinkwasser zu versorgen, hatten die Vertreter der Hilfsgruppe einen ganzen Sattelschlepper mit 57.000 Flaschen Wasser geordert, die Klemens Hellenthal und Karwan Mohammed vor Ort verteilten.  | Foto: Hilfsgruppe Eifel/pp/Agentur ProfiPress
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  • Um die Flüchtlinge im Lager Mossul mit Trinkwasser zu versorgen, hatten die Vertreter der Hilfsgruppe einen ganzen Sattelschlepper mit 57.000 Flaschen Wasser geordert, die Klemens Hellenthal und Karwan Mohammed vor Ort verteilten.
  • Foto: Hilfsgruppe Eifel/pp/Agentur ProfiPress

Der Euskirchener Karwan Mohammed und die Hilfsgruppe Eifel haben innerhalb von sechs Jahren 110 Tonnen Hilfsgüter in den Nordirak gebracht.

Kreis Euskirchen (lk). „Es ist mir eine Ehre, ein Teil der Hilfsgruppe Eifel zu sein“, sagt Karwan Mohammed aus Euskirchen, der sich seit nunmehr elf Jahren in der Kaller Krebshilfe engagiert. In den vergangenen sechs Jahren hat der aus dem Nordirak stammende Geschäftsführer einer Friseursalon-Kette zehn Hilfstransporte in die Flüchtlingslager der kurdische Region Erbil organisiert. Mehrere dieser Transporte hat er persönlich begleitet.

„Wären alle Menschen wie wir, gäbe es keine Kriege”, sagt er. Karwan Mohammed betreibt unter anderem auch den Friseursalon am Rewe-Center in Kall und ist in der Stadt Euskirchen sachkundiger Bürger im Ausschuss für Generationen und Soziales. Die Flüchtlingslager in seiner kurdischen Heimat seien seit 2011 hoffnungslos überfüllt, berichtet er. Insbesondere Menschen aus dem Bürgerkriegsland Syrien und aus dem Irak, die vor dem Terror des islamischen Staates geflüchtet sind, seien in Lagern in der autonomen Zone um Erbil, Mossul, Dohuk und Sulaimaniya untergebracht.

Dort herrschten unhaltbare Zustände, die die Hilfe anderer Menschen erfordere. In einer Stadt mit 32.000 Einwohnern lebten 25.000 Flüchtlinge in Lagern. In der Region seien die ohnehin schlecht ausgestatteten Krankenhäuser sowie Alten- und Pflegeheime völlig überlastet, berichtet Mohammed. In den Krankenhäusern fehle es am Nötigsten. „Gott hat uns geholfen, jetzt helfen wir anderen“, ist das Credo von Karwan Mohammed, der 2011 seinen ersten Friseursalon in Euskirchen hatte und die Hilfsgruppe Eifel um Hilfe für seine Familie bat. Bei seinem im Nordirak lebenden Bruder war damals ein Tumor im Gehirn festgestellt worden, der in einer Düsseldorfer Spezialklinik behandelt werden sollte.

Die Hilfsgruppe kümmerte sich darum, dass Karwans Bruder nach Deutschland geholt werden konnte. Zudem – und das war eine Voraussetzung für die Einreise und die Therapierung – sicherte der Kaller Verein die Finanzierung der Tumor-Behandlung in Düsseldorf ab. Die Operation und die Nachsorge bei Karwans Bruder, der danach in Deutschland bleiben durfte und eine Ausbildung als Friseur abgeschlossen hat, verliefen erfolgreich. Inzwischen hat der junge Mann mit seiner Lebensgefährtin in Schleiden einen eigenen Salon eröffnet.

Karwan selbst hat neben den Salons in Euskirchen und Kall weitere in Mechernich und Zülpich eröffnet. Bei all seinem Glück hat der sozial engagierte Geschäftsführer seine Landleute, denen es im Nordirak nicht so gut geht, nicht vergessen. Er kennt die Not vor Ort bestens. Regelmäßig besucht er dort seine kranke Mutter und seinen fast 80 Jahre alten Vater.

Neben der Hilfsgruppe Eifel findet Mohammed für seine Hilfe in der Region Erbil weitere große Unterstützung von den Brüdern Hubert und Peter Schilles in Floisdorf. Sie haben auf ihrem Firmengelände einige ihrer Übersee-Container zur Verfügung gestellt, in denen die Hilfsgüter gesammelt werden, bevor diese mit Unterstützung der Hilfsgruppe Eifel in die Region Erbil transportiert werden.

Die Hilfe vor Ort bewirke auch, dass die Flüchtlinge nicht weiter in Richtung Europa reisen, weiß Karwan Mohammed. Es gebe viele Möglichkeiten der Hilfe vor Ort, wenn man die Hilfsgüter wie Lebensmittel dort im Lande kaufe, weil sie dort billiger seien. So sei er zweimal mit Thomas Tampier und Clemens Hellenthal von der Hilfsgruppe und Geld des Kaller Vereins nach Erbil und Mossul gereist. Von dort aus sei man zum Einkauf losgefahren und habe für relativ wenig Geld einen ganzen Sattelzug mit 57.000 Flaschen Wasser sowie einen Lastwagen voll mit Milch, Kinderwindeln, Schultafeln, Lehrmaterialien und Spielzeug günstig geordert und in die Flüchtlingslager gebracht. 1300 Kinder konnten sie so vor Ort unterstützen.

Die Bilanz der von der Hilfsgruppe Eifel unterstützten Flüchtlingshilfe von Karwan Mohammed kann sich sehen lassen: In sechs Jahren hat er zehn Lkw-Transporte mit 110 Tonnen Hilfsgüter in die Region Erbil durchführen können.

Auch mit dem Gesundheitsministerium seiner Heimat steht Mohammed in ständiger Verbindung. Unzählige gut erhaltene Krankenhausbetten, Einrichtungen für Altenpflegeheime, medizinische Geräte und über 1.500 Rollstühle und Rollatoren, die besonders dringend benötigt werden, sind in den sechs Jahren aus der Eifel nach Erbil gebracht worden.

Unterstützung durch gut erhaltene Kranken- und Pflegematerialien bekomme er von Krankenhäusern und Altenpflegeheimen aus der Region und auch von außerhalb des Kreises Euskirchen. Beim jüngsten Transport seien 15 Tonnen Krankenhausbetten, elektrische Krankenstühle, 120 Rollstühle und wichtige medizinisches Geräte für eine Klinik für leukämiekranke Kinder nach Erbil gebracht worden. „Die Leute sind dort sehr dankbar“, berichtet Karwan Mohammed.

Einen ganz wichtigen Hilfstransport erledigte er im Oktober 2019, als es darum ging, zwei schwer herzkranken Kindern im Nordirak das Leben zu retten. Der Lückerather Hilfsgruppen-Vorsitzende Willi Greuel: „Wir haben in Münster spontan für die Kinder neue Herzklappen gekauft.“ Diese habe Karwan selbst und auf eigene Kosten in einem Spezialkoffer mit dem Flugzeug nach Erbil gebracht, wo die Kinder von zwei Herzchirurgen der Bonner Kinderklinik erfolgreich operiert worden seien. „Ohne die von uns gespendeten Herzklappen hätten die Kinder keine Chance auf Überleben gehabt. Schön, dass wir ihnen helfen konnten“, so Willi Greuel.

Um die Flüchtlinge im Lager Mossul mit Trinkwasser zu versorgen, hatten die Vertreter der Hilfsgruppe einen ganzen Sattelschlepper mit 57.000 Flaschen Wasser geordert, die Klemens Hellenthal und Karwan Mohammed vor Ort verteilten.  | Foto: Hilfsgruppe Eifel/pp/Agentur ProfiPress
Karwan Mohammed, hier in seinem Friseursalon in Kall, dokumentiert alle Hilfstransporte und weiß genau, wo welche gespendeten Güter aus der Eifel abgeliefert worden sind.  | Foto: Foto; Reiner Züll/pp/Agentur ProfiPress
Redakteur/in:

Lars Kindermann aus Rhein-Erft

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