Verbraucherzentrale
Wahre Wohltäter erkennen

Kreis Euskirchen - (bp). Ob für Flüchtlinge, Notleidende in Krisengebieten,
bedürftige Kinder oder für kulturelle Anliegen, ob für Tier- oder
Umweltschutz: Alle Jahre wieder wird in der Weihnachtszeit zu Spenden
aufgerufen - per Post, via Internet und mit der Sammelbüchse in der
Hand. Mehr als 600.000 Vereine und rund 22.000 Stiftungen in
Deutschland profitieren von der Bereitschaft, das eigene Portemonnaie
für Menschen in Not, für die Versorgung von Tieren und auch für
kulturelle Belange zu öffnen.

„Wer helfen möchte, tut gut daran, seine Gaben nicht allzu
leichtgläubig zu verteilen. Denn nicht jede Organisation, die
verspricht, mit Euro und Cent Gutes zu bewirken, ist so seriös, wie
sie sich gibt“, erklärt Monika Schiffer, Leiterin der
Verbraucherzentrale in Euskirchen. Um die wahren Wohltäter von
unseriösen Trittbrettfahrern zu unterscheiden, helfen folgende
Hinweise der Verbraucherzentrale NRW:

Briefpost fürs Gefühl: Fast täglich landen
Spendenaufrufe in den Briefkästen. Wer einmal gespendet hat, erhält
meist wieder Post. Spendenorganisationen nutzen zudem auch
kommerzielle Adresshändler und beziehen Anschriften etwa aus
Telefonbüchern, durch Preisausschreiben oder von Versandhändlern.
Dank weiterer Angaben wie Alter, Beruf, Geschlecht und Wert der
bestellten Ware lassen sich unterschiedliche Zielgruppen herausfiltern
und anschreiben. Wer über seinen Briefkasten um eine Spende gebeten
wird, sollte sich bei Zweifeln an der Glaubwürdigkeit Zeit nehmen,
die Organisation genauer unter die Lupe zu nehmen. Aufschluss bietet
etwa ein Blick in den jeweiligen Jahresbericht, den seriöse
Organisationen auf Anfrage zusenden. Vorsicht ist hingegen geboten,
wenn die Werbepost – statt Daten und Fakten zu liefern – allein
auf Gefühle zielt. Emotionsgeladene Texte und Mitleid erregende Fotos
sind Kennzeichen unseriöser Briefwerbung. Glaubwürdig hingegen sind
klare, aussagekräftige Informationen und authentische Fotos mit einem
erkennbaren Bezug zu dem jeweiligen Spendenzweck.

Mit der Büchse unterwegs: In den Bundesländern
Rheinland-Pfalz, Saarland und Thüringen müssen Spendensammlungen
behördlich angemeldet und genehmigt werden. In allen übrigen
Bundesländern genügt es, einen Verein zu gründen, sich eine Satzung
zu geben und auf Sammeltour zu gehen. Während früher eine
Sammelbüchse verplombt sein musste, fehlt nun oft eine Regelung, um
Münzen und Scheine vor zweckentfremdetem Zugriff zu sichern. Gerade
die direkte Ansprache kann dazu verführen, rasch und unbedacht zu
spenden. Erst recht, wenn versucht wird, mit Fotos angeblicher
Folteropfer, hungernder Kinder oder gequälter Tiere Mitleid zu
erregen. Doch auch bei einer Sammlung mit der Büchse handelt es bei
gezeigten Bildern womöglich um gestellte Aufnahmen. Besser ist
deshalb, zunächst abzuwinken und sich in Ruhe über die jeweilige
Organisation zu informieren. Wer seriös agiert, kann in einem
Geschäftsbericht darlegen, wofür das Geld aus Spenden oder
Mitgliedsbeiträgen ausgegeben wird – und freut sich über eine wohl
überlegte Spende per Überweisung. Ist ein Verein oder eine
Organisation als gemeinnützig anerkannt, bedeutet dies ein Indiz für
deren Glaubwürdigkeit. Karitativ anerkannte Spenden können zudem
steuerlich abgesetzt werden.

Spendenwerber im Internet: Eine eigene Homepage ist
hingegen kein Garant für die Seriosität einer Organisation.
Professionell gestaltete Internetseiten können zwar vordergründig
einen vertrauenswürdigen Eindruck erwecken. Doch besser ist, hinter
die Kulissen zu blicken und zu prüfen, ob im Impressum ein
Ansprechpartner sowie eine ordentliche Adresse genannt sind. Wer
Zweifel hegt, sollte um Informationen – Jahresbericht, Prospekte –
bitten und gucken, was andere Quellen im Netz über die jeweilige
Organisation und ihre Aktivitäten äußern. Das gilt auch für die
zahlreichen über soziale Medien – etwa per Facebook –
verbreiteten Spendenaufrufe. Dort tummeln sich etliche Organisationen,
Vereine, aber auch Shops oder einzelne Personen, die vorgeben, sich
für eine wohltätige Aktion zu engagieren. Die ausgesendeten Appelle
rühren mit mitleiderregenden Fotos direkt ans Herz und somit an die
eigene Spendenbereitschaft. Statt Information zum Spendensammler und
Belegen zu dessen sozialem Engagement, springen die jeweiligen
Bankverbindungen für eine Überweisung meist jedoch sofort ins Auge.

Vorsicht bei Fördermitgliedschaften: Viele unseriöse
Gruppen buhlen sogleich um feste Mitglieder. Meist sind die Beiträge
hoch, geboten wird hierfür kaum etwas. Zudem bindet man sich in der
Regel für einen längeren Zeitraum. Denn im Unterschied zu sonstigen
Haustürgeschäften lässt sich die Verpflichtung zumeist nicht
innerhalb von zwei Wochen widerrufen. Oft fließt auch nur ein kleiner
Teil der Beträge in Hilfsprojekte. Den weit größeren Teil der
Spendengelder verschlucken meist Werbung und Verwaltung.

Wegweiser durch den Spendendschungel: Das Deutsche
Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) vergibt an
förderungswürdige Organisationen ein Spenden-Siegel. Derzeit dürfen
sich damit 232 überwiegend soziale Organisationen schmücken.
Allerdings: Geprüft werden nur Hilfswerke, die sich selbst beim DZI
melden und die Kosten für die Prüfung zahlen. Vor allem kleinere
Organisationen sparen sich dies. Wenn ein Verein also in der DZI-Liste
fehlt, muss das nicht zwangsläufig bedeuten, dass er unseriös ist.
Trägt ein Spendenaufruf den DZI-Sternenkranz, ist hingegen
garantiert, dass die Organisation eindeutig und sachlich wirbt,
sparsam wirtschaftet und außerdem nachprüfbar ausweist, wie das Geld
der Spender verwendet wird.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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