Verbraucherzentrale warnt
Wahre Wohltäter von falschen unterscheiden

Die Leiterin der Verbraucherzentrale Euskirchen, Monika Schiffer, warnt unseriösen Spendensammlern in der Weihnachtszeit. | Foto: Torsten Beulen
  • Die Leiterin der Verbraucherzentrale Euskirchen, Monika Schiffer, warnt unseriösen Spendensammlern in der Weihnachtszeit.
  • Foto: Torsten Beulen
  • hochgeladen von RAG - Redaktion

Kreis Euskirchen - (bp). Ob für Flüchtlinge, Notleidende in Krisengebieten,
bedürftige Kinder oder für kulturelle Anliegen, ob für Tier- oder
Umweltschutz: Alle Jahre wieder wird in der Weihnachtszeit zu Spenden
aufgerufen - per Post, via Internet und mit der Sammelbüchse in der
Hand. Rund 600.000 Vereine und 22.000 Stiftungen in Deutschland
profitieren von der Bereitschaft, das eigene Portemonnaie für
Menschen in Not, für die Versorgung von Tieren und auch für
kulturelle Belange zu öffnen.

„Wer helfen möchte, tut gut daran, seine Gaben nicht allzu
leichtgläubig zu verteilen. Denn nicht jede Organisation, die
verspricht, mit Euro und Cent Gutes zu bewirken, ist so seriös, wie
sie sich gibt“, erklärt Monika Schiffer, Leiterin der
Verbraucherzentrale in Euskirchen.

Folgende Hinweise der Verbraucherzentrale NRW helfen, wahre Wohltäter
von unredlichen Trittbrettfahrern zu unterscheiden:

Briefpost fürs Gefühl: Fast täglich landen Spendenaufrufe in
den Briefkästen. Wer einmal gespendet hat, erhält meist wieder Post.
Spendenorganisationen nutzen auch kommerzielle Adresshändler und
beziehen Anschriften etwa aus Telefonbüchern, durch Preisausschreiben
oder von Versandhändlern. Dank weiterer Angaben wie Alter, Beruf,
Geschlecht und Wert der bestellten Ware lassen sich unterschiedliche
Zielgruppen herausfiltern und anschreiben.

Wer per Post um eine Spende gebeten wird, sollte sich bei Zweifeln an
der Glaubwürdigkeit Zeit nehmen, die Organisation genauer unter die
Lupe zu nehmen. Aufschluss bietet etwa ein Blick in den jeweiligen
Jahresbericht, den seriöse Organisationen auf Anfrage zusenden.

Vorsicht ist hingegen geboten, wenn die Werbepost - statt Daten und
Fakten zu liefern - allein auf Gefühle zielt. Emotionsgeladene Texte
und Mitleid erregende Fotos sind Kennzeichen unseriöser Briefwerbung.
Glaubwürdig hingegen sind klare, aussagekräftige Informationen und
authentische Fotos mit einem erkennbaren Bezug zum jeweiligen
Spendenzweck.

Mit der Büchse unterwegs: In den Bundesländern
Rheinland-Pfalz, Saarland und Thüringen müssen Spendensammlungen
behördlich angemeldet und genehmigt werden. In allen übrigen
Bundesländern genügt es, einen Verein zu gründen, sich eine Satzung
zu geben und auf Sammeltour zu gehen. Während eine Sammelbüchse
früher verplombt sein musste, fehlt nun oft eine Vorgabe, um Münzen
und Scheine vor zweckentfremdetem Zugriff zu sichern.

Gerade die direkte Ansprache kann dazu verführen, rasch und unbedacht
zu spenden. Erst recht, wenn versucht wird, mit Fotos angeblicher
Folteropfer, hungernder Kinder oder gequälter Tiere Mitleid zu
erregen. Doch auch bei einer Sammlung mit der Büchse handelt es bei
gezeigten Bildern womöglich um gestellte Aufnahmen.

Besser ist deshalb, zunächst abzuwinken und sich in Ruhe über die
jeweilige Organisation zu informieren. Wer seriös agiert, kann in
einem Geschäftsbericht darlegen, wofür das Geld aus Spenden oder
Mitgliedsbeiträgen ausgegeben wird - und freut sich über eine wohl
überlegte Spende per Überweisung. Ist ein Verein oder eine
Organisation als gemeinnützig anerkannt, ist dies als Indiz für
Glaubwürdigkeit zu werten. Karitativ anerkannte Spenden können zudem
steuerlich abgesetzt werden.

Spendenwerber im Internet: Eine eigene Homepage ist hingegen
kein Garant für die Vertrauenswürdigkeit einer Organisation.
Professionell gestaltete Internetseiten können zwar vordergründig
einen glaubwürdigen Eindruck erwecken. Doch besser ist, hinter die
Kulissen zu blicken und zu prüfen, ob im Impressum ein
Ansprechpartner sowie eine ordentliche Adresse genannt sind.

Wer Zweifel hegt, sollte um Informationen - Jahresbericht, Prospekte -
bitten und gucken, was andere Quellen im Netz über die jeweilige
Organisation und ihre Aktivitäten äußern. Das gilt auch für die
zahlreichen über soziale Medien - etwa per Facebook - verbreiteten
Spendenaufrufe. Dort tummeln sich etliche Organisationen, Vereine,
aber auch Shops oder einzelne Personen, die vorgeben, sich für eine
wohltätige Aktion zu engagieren.

Die ausgesendeten Appelle rühren mit mitleiderregenden Fotos direkt
ans Herz und somit an die eigene Spendenbereitschaft. Statt
Information zum Spendensammler und Belegen zu dessen sozialem
Engagement, springen die jeweiligen Bankverbindungen für eine
Überweisung meist jedoch sofort ins Auge.

Vorsicht bei Fördermitgliedschaften: Viele unseriöse Gruppen
buhlen sogleich um feste Mitglieder. Meist sind die Beiträge hoch,
geboten wird hierfür kaum etwas. Zudem bindet man sich in der Regel
für einen längeren Zeitraum. Denn im Unterschied zu sonstigen
Haustürgeschäften lässt sich die Verpflichtung zumeist nicht
innerhalb von zwei Wochen widerrufen.

Oft fließt auch nur ein kleiner Teil der Beträge in Hilfsprojekte.
Den weit größeren Teil der Spendengelder verschlucken meist Werbung
und Verwaltung.

Wegweiser durch den Spendendschungel: Das Deutsche
Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) vergibt an
förderungswürdige Organisationen ein Spendensiegel. Derzeit dürfen
sich damit 230 überwiegend soziale Organisationen schmücken.
Allerdings: Geprüft werden nur Hilfswerke, die mindestens 25.000 Euro
an Spenden in den vergangenen zwei Geschäftsjahre erhalten haben,
sich außerdem selbst beim DZI für eine Prüfung melden und die
Kosten hierfür zahlen. Kleinere Organisationen können dies oft nicht
leisten.

Wenn ein Verein in der DZI-Liste fehlt, bedeutet dies nicht
zwangsläufig, dass er unseriös ist. Trägt ein Spendenaufruf den
DZI-Sternenkranz, ist hingegen garantiert, dass die Organisation
eindeutig und sachlich wirbt, sparsam wirtschaftet und nachprüfbar
ausweist, wie das Geld der Spender verwendet wird.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

27 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.