Greifvogel-Aufzucht
Weihen lieben Zülpicher Mäuse
Dank einer Zusammenarbeit des Kreises Euskirchen mit dem Verein „Komitee gegen den Vogelmord“ und Landwirten im Kreis, gelingt die Aufzucht von Rohr- und Wiesenweihen immer besser.
Kreis Euskirchen (lk). Rohr- und Wiesenweihen sind auch in der Region heimisch. Doch den schlanken Greifvögeln fehlen zunehmend natürliche Brutplätze wie Schilfbestände, Moore und Feuchtgebiete. „Doch die Vögel wissen sich zu helfen“, sagt Anne Hänfling von der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Euskirchen. „Sie weichen immer häufiger in die Gerste- und Weizenfeldern der Zülpicher Börde aus.“
Allerdings kollidiert die Aufzuchtzeit hier mit den Erntezeiten der Landwirte. Daher werden Ackerbruten durch den Kreis Euskirchen systematisch geschützt – mit Erfolg, wie sich jüngst gezeigt hat. „Denn in diesem Jahr gab es erfreulicherweise starken Nachwuchs. Vier junge Wiesenweihen und vier junge Rohrweihen gingen aus den Ackerbruten hervor“, vermeldet der Kreis.
Damit die Weihen ihre Küken erfolgreich aufziehen konnten, hatte das „Komitee gegen den Vogelmord e.V.“ in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde und zusammen mit den Landwirten Andreas Wiskirchen und Marcus Fömer die Nistplätze geschützt. Die Landwirte haben bei der Ernte des Feldes eine etwa 25 Meter mal 25 Meter große Fläche ausgespart. Dieser Bereich wurde zusätzlich durch einen Stromzaun gesichert, um die Jungvögel vor Beutegreifern wie Füchsen zu schützen.
Nach erfolgreicher Aufzucht und dem Flüggewerden halten sich die Jungvögel noch einige Zeit im Bereich des Neststandortes auf. Sie werden jedoch schon bald zu einem Langstreckenflug nach Westafrika aufbrechen, wo sie südlich der Sahara überwintern. In den letzten Jahren haben sich die Weihen Gersten- und Weizenfelder in den Stadt- und Gemeindegebieten von Zülpich, Weilerswist und Euskirchen, zum Teil auch Mechernich, ausgesucht.
„Besonders das Stadtgebiet von Zülpich ist anscheinend attraktiv für die Wiesenweihe“, so Anne Hänfling. „Hier genießen die Vögel reichlich Auswahl an Getreidefeldern mit freier Sicht, wenigen Vertikalstrukturen und - ganz wichtig! - vielen Mäusen.“ Die Vögel sind nicht standorttreu, denn auch die Nutzung der Felder wechselt regelmäßig. Dennoch finden sie immer wieder geeignete Äcker, in denen sie sich niederlassen und ihre Jungen großziehen können.
Das „Euskirchener Modell“, das neben einer Ausgleichszahlung für die Landwirte eine zusätzliche Prämie für jedes flügge Jungtier vorsieht, hat sich mittlerweile auch in einigen Nachbarkreisen etabliert. „Eine kreisübergreifende Förderung der Weihen, die diese Grenzen natürlich nicht kennen, ist wichtig und wertvoll. Die Zusammenarbeit zwischen Landwirten, Vogelschützern, Biologischer Station und der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises ist inzwischen eingespielt und klappt hervorragend“, resümiert Anne Hänfling.
Redakteur/in:Lars Kindermann aus Rhein-Erft |
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