Kriminalstatistik 2017
Weniger Einbrüche, aber mehr Gewalttaten
Kreis Euskirchen - „Wenn es nach uns geht, hätte es ruhig noch länger kalt sein
können!“ Christian Außem sieht einen direkten Zusammenhang
zwischen den Temperaturen und der Kriminalitätsentwicklung. „Bei
minus 17 Grad geht selbst der gemeine Einbrecher nicht mehr auf die
Straße“, sagte der Abteilungsleiter Polizei im Kreis Euskirchen bei
der Vorstellung der Kriminalstatistik für das Jahr 2017. Zusammen mit
Edgar Völl und Uwe Wilde vom Führungsstab der Direktion
Kriminalität, dem Personalratsvorsitzenden Markus Hilgers sowie den
Pressesprechern Lothar Willems und Franz Küpper stellte er das
Zahlenwerk auf der Polizeiwache in Euskirchen vor.
Tatsächlich hat sich die Kriminalität im Kreis Euskirchen im vorigen
Jahr sehr positiv entwickelt. Die hiesigen Polizeibeamten haben in
2017 exakt 10.830 kriminelle Delikte registriert. Das sind 722 oder
umgerechnet 6,25 Prozent weniger als 2016. Es wäre freilich zu
einfach, den Rückgang der Straftaten, die 2017 zwischen Weilerswist
und Losheimergraben begangen wurden, ausschließlich auf die kalte
Witterung zurückzuführen, und deshalb lobte Außem zugleich den
Einsatz „seiner“ Kriminalpolizei: „Karl Lenzke und sein Team
haben gute Arbeit geleistet.“
Zumal die Euskirchener Kriminalpolizei auch eine hervorragende
Aufklärungsquote vorweisen kann. 2017 konnten bei 57,71 Prozent aller
Straftaten der oder die Täter ermittelt werden. Das sind 4,13 Prozent
mehr als im Vorjahr. „Das war sicherlich ein stückweit Glück, aber
auch das Resultat harter, kriminalistischer Arbeit“, kommentierte
Polizeichef Außem diese Zahl. Glück deshalb, weil beispielsweise
einem Mann aus Euskirchen gleich eine ganze Serie von
Kellereinbrüchen in der Kreisstadt angelastet werden konnte. Dadurch
konnten auf einen Schlag 150 Fälle aufgeklärt werden. Allerdings,
das betonte Uwe Wilde, seien der Festnahme auch wochenlange
Ermittlungen und Observationen vorausgegangen. Insgesamt konnten
voriges Jahr 6250 Delikte aufgeklärt werden.
Die Hochburg der kriminellen Machenschaften war, ist und bleibt
Euskirchen. In der Kreisstadt wurden voriges Jahr 5083 Straftaten
begangen. Das entspricht einem Anteil von fast 47 Prozent. Es folgen
Mechernich mit 1270 Delikten (11,73 Prozent), Zülpich (932, 8,61
Prozent), Weilerswist (857, 7,91 Prozent), Kall (704, 6,5 Prozent),
Bad Münstereifel (607, 5,6 Prozent), Schleiden (560, 5,17 Prozent),
Blankenheim (256, 2,36 Prozent), Hellenthal (226, 2,09 Prozent),
Nettersheim (194, 1,79 Prozent) und schließlich Dahlem mit 138
Straftaten (1,27 Prozent). 69,1 Prozent aller Delikte wurden somit im
Nordkreis - also in Euskirchen, Bad Münstereifel, Weilerswist und
Zülpich - begangen und lediglich 30,9 Prozent im südlichen
Kreisgebiet.
Mit der Kriminalitätshäufigkeitszahl (KHZ) wird die Zahl der
Straftaten pro 100.000 Einwohner angegeben. Diese betrug voriges Jahr
im Kreis Euskirchen 5664. In ganz Nordrhein-Westfalen lag sie bei 7677
und im Regierungsbezirk Köln bei 8121.
Einen Rückgang verzeichnete die Kreispolizeibehörde Euskirchen auch
bei der Zahl der Wohnungseinbrüche. Diese ist in 2017 von 493 auf 363
gefallen. Die meisten Einbrüche wurden im Nordkreis verübt, wobei
die Kreisstadt mit 128 Einbrüchen nach wie vor die Spitzenposition
einnimmt. Immerhin: Auch in Euskirchen ist die Zahl der Einbrüche
gesunken - um fast 28 Prozent. Ganz anders als in der Gemeinde
Hellenthal, wo die Zahl der Einbrüche um 300(!) Prozent gestiegen
ist. Diese auf den ersten Blick dramatische Entwicklung macht bei der
Kreispolizeibehörde Euskirchen jedoch niemanden nervös, denn
tatsächlich wurde in Hellenthal voriges Jahr 15 Mal eingebrochen,
2015 jedoch nur fünfmal.
Die Zahl der Einbrüche in den anderen Kommunen: Weilerswist 69 (2016:
66), Mechernich 47 (69), Zülpich 32 (54), Schleiden 28 (44), Bad
Münstereifel 18 (24), Kall 12 (25), Nettersheim 6 (9), Blankenheim 4
(10) und Dahlem 4 (10).
In einem Fall musste ein Polizist aus dem Kreis Euskirchen 2017 von
der Schusswaffe Gebrauch machen. In Euskirchen war ein Mann mit einem
Baseballschläger auf Polizeibeamte losgegangen, nachdem er zuvor
schon einen Streifenwagen damit demoliert hatte. Er konnte
schließlich nur durch einen Schuss ins Bein gestoppt werden. Nicht
nur aufgrund dieses Falls spricht Christian Außem von einer
besorgniserregenden Zunahme an Gewaltdelikten. Diese Entwicklung
lässt sich an absoluten Zahlen festmachen: 396 Gewaltdelikte gab es
voriges Jahr - zehn mehr als 2016.
Die Zahl der Platzverweise nach häuslicher Gewalt ist von 95 auf 146
und die Zahl der Körperverletzungen von 128 auf 196 gestiegen.
Außerdem wurden acht Sexualdelikte bei der Euskirchener Polizei zur
Anzeige gebracht. Eine sicherlich unschöne Entwicklung!
„Allerdings“, so Außem, „macht die Gewaltkriminalität nur 3,79
Prozent aller Straftaten aus.“
Einen Anstieg verzeichnet die hiesige Kriminalpolizei auch beim Waren-
und Warenkreditbetrug - und zwar um annähernd 49 Prozent. 2016 war es
noch 507 derartige Fälle, die sich vorwiegend im Internet abspielen,
voriges Jahr dann derer 755 - also 248 Fälle mehr. Immerhin konnte
die Polizei auch hier einen Aufklärungserfolg verzeichnen. Einer Frau
aus Kall konnten einhundert solcher Betrugsfälle zugeordnet werden.
Insgesamt konnten 4423 Tatverdächtige ermittelt werden, mehr als 76
Prozent davon waren männlich. Leicht zurückgegangen ist die Zahl der
nichtdeutschen Tatverdächtigen - von 1085 auf 2024. Deren Anteil an
allen Tatverdächtigen lag bei 23,2 Prozent.
1,07 Prozent der Einwohner von Nordrhein-Westfalen wohnen im Kreis
Euskirchen, aber nur 0,79 Prozent aller Straftaten in NRW werden hier
verübten. Damit liegt die Kreispolizeibehörde Euskirchen auf Platz
17 aller 47 Polizeibehörden in NRW. Nicht zuletzt deshalb zieht
Christian Außem ein positives Fazit: „Der Kreis Euskirchen ist
sicher, auch wenn der eine oder andere gerne das Gegenteil
behauptet.“
Die gesamte Kriminalstatistik der Kreispolizeibehörde Euskirchen gibt
es unter
www.polizei.nrw.de/euskirchen.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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