Jedes Bier zählt
Wieder ausgehen unter Corona-Bedingungen
Kreis Euskirchen - Nach dem Shutdown wieder ins Stammlokal: Restaurants und Kneipen im
Kreis Euskirchen sind wieder am Start – doch in Zeiten der Pandemie
ist die Geduld der Gäste gefragt. Darauf weist die Gewerkschaft
Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hin: „Wirte und Kellner freuen
sich nach extrem harten Wochen auf Kundschaft. Jetzt zählt jedes
getrunkene Bier“, sagt NGG-Geschäftsführerin Manja Wiesner.
(me). Mit Blick auf Abstands- und Hygieneregeln werde der
Restaurantbesuch jedoch ein anderer sein. Gäste sollten mehr Zeit
mitbringen als sonst – und auch Verständnis für die Situation des
Personals.
„Einerseits soll die Gastronomie endlich wieder Genuss und
Geselligkeit möglich machen. Andererseits darf die Branche unter
keinen Umständen zum Infektionsherd werden“, so Gewerkschafterin
Wiesner. Das gelte auch für die Hotellerie, die ihren Betrieb in den
nächsten Wochen langsam wieder hochfahre.
Im Kreis Euskirchen beschäftigt das Hotel- und Gaststättengewerbe
laut Arbeitsagentur rund 2.800 Menschen. Viele von ihnen seien auf den
ersten vollen Lohn nach langer Zeit in Kurzarbeit angewiesen, so die
NGG-Region Köln. „Deshalb gilt jetzt erst recht: Jedes Trinkgeld
tut gut.“
Es komme nun aber vor allem darauf an, den Gesundheitsschutz penibel
einzuhalten. Hier sollten Gastronomen genug Personal einplanen.
„Wenn eine Gaststätte halb so lang offen hat, heißt das nicht,
dass man nur die Hälfte der Service- und Küchenkräfte braucht. Im
Gegenteil: Hygiene kostet Zeit. Gerade dann, wenn es jetzt zum Sturm
aufs Schnitzel kommt. Ebenso das Umstellen von Buffets auf
Tellergerichte oder das bargeldlose Kassieren: Die Gastronomie muss
eine ‚Portion Extra-Hygienezeit‘ einplanen. Und wer acht Stunden
mit Mundschutz kellnert, sollte auch mal eine Pause mehr machen
dürfen“, so Wiesner.
Zugleich profitieren von der Wiedereröffnung des Gastgewerbes auch
andere Branchen, betont die NGG. „Über viele Wochen mussten gerade
Brauereien die Belieferung der Kneipen und Gaststätten stoppen. Auch
ihr Exportgeschäft ist eingebrochen. Jetzt gibt es immerhin einen
Lichtblick für die Branche“, sagt Wiesner. Nach einer aktuellen
Umfrage des Deutschen Brauer-Bundes haben bislang 88 Prozent aller
Brauereien Kurzarbeit angemeldet.
Betroffen ist auch die Ernährungsindustrie: „Zwar haben die
Hamsterkäufe gerade zu Beginn der Pandemie bei Nudel- und
Konservenherstellern zum Hochbetrieb geführt. Gleichzeitig aber
stornierten wichtige Großabnehmer ihre Bestellungen: Vom
10-Liter-Eimer Frittieröl bis hin zum Fassbier – Hotels und
Gaststätten fragen jetzt wieder nach“, berichtet Wiesner.
Entscheidend sei zudem, dass auch der Tourismus wieder eine
Perspektive bekomme. Viele Menschen fragten sich jetzt, wie sie ihren
Sommerurlaub planen können. „Klar ist: Wenn eine zweite
Infektionswelle ausbleibt und das Gastgewerbe durchdachte Lösungen
für den Corona-Schutz bietet, dann könnte die Branche bald schon
boomen und der Heimaturlaub eine Renaissance erleben.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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