Interview
Wirtschaft blickt auf ein gutes Jahr zurück

Bert Wirtz, Präsident der Industrie- und Handelskammer Aachen.  | Foto: Stadtbild/Renate Schütt 
  • Bert Wirtz, Präsident der Industrie- und Handelskammer Aachen. 
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Kreis Euskirchen/Aachen - (bp). Am Ende des Jahres 2016 hat der Präsident der Industrie- und
Handelskammer (IHK) Aachen, Bert Wirtz, im Interveiw Rückschau
gehalten und einen Blick in die nahe Zukunft geworfen.

2016 war ein sehr turbulentes Jahr. War es aus Ihrer Sicht auch ein
erfolgreiches?

Wirtz: Auf jeden Fall. Die Wirtschaft blickt insgesamt auf ein
gutes Jahr zurück. Der Einzelhandel hat dank des positiven
Weihnachtsgeschäftes am Schluss ordentlich zugelegt, und für den
Dienstleistungssektor ist es ziemlich gut gelaufen. Die Industrie im
Kreis Euskirchen hat ihre Umsätze bis Oktober um 3,7 Prozent
gesteigert. Die gute gesamtwirtschaftliche Situation zeigt sich am
Arbeitsmarkt mit einem Höchststand in der Beschäftigung und weiter
rückläufigen Arbeitslosenquoten. Und besonders erfreulich ist: Die
„Steuerquellen“ sprudeln wie nie zuvor. Das entlastet auch die
Haushalte der Städte und Gemeinden.

Was waren die größten Herausforderungen im abgelaufenen Jahr?

Wirtz: Die vielen Flüchtlinge in geordnete Verfahren
hineinzubringen, war ein großer Kraftakt, der passabel gelöst wurde.
Mit Unterstützung unserer Flüchtlingskoordinatorin haben 2016 die
ersten Flüchtlinge mit einer Ausbildung beginnen können. Wir werden
unsere Aktivitäten im Jahr 2017 ausbauen, um für die Menschen
bessere Perspektiven zur Integration in den Arbeitsmarkt zu
entwickeln. Wenn uns das gut gelingt, profitieren alle davon. Im
August haben wir außerdem mit rund 50 regionalen und überregionalen
Partnern das Netzwerk der „Aachen Building Experts“ gegründet.
Gemeinsam wollen wir digitale Technologien und Innovationen befördern
und dabei die Kompetenzen unserer Region veranschaulichen. Mit Blick
aufs Globale hat sich die Wirtschaft 2016 in vielen unterschiedlichen
Bereichen auf veränderte Rahmenbedingungen einstellen müssen – sei
es durch die „Brexit“-Entscheidung in Großbritannien, die
wirtschaftliche Situation in China oder die Energiewende in
Deutschland.

Welche Erwartungen knüpfen Sie an das neue Jahr?

Wirtz: Wir starten optimistisch in das Jahr 2017. Das sagt eine
Zwischenauswertung der aktuellen Konjunkturumfrage der IHK. Ähnlich
prognostizieren das auch die verschiedenen
Wirtschaftsforschungsinstitute. Es gibt aber auch Unwägbarkeiten, die
zum Beispiel durch den weltweiten Terror entstehen, aber auch durch
den neuen US-Präsidenten, der noch nicht richtig einschätzbar ist,
und die politische Lage in der Europäischen Union. Außerdem werden
mit den bevorstehenden Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen und der
Bundestagswahl die politischen Mehrheiten neu bestimmt.

Stichworte „Digitalisierung“ und „Veränderung der
Arbeitswelt“: Sehen Sie unsere Region mittel- und langfristig gut
aufgestellt?

Wirtz: Ich denke, wir sind gut gerüstet, weil das Thema in den
Köpfen der Unternehmer angekommen ist und der Kreis Euskirchen dank
der vorausschauenden Politik der Kreisverwaltung im nächsten Jahr
rund 30 Millionen Euro in den Breitbandausbau investieren wird. Die
Digitalisierung wird vieles verändern. Darauf wird sich die
Wirtschaft einstellen müssen. Mit dem „digitalHUB“ haben wir eine
zentrale Plattform für Unternehmen und Gründer geschaffen. Davon
sollen und werden in enger Zusammenarbeit mit der
Wirtschaftsförderung des Kreises, den Hochschulen und dem digitalen
Mittelstand wichtige Impulse ausgehen. Ich glaube, die Chancen der
Digitalisierung überwiegen: Es wird viele neue Aufgabenfelder geben,
und digitale Assistenzsysteme können die Arbeit erheblich
erleichtern.  

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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