Integrationskurs
Ziel ist ein Ausbildungsplatz

Drei Stunden pro Tag paukt Katrin Lambertz mit den Flüchtlingen Deutsch, um so deren Chance auf einen Ausbildungsplatz zu erhöhen. | Foto: Tom Steinicke
  • Drei Stunden pro Tag paukt Katrin Lambertz mit den Flüchtlingen Deutsch, um so deren Chance auf einen Ausbildungsplatz zu erhöhen.
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Kreis Euskirchen - Das Projekt ist zwar auf der Zielgeraden angekommen, doch beendet
ist der Weg für die Flüchtlinge noch lange nicht. Damit er für sie
in Deutschland weitergeht, haben sie seit April täglich Deutsch
gelernt - in den Räumen des Jugendmigrationsdienstes (JMD) in
Euskirchen.

Drei Stunden pro Tag paukt Katrin Lambertz mit den Flüchtlingen aus
sogenannten sicheren Herkunftsstaaten wie Pakistan, Ghana oder Bosnien
die deutsche Sprache. „Das Niveau ist total unterschiedlich.
Während ich einem Kursteilnehmer gerade in Deutsch die Uhr erkläre,
diskutieren andere auf Deutsch den Klimawandel - inklusive Nebensatz
und Modalverben“, erklärt die studierte Übersetzerin. Ob sie
jemals als Übersetzerin arbeiten wird, sei aktuell fraglich. „Die
Arbeit als Lehrerin macht mir unheimlich viel Spaß, und ich hoffe,
dass ich eine Weiterbildung machen und weiter Flüchtlingen helfen
kann“, sagt die Dahlemerin.

Das Ziel hinter den zahlreichen ehrenamtlichen Stunden: die
Deutschkenntnisse so zu verbessern, dass die jungen Menschen mit
unklarer Bleibeperspektive eine Chance auf einen Ausbildungsplatz
haben. „Wenn solche Flüchtlinge einen Ausbildungsplatz erhalten,
dann greift die sogenannte 3+2-Regelung“, sagt Norbert Weber,
Pädagogischer Leiter des JMD. Nach der erfolgreichen dreijährigen
Ausbildung wird laut Weber bei anschließender Beschäftigung ein
Aufenthaltsrecht für zwei Jahre erteilt. „Bei den Flüchtlingen,
die täglich hier sitzen und pauken, ist unheimlich viel Potenzial“,
so Weber.

Zu einem zweiten „Lehrer“ hat sich ein pakistanischer Flüchtling
gemausert, der erst seit gut anderthalb Jahren in Deutschland ist,
aber schon gut Deutsch spricht. „Ich habe in meinem Heimatland
Medizin studiert“, sagt er. Jetzt hoffe er, dass er hier eine
Ausbildung machen könne - vielleicht zum Krankenpfleger.

Lambertz ist begeistert: „Es ist total schön zu beobachten, dass
die besseren den neuen Kursmitgliedern, die noch nicht so gut Deutsch
sprechen, immer wieder helfen. So kann ich jeden Kursteilnehmer
individuell fördern.“

Der Kurs ist laut Weber die Möglichkeit, einen guten
Integrationsprozess zu durchlaufen. In diesem Bereich engagiert sich
der Jugendmigrationsdienst, dessen Träger die Katholische
Jugendagentur Bonn ist, seit mehr als zwei Jahrzehnten. Doch wie geht
es mit den Kursteilnehmern weiter, wenn der Kurs in wenigen Tagen
wirklich ausgelaufen ist? „Zum Glück gibt es mittlerweile einige
Bildungsangebote, die sich unabhängig von der Bleibeperspektive um
Flüchtlinge kümmern“, sagt Weber. Er werde sich darum bemühen,
dass „seine“ Kursteilnehmer dort unterkommen. Nichts zu tun sei
einfach keine Alternative. Und in den 28 Jahren als Sozialpädagoge
habe er gelernt, dass sich „sehr viele Menschen sehr gerne
integriert haben.“

- Tom Steinicke

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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