Rettungswagen für die Ukraine
Zuerst die Flut, jetzt der Krieg
Immer wieder beklagen die politische Opposition in Berlin und viele Medienvertreter das bürokratisch-behäbige Verhalten der deutschen Regierung, wenn es um Waffenlieferungen in die Ukraine geht. Dass es auch anders gehen kann, wenn der Bedarf groß ist, zeigen der Kreis Euskirchen, die Stadt Leverkusen und eine Gruppe ehrenamtlicher Helfer aus dem Rhein-Erft-Kreis. Gemeinsam haben sie innerhalb weniger Tage zwei vollausgestatte Rettungsfahrzeuge für den Einsatz in der Ukraine ausgerüstet und ihren Transport ins Krisengebiet organisiert. Schon an diesem Wochenende werden die dringend benötigten Rettungswagen helfen, Menschenleben in der Ukraine zu retten.
Region. Harald Fischer aus Frechen-Habbelrath kann es nicht lassen. Kurz nach Beginn der russischen Invasion der Ukraine stellte seine Familie das „Menschenhilfsprojekt Sophie“, benannt nach Fischers Enkeltochter, auf die Beine. Seitdem organisiert er regelmäßig Hilfskonvois an die polnisch-ukrainische Grenze. Die gesammelten Spenden, darunter haltbare Lebensmittel, intensivmedizinisches Material und Medikamente, werden dort in kleine Fahrzeuge umgeladen und von mutigen Freiwilligen aus ganz Europa ins Krisengebiet gebracht (wir berichteten). Jetzt übergab Markus Ramers, Landrat im Kreis Euskirchen, zwei ausgediente und voll ausgestattete Rettungstransportwagen (RTW) an Harald Fischer. „Wir haben nach der Flutkatastrophe selbst viel Hilfe erfahren, wofür wir heute noch sehr dankbar sind. Für uns ist es eine Herzensangelegenheit, dass wir auch anderen helfen“, so Ramers bei der Übergabe.
Direkt nach der Flutkatastrophe hatte die Stadt Leverkusen die RTWs dem Kreis Euskirchen geschenkt. „Das war damals immens wichtig“, so der Landrat. „Unsere Einsatzflotte ist durch die Flut schwer in Mitleidenschaft gezogen worden.“ Dank der Spende aus Leverkusen und weiterer Unterstützung habe man aber die Einsatzfähigkeit und Mobilität aufrechterhalten können.
„Große Krisen lassen sich nur gemeinsam meistern“, betont auch Leverkusens Oberbürgermeister Uwe Richrath. „Deshalb haben wir dem Kreis Euskirchen nach der Flutkatastrophe im Jahr 2021 sehr gerne mit zwei Rettungswagen unterstützt. Dass der Kreis Euskirchen diese Fahrzeuge nun wiederum in die Ukraine überführt, wo sie dringend benötigt werden, ist für die Stadt Leverkusen eine doppelte Freude.“ Dies bestätigte auch Hermann Greven, der Leiter der Leverkusener Feuerwehr, der eigens zur Übergabe der RTWs nach Euskirchen gekommen war: „Wir sind sehr froh, dass es für die Rettungswagen eine gute und sinnvolle Weiterverwendung gibt.“
In einer äußerst kurzfristigen „Hauruck-Aktion“ hat die Kreisverwaltung unter der Federführung der Abteilung Gefahrenabwehr und mit Beteiligung vieler Mitstreiter die Rettungswagen mit modernsten Rettungs- und Hilfsmitteln ausgestattet.
„Von der Entscheidung bis zur Übergabe an die Hilfsorganisation waren nur wenige Tage Zeit. Wir mussten alle Hebel in Bewegung setzen, damit die Fahrzeuge bereits diese Woche in die Ukraine überführt werden können“, sagte Abteilungsleiter Martin Fehrmann. Beide RTWs wurden unter anderem mit speziellen Tragesystemen, Hebekissen, Vakuummatratzen, Defibrillatoren, medizinischem Einwegmaterial und Schutzhelmen aufgerüstet. Fehrmann: „Gerade diese Ausstattung ist für den Einsatz in einem Kriegs- und Krisengebiet hervorragend geeignet.“
Harald Fischer vom Frechener „Menschenhilfsprojekt Sophie“ war zunächst sprachlos vor Freude und Dankbarkeit. „Diesmal fahren wir in die Ukraine hinein, um die Fahrzeuge und die Hilfsgüter persönlich übergeben zu können“, bedankte sich Fischer. Man habe keine Angst, allerdings großen Respekt vor der schwierigen Situation in der Ukraine. Diesmal habe man auch Notstromaggregate und einen Spezial-Rollstuhl dabei.
Redakteur/in:Lars Kindermann aus Rhein-Erft |
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