Neuer Vorstand
Zufluchtsort für Frauen und deren Kinder
Kreis Euskirchen - Die Geburtsstunde des Vereins war 1990. Dann öffneten direkt 1991 und
1992 zwei Einrichtungen des Vereins ihre Türen: Die
Frauenberatungsstelle und das Frauenhaus als Zufluchtsstätte bei
häuslicher Gewalt für Frauen und ihre Kinder. Eine heile Welt war
und ist der Kreis Euskirchen nicht. Das erkannten schon die
Gründerinnen von Frauen helfen Frauen vor 30 Jahren.
(me). Es war nicht leicht, die damalige Politik zu überzeugen, dass
der Kreis eine Zufluchtsstätte vor häuslicher Gewalt für Frauen und
ihre Kinder braucht. Inzwischen ist „Häusliche Gewalt“ in Politik
und Gesellschaft ein größeres Thema.
„Betroffene, die in das Schutzhaus für Frauen und Kinder flüchten,
haben massive Gewalt bis hin zu Morddrohungen erfahren und
dementsprechend große Angst. Es ist gut, wenn die Frauen es schaffen,
sich und ihre Kinder aus diesen schwierigen Situationen zu befreien“
sagt Silvia Alt, Diplom Sozialarbeiterin im Frauenhaus. „Denn die
Suche nach einem freien Platz gestaltet sich in der Regel schwierig.
Die Maßnahmen, die die Politik zur Lösung des Problems anbietet,
sind bei Weitem nicht ausreichend. Dafür wäre es nötig, die
Zuschüsse in Bezug auf die Personalkosten erheblich zu erhöhen. Seit
24 Jahren arbeitet das Team mit derselben Stundenzahl, trotz massiven
Anstiegs der bürokratischen Arbeit und des zunehmendem Bedarfs in der
Arbeit mit Migrantinnen“, beschreibt Sabine Heinz, Dipl0m
Sozialarbeiterin im Schutzhaus die Situation. „Wir fühlen uns
allerdings sehr unterstützt von Kreisverwaltung Euskirchen und vielen
anderen Unterstützern.“
„Je mehr Frauen wir eine Schutzunterkunft anbieten können, desto
mehr Kinder haben wir natürlich auch“ sagt Erzieherin Marika
Gerdes. „Es wird zu wenig bedacht, dass ein Frauenschutzhaus auch
ein Kinderschutzhaus ist. Deswegen haben wir auch den Namen in
`Schutzhaus für Frauen und Kinder` geändert“.
„Ist das 30-jährige Jubiläum ein Grund zu feiern?“, fragt Ute
Schreckenberg, Diplom Sozialpädagogin in der Frauenberatungsstelle,
„Natürlich wäre ein Kreis Euskirchen wunderbar, der keine Beratung
und Schutz bei häuslicher und sexueller Gewalt bedürfe. In der
Frauenberatungsstelle beraten wir jedoch nicht nur bei
Gewalterfahrungen.“
Allgemeine Lebensfragen, Beziehungsfragen, bei psychischen und
sozialen Belastungen, Lebenskrisen, Problemen im Essverhalten, das
sind nur einige der Anliegen der Frauen und Mädchen, die in die
Frauenberatungsstelle kommen. Seit Öffnung der Frauenberatungsstelle
haben 10.300 Frauen und Mädchen das Beratungsangebot genutzt.
Gewaltschutzberatungen, Traumaberatungen nach erlebter körperlicher
oder sexueller Gewalt und Antragsberatung zum Fonds Missbrauch nehmen
jedoch stetig zu. Sie stellten 2019 63 Prozent der Beratungsgründe
dar.
Zwei Präventionsfachkräfte gegen sexualisierte Gewalt bereichern das
Beratungsteam seit 2017.
Präventionseinheiten in Schulen, Präventionskampagnen in den Medien
Multiplikatorenschulungen, fachliche Vernetzung, Fachtagungen und
demnächst auch das Angebot von Selbstbehauptungskursen für Mädchen
und Frauen gehören zu ihren Aufgaben.
Die zweite Beratungsstelle des Vereins, die Beratungsstelle für
Schwangerschaftskonflikte, Familienplanung und Sexualberatung startete
1999. Hier werden ratsuchende jugendliche und erwachsene
Einzelpersonen und Paare beraten zu allen Themen rund um
Schwangerschaft, Familienplanung, Schwangerschaftskonflikte,
Sexualität, Geschlechtsidentität beraten.
„Die Aufgabenbereiche des Vereins haben sich in 30 Jahren
vergrößert und weiterentwickelt“ beschreibt Ellen Mende, Diplom
Pädagogin in der Frauenberatungsstelle.
„Als kleiner Träger mit drei Einrichtungen und 16 Mitarbeiterinnen
in Voll- und Teilzeitstellen zu führen, ist keine leichte Aufgabe.“
Dankbar sind die Mitarbeiterinnen über die großzügigen Spenden von
Einzelpersonen, Kirchengemeinden, Unternehmen und
Wohltätigkeits-Clubs. Sie sind sich einig: „Ohne diese Hilfe
hätten wir unsere Arbeit in den drei Jahrzehnten nicht entwickeln
können.“
20 Jahre haben die Gründerinnen und weitere Ehrenamtliche den Verein
und seine Einrichtungen als Vorstand geleitet.
Nachdem diese in Ruhestand gingen, entschied sich der Verein für
einen Vorstand von jeweils zwei Hauptamtlichen aus jeder der drei
Einrichtungen. „Wir Fachfrauen aus der Praxis haben in den letzten
zehn Jahren eine Menge gelernt in den Bereichen Finanzen,
Arbeitsrecht, Personalfürsorge, Vereinsrecht, Öffentlichkeitsarbeit.
Das hat uns sehr sensibilisiert für die Trägerverantwortung,“ so
Ellen Mende. Nach einer Organisationsberatung haben sich die
Mitarbeiterinnen entschieden, die Trägerverantwortung wieder in die
Hände eines Vorstands von Ehrenamtlichen zu legen. Diese mussten
gefunden werden.
In der jährlichen Mitgliederversammlung im Oktober konnten engagierte
Kandidatinnen vorgestellt werden. Es wurden gewählt: Mary Bürger,
Sabine Frenz, Stephanie Geurts-Harzheim, Gina Jacobs und Ursula
Kreutz. „Wir sind sehr erfreut und auch entlastet, dass wir
engagierte und frauenrechtlich interessierte Ehrenamtliche für die
Vorstandsarbeit gefunden haben“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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