Schwangerschaft und Kinderwunsch
Alleine eine Familie gründen

Birigt Wermelskirchen vom Frauenforum Brühl-Hürth ist Psychosoziale Schwangerschaftsberaterin. Sie ist Ansprechpartnerin für Frauen aus dem gesamten Rhein-Erft-Kreis. Die Beratung ist auch online möglich.  | Foto: Martina Thiele-Effertz
  • Birigt Wermelskirchen vom Frauenforum Brühl-Hürth ist Psychosoziale Schwangerschaftsberaterin. Sie ist Ansprechpartnerin für Frauen aus dem gesamten Rhein-Erft-Kreis. Die Beratung ist auch online möglich.
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Das Frauenforum Brühl-Hürth, bietet seit Jahren im Rhein-Erft-Kreis psychosoziale Beratung für Frauen an: Die Fachberatung Schwangerschaft und Kinderwunsch und die Fachberatung gegen sexualisierte Gewalt.

„Im Fachbereich der Kinderwunschberatung zeigte sich bereits in den vergangenen Jahren, dass immer mehr Menschen reproduktionsmedizinische Hilfe in Anspruch nehmen müssen, um eine Familie gründen zu können. Ungewollte Kinderlosigkeit bringt oftmals Ohnmacht und Trauer mit sich“, stellt die Fachberaterin Birgit Wermelskirchen vom Frauenforum Brühl-Hürth, Theresienhöhe 23, fest.
Damit Frauen und Männern eine Unterstützung und Begleitung angeboten werden kann, möchte die Psychosoziale Schwangerschaftsberaterin ihr Themengebiet und ihr Herzensthema für diese Zielgruppe in der Öffentlichkeit transparenter machen.

Viele Frauen und Paare in Deutschland geben in Umfragen einen unerfüllten Kinderwunsch an. Laut einer bevölkerungsrepräsentativen Untersuchung im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren Frauen und Jugend (BMFSFJ) zum Thema „Ungewollte Kinderlosigkeit 2020“ in deren Rahmen kinderlose Frauen und Männer befragt wurden, sind 32,3 Prozent der kinderlosen Frauen im Alter von 20 bis 50 Jahren ungewollt kinderlos. Es sei – bezogen auf die Gesamtbevölkerung – etwa jede zehnte Frau in dieser Altersgruppe betroffen. Gegenüber 2013 habe dieser Wert um sechs Prozent zugenommen. Im Milieu der „Etablierten“ mit größtenteils akademischer Bildung sei der Anteil überdurchschnittlich hoch. 40 Prozent der ungewollt kinderlosen Frauen sind der Untersuchung zufolge alleinstehend.

Wie häufig alleinstehende Frauen derartige Kinderwunschbehandlungen in Deutschland in Anspruch nehmen, ist unklar, da Daten hierzu nur von den Samenbanken selbst erhoben werden und im Übrigen keine Statistik geführt wird. Das Samenspenderregister erhebt etwa keine Daten zum Familienstand der Empfängerin. (Wissenschaftliche Dienste Deutscher Bundestag: Sachstand: Mutterschaft von Alleinstehenden durch künstliche Befruchtung -Soziale Lage sogenannter „Single Moms by Choice“)
Der Verein Solomütter Deutschland definiert Solomutterschaft wie folgt: „Solomutterschaft bezeichnet die Familienform einer Frau*, die einen alternativen Weg der Familiengründung wählt und sich aktiv dafür entscheidet, nicht mit dem biologischen Vater in einer festen Partnerschaft zu leben. Die Entscheidung für ein Kind trifft sie allein, unabhängig davon, ob sie sich in einer Partnerschaft befindet oder nicht. Das Kind wird entweder durch Geschlechtsverkehr oder durch eine Samenspende gezeugt, die sowohl von einem anonymen Samenspender, einer Samenspende von einer Samenbank, einer offenen Privatspende, als auch von einem Co-Vater oder einem Väterpaar kommen kann.“

Seit cirka zwei Jahren ist das Thema der Solomutterschaft verstärkt auch in der Hürther Beratung angekommen. „Es kommen in der Regel 10 bis 15 Frauen im Jahr zu diesem Thema in die Beratung“, schätzt Birgit Wermelskirchen. Es ist der „kleinere“ Anteil in der Kinderwunschberatung. Hauptsächlich berät die 52-Jährige Ehepaare, die drei medizinische Kinderwunschbehandlungen auch von der Krankenkasse finanziert bekommen. Mittlerweile werden die Wunschmütter und -väter auch von den Kinderwunschkliniken in die psychosoziale Kinderwunschberatung geschickt. Ganz wichtig ist Birgit Wermelskirchen, dass hier niemand Angst vor Stigmatisierung haben muss.
Wer sind die Frauen, die sich für die Solomutterschaft entscheiden? „Es sind die Frauen, für die jetzt der richtige Moment ist zum Beispiel nach einer Trennung oder langjährigen Partnerschaft. In der Regel sind die Frauen zwischen 37 und 42 Jahren alt. Der Kinderwunsch zeigt sich so präsent, dass sie den Kinderwunsch getrennt von dem Wunsch einer Partnerschaft ausleben möchte“, berichtet Wermelskirchen.
Fragen die die Frauen dabei bewegen sind etwa die finanzielle Lage oder wie das Umfeld zum Thema Solomutterschaft steht. Ein entscheidender Aspekt ist, wie die Frau ihrem Kind die Kinderwunschbehandlung mit den Jahren erklärt, also wo es herkommt.
Doch bevor es soweit ist, müssen Single-Frauen sich mit weiteren Hürden und Probleme auseinandersetzen. Welche Klinik behandelt Solomütter? Die Suche nach einer Samenbank. Gesellschaftfliche Vorurteile wie - was denken die anderen? „Diese bewusste Wahl der Familiengründung ist gesellschaftlich noch nicht akzeptiert“, sagt Birgit Wermelskirchen.
Kritisch wird es auch in der Phase wenn das Kind in Kindergarten und Schule eintritt. Wie gehen Erziehende und Lehrende mit den Solomoms und den Kindern um? Das Kind sollte auf mögliche Vorurteile und Diskriminierungen vorbereitet werden und warum seine Familie anders ist.
Birgit Wermelskirchen rät Single Frauen mit Kinderwunsch bevor sie in die Umsetzung gehen gute Information und Aufklärung durch Selbstinformation und Kinderwunschberatung einzuholen. Fragen wie nehme ich Elternzeit, wenn ja wie lange, habe ich Anspruch auf Leistungen wie Wohngeld, Mietkosten und Lebenshaltungskosten sollten beantwortet und vorkalkuliert werden.
„Auf jeden Fall sollte eine psychosoziale Kinderwunschberatung in Anspruch genommen werden, damit rechtlliche Informationen wie Herkunftsrecht des Kindes, Samenspenderegistergesetz vorab schon angesprochen werden können“, empfiehlt Birgit Wermelskirchen.
Die Sozialpädagogin ist erreichbar unter (02233) 375523 oder per E-Mail an birgit.wermelskirchen@frauen-forum.biz
Geschäftszeiten: Montag bis Freitag von 9 bis 13 Uhr und Montag bis Donnerstag von 14 bis 16 Uhr.

Redakteur/in:

Martina Thiele-Effertz aus Hürth

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