Brian Auger spielte im Berli
Auf Tuchfühlung mit einer Legende
Hürth - Brian Auger ist eine lebende Legende. Im stolzen Alter von 80 Jahren
geht der Brite, der viel jünger aussieht, als er ist, immer noch mit
seinem Bandprojekt „Oblivion Express“ auf Tour und ist ständig
als musikalischer Botschafter des Jazz-Rocks unterwegs. Selten kommt
er dabei aber seinen Fans so nahe als jetzt vor restlos ausverkauftem
Haus im Hürther Berli-Theater.
(red). Und das gleich im mehrfachen Sinn, denn der Jazzclub Hürth bot
in Kooperation mit dem Berli nicht nur ein Konzert, sondern einen
ganzen Brian-Auger-Abend mit Dokumentation und Publikumsgespräch.
Zum Auftakt zeigte das nostalgische Berli-Kino den von Michael Maschke
produzierten Film „Brian Auger – Life on Tour“. Aus der
Perspektive des Regisseurs, der Brian Auger seit vier Jahrzehnten
persönlich kennt, begleitete das Publikum den legendären
Hammond-Organisten auf seinen Tournee-Reisen: Von der Arena di Verona,
wo er mit Zucchero 2018 spielte, bis hin zu Auftritten in kleineren
Sälen in Städten wie Pforzheim oder Ellwangen. Anhand von
historischen Filmdokumenten führte Maschke die Zuschauer auch zurück
in die umtriebigen Sechzigerjahre, als Auger mit Musikern wie Jerry
Lee Lewis, Little Richard, Fats Domino, Rod Stewart oder Jimi Hendrix
zusammenarbeitete und mit Julie Driscoll als Sängerin das
Jazz-Rock-Projekt „Trinity“ gründete.
Im Gespräch mit Weggefährten wie Peter York, der Auger eine
Schlüsselrolle in der Verbindung von Jazz und Rock zumisst, und in
Interviewsequenzen mit Auger erzählt Maschke viel über den Mann,
dessen Leben das Livekonzert ist.
Offene Fragen konnten die Besucher dann im anschließenden, von
Michael Maschke moderierten Publikumsgespräch an Auger richten. Auger
zeigte sich bestens gelaunt als humorvoller Gesprächspartner, der
munter in hinreißendem „Anglo-German“ plauderte und nicht immer
die erwarteten, aber stets unterhaltende Antworten gab.
Nach einer kurzen Pause ging es dann mit dem Konzert los. An Stelle
des gesundheitlich angeschlagenen Alex Ligertwood hatte Brian Auger
eine junge Sängerin mitgebracht, die er als eine der
Zukunftshoffnungen des Jazz‘ ankündigte: Liliana de los Reyes.
Begleitet von seinem Sohn Karma Auger (Schlagzeug) und Andreas Geck
(Bass) stürzte sich Brian Auger in die erste Nummer: Eddie Haris‘
„Freedom Jazz Dance“ lieferte sofort den typischen
„Oblivion“-Sound, der sich im Laufe des Abends zu einem veritablen
Hexensabbat steigerte. An seiner Hammond B3 beschwor Auger einen Sturm
ungezügelter Energien herauf, zitierte mit einem Augenzwinkern George
Bizets „Carmen“, lieferte mit flinker Fingertechnik atemberaubende
Läufe, setzte markante Harmonien, ließ sein Instrument aufheulen,
dröhnen, drängen und schreien.
In „Indian Roap Man“ verwandelte sich der brüllende Orgel-Tiger
in eine stampfende Rhythmus-Maschine, der Karma Auger in einem
virtuosen Solo sekundierte. In Nummern wie „Road to Cairo“,
„Sundown“ oder dem Doors-Hit „Light My Fire“ hielt Liliana de
los Reyes, was Brian Auger zu Anfang des Konzerts versprochen hatte.
Mit einer enormen Ausdruckspalette und einer Stimme, die sich mühelos
vom sanften Schnurren bis zum rockigen Röhren steigern konnte, bewies
sich die Tochter von Walfredo Reyes als würdiger Ersatz für
Ligertwood.
Am Ende des Abends war Günter Reiners, Vorsitzender des Jazzclubs
Hürth, vollkommen begeistert: „Unsere Erwartungen sind von diesem
sensationellen Event übertroffen worden. Die Kombination aus
Dokumentation, Publikumsgespräch und Konzert hat hervorragend
funktioniert. Wir haben unserem Publikum die Möglichkeit gegeben, auf
Tuchfühlung mit einer lebenden Jazz-Legende zu gehen. Das ist
wirklich einmalig und ein starkes Signal für das Hürther
Kulturleben“, versicherte Reiners im Gespräch.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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