Dr.-Kürten-Preis für Mentor-Lesehelfer

„Auf Wolken gehen“

Hürth - Seit 2016 verleiht der Lions Club Hürth alle zwei Jahre den Dr.
Kürten-Preis an Persönlichkeiten, die sich besonders verdient
gemacht haben oder auch an Vereine, Einrichtungen und Organisationen
als Zeichen der Anerkennung für Verdienste im sozialen, kulturellen,
sportlichen, wirtschaftlichen und politischen Bereich. Diesmal ging
der Preis an die Mentor-Lesehelfer im Verein der Lesefreunde
Hürth.

Ein wenig anders war die festliche Verleihung aufgrund der
Corona-Pandemie natürlich schon. Neben den Mitgliedern der Lions und
deren Partnern nahmen auch geladene Gäste aus Politik, Wirtschaft und
Hürther Vereinen im Feierabendhaus in Hürth-Knapsack an der
Übergabe teil. In dem großen Saal durfte jeder Gast mit genügend
großem Abstand an einem separaten Tisch Platz nehmen.

„Mit der guten Vorsorge und Organisation werden wir den Abend sicher
überleben“, scherzte der frisch wiedergewählte Hürther
Bürgermeister Dirk Breuer in seiner Begrüßungsansprache. Darin
skizzierte der Bürgermeister das Wirken des Namensgebers des Preises,
des Hürther Arztes Dr. Arnold Kürten, der sich nicht nur durch sein
medizinisches Können, sondern vor allem durch seine Hilfsbereitschaft
und Großherzigkeit armen Menschen gegenüber auszeichnete. Mit vier
anderen Personen, unter ihnen dem Präsidenten des Lions-Club Hürth,
Michael Schumacher, gehörte Breuer der Jury an, die aus vier
Kandidaten die Preisträgerin wählte.

In ihrer Laudatio auf die Mentor-Lesehelfer machte Birgit Schorn,
Rektorin der Grundschule Kendenich klar, dass Lesen die wichtigste
Kompetenz sei, die Lehrer den Kindern in der Schule beibrächten und
vertrat die Ansicht, lesen bedeute „auf Wolken gehen“. Die
wenigsten Kinder würden die Begeisterung fürs Lesen in der Schule
entwickeln, sondern vor allem in leseinteressierten Elternhäusern. Wo
diese fehlen, nehmen die aktuell 134 ehrenamtlichen Mentor-Lesehelfer
des Vereins die Position ein. In einer Eins-zu-Eins Konstellation
seien sie Lesevorbilder, zeigten den Kindern, dass sie ihnen wichtig
seine, schenkten ihnen Zeit und motivierten sie dazu, selbst
nachmittags ein Buch in die Hand zu nehmen. „Sie zeigen den Kindern
die Wolken, auf die sie sich fallen lassen können“, so Schorn.

Den mit 1.000 Euro dotierten Preis nahm Margret Schaaf entgegen, die
vor zehn Jahren die Idee des bundesweit tätigen Vereins erstmalig in
Hürth umgesetzt hat.

Damals fanden sich über 40 Erwachsene bereit, Kindern und
Jugendlichen zwischen sechs und 16 Jahren an Hürther Schulen als
ehrenamtliche Lesementoren Lese und Lernfreude zu vermitteln. Seitdem
trifft sich ein Lesementor jeweils eine Stunde pro Woche mindestens
ein Jahr lang mit einem Kinder in der Schule des Kindes. Die beiden
lesen, sprechen und spielen gemeinsam, damit das Kind Freude am Lesen
gewinnt, lesen lernt und vor allem lernt, das Gelesene zu verstehen.

„Seitdem haben wir circa 800 Kindern unentgeltlich Förderung
geschenkt, was 6760 zusätzliche Förderstunden bedeutet“, zählte
Schaaf zusammen. Dabei würden die Kinder nicht nur lesen lernen,
sondern auch frei zu sprechen und ohne Zeit- und Notendruck
Zusammenhänge zu begreifen. Neben der Bildungsmotivation würde so
auch die berufliche, soziale und kulturelle Integration gefördert, so
Schaaf. Das Preisgeld wollen die Mentoren in Tablets und Apps
investieren, mit denen sie diejenigen Kinder erreichen, die sich
zuerst gegen Bücher sträuben würden.