Ein ganz normaler Tag
„Die Augen geöffnet“
Hürth - 191 Kinder in weißen T-Shirts mit dem WEIK-Logo schauen gebannt und
etwas skeptisch auf die blinde Mitarbeiterin der Stiftung, die ihnen
am Morgen des Projekttages erzählt, was sie an dem Tag noch alles
erwartet. Der Projekttag sollte den Kindern der Clementinenschule
trotz Augenbinde im wahrsten Sinne „die Augen öffnen“.
(me). Ziel der zwanzig ehrenamtlichen WEIK-Mitarbeiter war es, die
Schüler für den Umgang mit Behinderung zu sensibilisieren. An
verschiedene Stationen erfuhren die Kinder am eigenen Leib, was es
bedeutet mit einer Behinderung zu leben.
Viel Mut erforderte beispielsweise die Tandem-Station, bei der die
Schüler mit verbundenen Augen hinten auf dem Fahrrad mitfuhren. Wenn
das Tandem eine Kurve fuhr, fühlte es sich kurz so an, als würde das
Rad umfallen.
Weiter ging es mit Unterarmstützen durch einen Parcours. Kraft und
Ausdauer waren hier gefragt, kaum vorstellbar dabei noch einen
Rucksack dabei oder eine Treppe erklimmen zu müssen! Mit dem
Rollstuhl Schlangenlinien zu fahren, durch eine enge Tür zu kommen
oder sich um die eigene Achse zu drehen, forderte erneut viel Kraft in
den Armen und dem Rücken.
Kaum vorstellbar, wie man damit Bordsteine und kleinere Kanten,
Treppenstufen, Busfahrten, Einkäufe in Supermärkten mit hohen
Regalen und alltägliche Dinge wie Duschen meistert. Wie sich ein
Mensch mit Übergewicht fühlt, spürten die Kinder an der
Gewichtswesten-Station. Mit bis zu zehn Kilogramm mehr sollten sie ein
Spielehäuschen hinaufklettern, tanzen und rennen. Spätestens beim
Hampelmann ging dabei vielen die Puste aus. Ohne Gewicht aber
mindestens genauso schwer war die Übung mit dem Blindenstock. Mit
verbundenen Augen durch einen Parcours, Hütchen ausweichen und das
Ende der Strecke durch den Stock „fühlen“ stellte eine große
Herausforderung dar. Es folgten Übungen zum Gehörlosen-Alphabet bei
der Blindenstation. Mit Staunen lauschten die Kinder den Schilderungen
der Ehrenamtler, die von ihrem eigenen Leben mit Behinderung
berichten: von elektronische Helfern zum Erkennen der Wäsche-Farbe
über Mensch-Ärgere-Dich-Nicht für Blinde und der Bereicherung durch
einen Blindenhund, um den Alltag als blinder Mensch zu bewältigen. In
der Gehörlosen-Station lernten die Schüler mit ihren Händen zu
sprechen, zeigten in Gebärdensprache das Wort „Oma“ und fühlten
nach, wie es ist, ohne sein Gehör zu leben.
„Nach diesem Tag gehen unsere Schulkinder mit vielen Eindrücken und
deutlich mehr Verständnis für Menschen mit Behinderung nach
Hause.“, schildert Schulleiterin Jennifer Juncker. „Der
WEIK-Projekttag hilft, Verunsicherungen abzubauen und mehr Empathie
aufzubauen. Das ist gelebte Inklusion.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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