Weißes Rad erinnert
Ein „Geisterrad“ für Tufan
Er wollte Kindergärtner werden und half seiner Mutter schon lange bei der Betreuung seines behinderten jüngeren Bruders. Für seine Freundin, mit der er seit drei Monaten zusammen war, hatte er schon das Weihnachtsgeschenk besorgt. Das Schicksal wollte es anders.
Am 7. Dezember 2021 wurde der 15-jährige Schüler Tufan B. mit seinem Fahrrad an der Kreuzung Sudetenstraße/Frechener Straße in Hürth von einem rechtsabbiegenden Lkw überfahren und verstarb noch an der Unfallstelle. Der Lkw-Fahrer will den Unfall nicht bemerkt haben und fuhr weiter, wurde aber später ermittelt. Der Prozesstermin steht noch aus. Zum Gedenken und zur Mahnung stellt der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) bei Fahrradunfällen mit tödlichem Ausgang überall im Bundesgebiet ein weißes Fahrrad an den Unfallstellen auf. Ende März war es auch an dieser Unfallstelle soweit. Es ist damit das dritte „Geisterrad“ im Hürther Stadtgebiet.
Zum Gedenken und zur Mahnung stellt der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) bei Fahrradunfällen mit tödlichem Ausgang überall im Bundesgebiet ein weißes Fahrrad an den Unfallstellen auf. Ende März war es auch an dieser Unfallstelle soweit. Mit einer damit verbundenen Gedenkveranstaltung im Beisein seiner Familie, zahlreicher Mitschüler und Freunde mahnte ADFC-Kreisvorsitzender Axel Fell Maßnahmen zur Vermeidung weiterer Unfälle dieser Art an: „Zusammenstöße mit abbiegenden Autos und Lkws sind die zweithäufigste Unfallursache in Deutschland. Dabei könnten diese mit oft einfachen Mitteln verhindert werden. Wäre die Ampel an dieser Kreuzung so geschaltet worden, dass Radfahrer und Fußgänger ein paar Sekunden früher als der Autoverkehr „Grün“ bekommen, könnte Tufan vielleicht heute noch leben. Wir setzen uns seit dem Unfall dafür ein, dass die Ampelschaltung geändert wird. Die Reaktion der Verkehrsbehörde steht leider noch aus.“
Tufan wäre wohl ein politisch interessierter junger Mann geworden: „Geschichte war sein Lieblingsfach“, erinnerten sich seine Mitschülerinnen Janna, Alba und Sophie während der Veranstaltung übereinstimmend. „Wir waren gerade bei der Weimarer Republik. Es hatte ihn sehr bewegt, wie schnell eine Demokratie in Gefahr geraten kann.“
Sein Zimmer im Elternhaus sei bis heute so, wie wenn er es gerade verlassen hätte, so seine Mutter. Wann sie die Kraft aufbringen wird, daran etwas zu ändern, kann sie noch nicht sagen.
Der Lkw-Fahrer habe sich bis heute nicht bei der Familie gemeldet.
Redakteur/in:Martina Thiele-Effertz aus Hürth |
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