Theater im Albert-Schweitzer-Gymnasium
Eine Oper für Gauner und Bettler
Hürth - (sw) Unter diesem Motto stand die diesjährige Aufführung der Theater
AG des Albert Schweitzer Gymnasiums die Václav Havels
„Gauneroper“ vorführten. Die verworrene und spannende Geschichte
um den Räuber Mackie Messer war, wie schon die Premiere des
letztjährigen Stücks „Dracula“, ein voller Erfolg.
„Und die fünfte Szene? War die auch gut?“, fragt Paulina Hering
aufgeregt in die Runde. Die 18-jährige, die erst wenige Wochen vor
der Premiere zur AG gestoßen ist, hatte dort als Polizist Harold
ihren großen Auftritt. Stefan Knappe, Regisseur und Leiter der AG,
nimmt ihr schnell die Sorgen. „Es war klasse, wie ihr euch
gegenseitig ins Wort gefallen seid. Da konnte man die Dynamik super
spüren.“ Eine Dynamik mit der auch die Schauspieler selbst nicht
unbedingt gerechnet hatten. „Ich bin froh, dass alles so glatt
gelaufen ist. Es hat richtig Spaß gemacht auf der Bühne zu stehen,
und vor allem, dass die Szenen mit Peachum so gut waren“, sagt
Nicole Günther Dennert, die die Rolle der Polly, eine der Ehefrauen
Mackie Messers, spielt.
Gerade diese Szenen mussten in den letzten Wochen immer wieder geprobt
werden, da der ursprüngliche Darsteller des Gaunerkönigs Peachum,
eine der Hauptrollen des Stücks, keine fünf Wochen vor Aufführung
des Stücks abgesprungen ist und so für eine Reihe von Umbesetzungen
sorgte. Alexander Schockert, der darauf seine Rolle wechseln musste,
meisterte sie trotz Uni-Stress mit Bravour. Auch die andern beiden
Nachzügler, Zoë Weth und Max Moreira Samuel, die die beiden Gauner
Jim und Jack spielen, lieferten eine beeindruckende Performance ab.
Ebenso David Neumann, der Titelhelden Mackie Messer spielt, überzeugt
voll und ganz. Mit Leichtigkeit verleiht er den komplizierten
Monologen Mackies Leben und verbildlicht mit starker Gestik dessen
Entwicklung.
Vor allem aber waren die Zuschauer von der Atmosphäre begeistert, die
die Schauspieler gemeinsam mit dem Lehrerchor des ASGs dem Saal
verliehen. Das Publikum wurde so ins London der 20er Jahre entführt.
Dort bekriegen sich zwei Diebesorganisationen, angeführt von Mackie
Messer (David Neumann) und Willy Peachum (Alexander Schockert) um die
Vorherrschaft auf Londons Straßen. Das Mackie zu allem Überfluss
noch mit Peachums Tochter Polly (Nicole Günther-Dennert) verheiratet
ist, lässt den Konkurrenzkampf natürlich nur noch mehr entflammen.
Zudem erschwert der korrupte Polizeichef Lockit (Simon Wiener), der
mit einer der Organisationen gemeinsame Sache macht, die Situation nur
noch mehr. Und welche Rolle die mysteriöse und verführerische Jenny
(Leni Stefer) dabei spielt weiß niemand so richtig. Am Ende ist nur
klar: Jeder führt jeden hinters Licht, niemand bleibt unschuldig. In
weiteren Rollen: Rosalie Berhorst, Charlotte Petters, Karla Lehmann,
Franziska Lego, Saskia Molitor und Simon Deuster
Die Dynamik des Stücks wird vor allem von den Ortswechseln und
spannenden Dialogen getragen. Jede Szene stellt eine andere Person ins
Rampenlicht und erfordert somit auch ein anderes Bühnenbild. Durch
geschickte Umbauten und gelungene Gesangseinlagen des Lehrerchors wird
aber jede Atmosphäre, sei es die in Mackies Stammkneipe oder die im
Damensalon von Lady Diana, überzeugend eingefangen. Wie auch die
etwas bekanntere „Dreigroschenoper“ von Berthold Brecht, basiert
Havels „Gauneroper“ auf John Gays Posse „The Beggars Opera“,
einer Gesellschaftskritik, die sich noch auf die heutige Zeit
übertragen lässt. Doch egal ob nun Brecht oder Havel, das Publikum
war mehr als beeindruckt. Nach jeder Szene gibt es tosenden Applaus,
der die Schauspieler selbst überwältigte. „So viele Leute kamen am
Ende zu mir und sagten, wie gut es ihnen gefallen hat“, freut sich
Nicole Günther-Dennert, „damit habe ich nicht gerechnet, das war
ein schönes Gefühl.“
Jennifer Rehling und Stefan Knappe, beide Lehrer am ASG und für die
AG verantwortlich, zeigten sich begeistert von der Leistung ihrer
Truppe. „Ihr habt richtig gut gespielt“, lobt Herr Knappe das
Ensemble, „es war Schwung drin, Dynamik, ich bin stolz auf euch!“
Das Publikum kann dieser Meinung nur zustimmen. „Ihr ward
großartig“, freut sich Joana Heuer, Ex-Mitglied der Theater AG,
„Kevin und ich saßen hier unten und haben fast geheult, weil wir
nicht mitgemacht haben. Nächstes Jahr sind wir auf jeden Fall wieder
dabei“.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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