"Ich liebe Eierkartons"
Herr der Häuser
Sie sind leicht, außerordentlich stabil, handgemacht und einzigartig, die Kartonhäuschen, die Rentner Günther Cuvelier aus Hürth mit Leidenschaft entstehen lässt. Seine Arbeitsmaterialien sind Papier, Pappe, Karton und Eierkartonstreifen. Eierkarton ist sein Lieblings-Baumaterial. Kein Haus gleicht dem anderen. Mal konstruiert er ein Fachwerkhaus, mal ein Feenhaus, mal ist ein Turm angebaut, mal ein Mühlrad. Auch eine Burg hat er schon gebaut. Alle Werke werden zum Abschluss in bunten Farben angemalt und mit liebevollen Details dekoriert. Mit Günther Cuveliers Hobby beenden wir unsere Serie „I love my hobby“, die wir über das Jahr hinweg in loser Folge präsentiert haben.
Wenn Günther Cuvelier von Eierkarton spricht, dann ist es fast so, als würde er von einem Stück feinster Schokolade schwärmen, das er sich gerade auf der Zunge zergehen lässt. Die aus Pappmaché hergestellte Verpackung von Hühnereiern ist sein liebstes Baumaterial.
30 Jahre lang war er als Postbote in Porz im Einsatz. Durch Umstrukturierungen ging es danach noch sechs Jahre nach Lohmar-Birk. Seit er im Ruhestand ist, widmet sich der 63-Jährige, der seit gut zehn Jahren in Hürth lebt, mit Leidenschaft einem Hobby. Er ist jetzt Bauherr.
Nahezu wöchentlich entsteht in seinem Arbeitszimmer, das er mit seiner Lebensgefährtin Petra teilt, ein Kartonhäuschen. Seine Arbeitsmaterialien sind Papier, Pappe, Karton und eben Eierkartonstreifen.
30 mal 30 Zentimeter sind die kleinsten Häuschen groß. „Gebaut“ wird im Herbst und Winter. Im Frühjahr und Sommer ist er mit dem Fahrrad unterwegs und macht Ausflüge mit seiner Frau.
Entstanden ist die Faszination für die Kartonhäuschen während der Coronazeit. „Mich hat die Computerspielreihe ‚Anno‘ begeistert“, erzählt Cuvelier. Spieler haben hier die Möglichkeit gigantische Metropolen zu bauen. Dort holte sich Günther Cuvelier seine ersten Inspirationen. Im Internet fand er schließlich Anleitungen zum Bau seiner Häuschen.
„Ich habe mit einem ganz einfachen Häuschen losgelegt und war stolz wie Oskar, auch wenn ich über eine Woche gebraucht habe.“ Mit dem Ergebnis ist er heute nicht mehr so ganz zufrieden. Denn mittlerweile hat er mehrjährige Bau-Erfahrung. Mittelalterliche Fachwerkhäuschen mag er ganz besonders gerne. Es gibt aber auch Feenhäuschen oder kleine Häuser, die an die Hobbithäuschen im Stil von Mittelerde der „Herr der Ringe“-Filme erinnern. Ideen habe er noch für gut und gerne 150 Häuschen. Die neuesten Werke verweilen in der Wohnung, während die übrigen in Kartons im Keller aufbewahrt werden.
Lebensgefährtin Petra muss viel Geduld für das Hobby von Günther Cuvelier aufbringen. Aber so lange in der Wohnung kein ganzes Dorf aus Häuschen entsteht, kann sie damit leben.
Ein Nebeneffekt der „Bautätigkeiten“ von Günther Cuvelier ist, dass nicht nur im Arbeitszimmer, sondern in der ganzen Wohnung, kleine Papierschnipsel zu finden sind. „Ich bin auch der Herr des Staubsaugers“, lacht er. Zweimal am Tag staubsaugen sei Pflicht.
Dachziegel werden zum Beispiel alle einzeln aus Karton ausgeschnitten. Pappkartons haben also nicht den Hauch einer Chance in der Papiertonne zu landen. Nachhaltig ist das Hobby also auch. Jeder kleinste Schnipsel wird dann mit der Heißklebepistole aufgeklebt. Bei dieser Arbeit können gut vier Stunden ins Land ziehen und es fallen jede Menge kleiner Papierfetzen an. Im Arbeitszimmer stapeln sich Kartons, die darauf warten in kleinste Streifen geschnitten und als Baumaterial weiterverarbeitet zu werden. Sie werden zum Beispiel wie Locken gedreht und dienen dann als Fensterumrandungen. Ist ein Häuschen fertig, stellt Cuvelier Fotos in den Status seines Smartphones, die die Entwicklung des neuesten Bauprojektes dokumentieren. Zum Schluss gibt es noch ein kleines Abschlussvideo, unterlegt mit Musik. Freunde und Bekannte kommentieren die Bauwerke auch im Hinblick auf die Kolorierung. Denn am Ende malt Günther Cuvelier das fertige Häuschen noch an.
„Hin und wieder verkaufe ich eins“, sagt er. Was Platz im Keller schafft, denn der geht langsam aus. Der Preis für ein Häuschen ist gering. „Es geht mir nicht ums Geld verdienen. Mit den kleinen Einnahmen finanziere ich die Farben zum Bemalen.“ Die Trennung tue ihm immer einen Moment weh. Jedes der Häuschen hat übrigens einen Namen. Aber dann freut er sich bereits wieder auf das nächste Projekt. Gerne würde er die Häuschen einmal auf einem Weihnachtsmarkt präsentieren.
In der Weihnachtszeit haben jetzt drei Häuschen ihren großen Auftritt als Weihnachtsdeko in der Wohnung. Lebensgefährtin Petra durfte sie auswählen.
Günther Cuvelier kann mit Begeisterung von seinem Hobby erzählen und würde seine Passion auch gerne weitergeben.
Wer sich näher für das Basteln der Häuschen interessiert, oder einfach mal einige im Originalzustand sehen, oder gar eins kaufen möchte, kann sich gerne an die Redaktion wenden per E-Mail an: redaktion@rag-redaktionsservice.de Bitte Telefonnummer angeben!
Redakteur/in:Martina Thiele-Effertz aus Hürth |
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