Wildbienen
Kleine Wunder in schillender Vielfalt
Honigbienen kennt jeder. Anders sieht es bei deren nahen Verwandten, den Wildbienen aus. Sie sind wenig bekannt, sind aber fast überall beheimatet. Es gibt etwa 30.000 verschiedene Arten von Wildbienen auf der Erde. Rund 580 Arten kommen in Deutschland vor. Ihre Namen reichen von Garten-Wollbiene bis Rotbeinige Düsterbiene.
Man kann sie an trockenen Felshängen und in kühlen Hochmooren ebenso entdecken wie an Gewässern im Schilf oder in lichten Wäldern. Und natürlich auch in Gärten.
Wildbienen gibt sie in allen Formen und Farben: Es gibt Schmalbienen, die mit 3,5 Millimetern klein wie eine Ameise sind; hingegen kann die schwarz glänzende Große Holzbiene bis zu 3 Zentimeter lang sein. Einige Arten bilden kleinere Völker, deren Größenordnung aber nicht mit derjenigen der Honigbienen zu vergleichen ist.
Wildbienen – nützliche Helfer in Flur und Garten
Wildbienen sind für die Artenvielfalt sehr wichtig. Viele Kulturpflanzen, die uns als Nahrung dienen, Früchte wie Äpfel und Birnen, Beeren wie Himbeeren und Johannisbeeren und natürlich alle Arten von Gemüse sind von der Bestäubung durch Wildbienen abhängig. Wildbienen sind zudem in der Lage, Blüten anzuzapfen, die Honigbienen aufgrund ihres Körperbaus nicht erreichen können. Das gilt zum Beispiel für Rittersporn, Eisenhut und Rotklee, deren Nektar sehr tief in den Blüten sitzt.
Sie können zudem Pflanzen bestäuben, die sehr früh blühen. Dabei macht ihnen auch leichter Regen nichts aus.
Wildbienen brauchen ein reichhaltiges Angebot an Blüten – und das möglichst lange. Sonst fehlt ihnen der Pollen zur Aufzucht der Brut.
Viele Wildbienen sind auf einzelne Blühpflanzen oder wenige, unterschiedliche Pflanzen spezialisiert. Deren Nachkommen können den Pollen anderer Blühpflanzen nicht verdauen.
Solche Spezialisten leben natürlich gefährlich, denn wenn diese Wildpflanzen seltener werden, fehlt den Bienen das Nahrungsangebot.
Wildbienen – Spezialisten für heimische Pflanzen
Wildbienen sind auf Pflanzen angewiesen, die ohne Pestizide aufwachsen. Pestizide sind Gifte, die in der Landwirtschaft zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt werden. Neben unerwünschten Schädlingen töten die Pestizide auch die Wildbienen, die der Bauer eigentlich dringend zur Bestäubung seiner Kulturpflanzen wie Obstbäume und Gemüsesorten braucht.
Rund die Hälfte der in Deutschland vorkommenden Wildbienenarten steht bereits auf der Roten Liste der gefährdeten Arten; etwa 30 davon sind akut vom Aussterben bedroht.
Jeder kann im Garten oder auf dem Balkon etwas für Wildbienen tun, allerdings kommt es auf die Wahl der Pflanzen an. Geranien, Petunien und Azaleen beispielsweise mögen zwar schön aussehen, bieten aber Insekten kaum Nahrung. Das gilt ebenso für alle Pflanzen mit gefüllten Blüten, deren Blütenblätter durch Zucht vermehrt wurden, beispielsweise Rosen, Nelken, Begonien, Chrysanthemen und Dahlien. Sie machen es den Wildbienen schwer, Zugang zu Pollen und Nektar zu finden.
Wildbienen brauchen als Nahrungsquelle eine große Auswahl an heimischen Pflanzen mit offenen Blüten wie Wildpflanzen, Kräuter und Duftpflanzen. Diese Pflanzen entfalten von März bis August ihre Pracht.
Auch blühende Sträucher und Bäume sind wertvolle Nahrungsquellen.
Wildbienen – die großen Baumeister
So vielfältig Wildbienen sind, so unterschiedlich sind auch ihre Brutgewohnheiten. Beliebt als Bruthöhlen sind alle Arten Totholz, aber auch Lehmwände, Nischen in Trockenmauern.
Altes Holz ist bei Wildbienen besonders beliebt. Können sie doch hier leicht eine Höhle finden oder bohren. Auch abgestorbene, hohle Halme dienen ihnen als Unterschlupf. Viele Wildbienen bevorzugen Lehm- und Sandböden.
Wildbienen - So können wir helfen
Längst gibt es gute Beispiele für insekten-freundliche Innenstädte, Blühflächen am Rande von Ortschaften sowie begrünte Dächer und Fassaden. Versiegelte Flächen sollten renaturiert werden. Das trifft etwa auf viele Vorgärten zu, die oft einer Steinwüste gleichen. Auch auf Rasenflächen ist für Bienen nichts zu holen.
Auch im eigenen Garten oder auf dem Balkon kann jeder dafür sorgen, dass sich Wildbienen wohlfühlen. Ideal ist es, durch entsprechende Pflanzen ein zeitlich lückenloses Nektar- und Pollenangebot anzubieten und gleichzeitig für geeignete Nisthilfen zu sorgen. Günstig sind Gärten, die sich natürlich entwickeln können, die nicht zu „aufgeräumt“ sind. Ecken mit Wildwuchs sind nicht nur gut für Wildbienen, auch Insekten, Vögel, Igel und Amphibien profitieren davon.
Auch muss nicht der Garten im Herbst „winterfest“ gemacht werden. Statt Beete komplett abzuberäumen, können Sie Pflanzen ausblühen lassen. Das gilt auch für Gemüse, die zum Teil sehr schöne Blüten zeigen. So können Sie auch gleich Samen für die nächste Gartensaison sammeln.
Hecken aus aufgeschichteten Zweigen, morschen Baumstämme, offene Bodenflächen bieten unzählige Nistmöglichkeiten. Stehengelassene Blütenstengel bieten Schlupflöcher für Wildbienen und Nahrung für Vögel.
Auch selbstgebaute Nisthilfen können für solitär lebende Bienenarten hilfreich sein. Aber Vorsicht! Bei deren Bau müssen ein paar Regeln beachtet werden. Schnell kann eine gut gemeinte Nisthilfe zur Todesfalle werden.
LeserReporter/in:Rolf Meier aus Hürth |
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