Django MEETS Wes
Musikalischer Dialog
Gleuel - (red) „Dieser Abend wird definitiv in die Geschichte unseres
Jazzclubs eingehen“, sagt Günter Reiners, Vorsitzender des Hürther
Jazzclubs und meint damit das Konzert zum 50. Todestages von Wes
Montgomery im Jazzkeller Hürth.
Im Hürther Jazzkeller auf der Hermülheimer Straße begab sich Joscho
Stephan auf die Spuren Wes Montgomerys. Mit dem Konzert „Django
MEETS Wes“ wagte Stephan, der vor allem als Gypsy-Swing-Gitarrist
Erfolge feiert, anlässlich des 50. Todestages des Amerikaners ein
Experiment: Wie hätte es geklungen, wenn Wes Montgomery auf Django
Reinhardt, Vater des Gypsy Swings, getroffen wäre?
Eine interessante Frage, denn Montgomery und Reinhardt hatten nie die
Chance, sich zu begegnen. Außerdem legten sie unterschiedliche
Schwerpunkte. Während Reinhardt seinen Gypsy Swing auf der
akustischen Gitarre perfektionierte und dem europäischen Jazz
Weltgeltung verschaffte, entwickelte Montgomery einen einzigartigen
Stil auf der E-Gitarre, indem er auf ein Plektrum verzichtete und mit
dem Daumen spielte. Durch diese Technik erreichte er eine
ungewöhnlich weiche Tongebung, die zu seinem Markenzeichen wurde.
Zu den interessantesten Ansätzen des Konzerts, das Stephan zusammen
mit Matthias Strucken (Vibrafon, Drums) und Volker Kamp (Kontrabass)
gab, gehörte der bewusste Verzicht auf eine Rhythmusgitarre. Durchaus
bemerkenswert für ein Konzert, bei dem auch Gypsy Swing gespielt
wurde, wie Joscho Stephan im Vorfeld zugab: „Wir können uns das
aber zutrauen, weil wir mit Matthias Strucken einen Kollegen dabei
haben, der zwei Instrumente beherrscht“, verriet Stephan im
Interview und fügte hinzu: „Abgesehen davon, dass er ein
fantastischer Vibrafonist ist, spielt Matthias ziemlich swingend
Schlagzeug. Zusammen mit dem Kontrabass von Volker Kamp und dem Klang
von Akustik- und E-Gitarre ergeben sich sehr interessante
Kombinationen, die sowohl für Wes als auch für Django ungewöhnlich
gewesen wären.“
Neben Kompositionen von Reinhardt und Montgomery hatten sich die
Interpreten Standards ausgesucht, die für beide Gitarristen eine
wichtige Rolle spielten. Entsprechend groß war die musikalische
Bandbreite des Abends. Bisweilen klang es nach klassischem Gypsy
Swing, wenn Joscho Stephan auf seiner akustischen Gitarre eine
Glissando-Rakete nach der anderen starten ließ und aberwitzige
Geschwindigkeit sowie blitzsaubere Virtuosität demonstrierte. Vor
allem, wenn Stephan zu seiner kürzlich erworbenen Gibson L-5 griff,
hörte man, wie sich das Ensemble musikalisch vor Wes Montgomery
verbeugte. Am spannendsten wurde es, wenn Wes Montgomery durch die
Spielweise Django Reinhardts betrachtet wurde oder ein Stück von
Django Reinhardt unverkennbar so klang, als hätte es Wes Montgomery
interpretiert. Aufgelockert wurde dieser künstlerische Dialog durch
eigene Kompositionen, Standards wie Duke Ellingtons „Caravan“ oder
Cole Porters „Night and Day“ sowie Stücke wie „Bésame mucho“
(Consuelo Velázquez) und „Sunny“ (Boney M).
Matthias Strucken gab lässig swingend als Schlagzeuger den Rhythmus
vor und entlockte als Vibrafonist seinem Instrument feinste
Farbnuancen und leuchtende Harmonien. Volker Kamp überzeugte mit
fantasievollen Soli und athletisch-federndem Sound. Darüber hinaus
zeigten alle drei Musiker ein wunderbar harmonierendes, homogenes
Ensemble-Spiel, in dem sie sich gegenseitig mit Geschmack und Witz die
musikalischen Bälle zuwarfen. Entsprechend begeistert reagierte das
Publikum, das die Interpreten erst nach zwei fulminanten Zugaben in
den Feierabend entließ. Günter Reiners zeigte sich ausgesprochen
zufrieden: „Dieser Abend wird definitiv in die Geschichte unseres
Vereins eingehen. Abgesehen davon, dass es eines unserer bestbesuchten
Konzerte war, haben die Musiker mit Wes Montgomery einen der
bedeutendsten Gitarristen der Jazz-Historie wieder stärker ins
Zentrum gerückt.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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