Hürther ist Junioren-Weltmeister im Segelfliegen
Schach in der Luft
Lautlos durch die Luft gleiten, nur durch die Kraft der Sonne getragen, so bewegt sich Max Maslak am liebsten fort. Damit gewann der 21-jährige Hürther in diesem Jahr die Junioren-Weltmeisterschaft im Segelfliegen. „Für mich gibt es nicht Schöneres, als tausend Kilometer ohne Motor und alleine mit der Sonnenenergie zu fliegen“, verrät Maslak. Das Flugzeug stellte sein Verein, der Aeroclub Bonn-Hangelar (ACBH). Im Moment mache er außerdem die Ausbildung zum Verkehrspiloten.
von Lena Großekathöfer
„Ich bin über meinen Vater an den Sport gekommen. Mit zehn Jahren hat er mich zum ersten Mal zum Mitfliegen mitgenommen“, erinnert sich Maslak. Die Faszination und Freude lassen ihn seit diesem Tag nicht los. Mit 13 Jahren begann er schließlich die Flugausbildung. „Das ist das jüngste Alter zum Anfangen. Allerdings erhält man den Flugschein erst mit 16 und darf dann europaweit alleine fliegen“, erklärt Maslak.
Mittlerweile besitzt er auch einen Fluglehrerschein und bildet selber beim ACBH aus. Obwohl Segelflugzeuge meist nur für eine oder zwei Personen ausgelegt sind, handele es sich um einen Teamsport. Denn alleine komme das Flugzeug nicht in die Luft. „Da steht ein ganzes Team hinter, angefangen beim Startleiter bis zu der Person, die die Seilwinde bedient und die Flugzeuge damit in die Luft hebt“, berichtet Maslak. Dadurch habe er früh gelernt, Verantwortung zu übernehmen. Neben dem ACBH ist Maslak Mitglied beim LSV Albatros Hürth, einem kleineren Flugverein ohne eigene Maschinen.
„Das Schönste ist, die Welt von oben zu sehen. Da sieht alles so anders aus“, schwärmt Maslak. Besonders gerne fliege er in den Alpen, allerdings beeindrucke ihn auch immer wieder die Größe des Tagebaus Hambach.
Beim Segelfliegen nutzen die Piloten alleine die Thermik, um das Flugzeug in der Luft zu halten. Thermik beschreibt eine Form des Aufwindes, der durch die Erwärmung bodennaher Luft durch die Sonne entsteht. Je nach Bodenbeschaffenheit oder Bebauung ändert sie sich. „Darin steckt für uns die Herausforderung. Je weiter wir fliegen wollen, desto effizienter und schneller müssen wir werden“, erzählt Maslak.
Gute Aufwinde finden sich vor allem unter Quellwolken. Einer seiner Flüge führte Maslak an einem Tag von der Dahlemer Binz in der Eifel aus an die belgische Grenze und von dort bis zur polnischen Grenze und zurück.
Viel Spaß mache ihm auch der Wandersegelflug. „Da startet man irgendwo und landet abends woanders. Vergangenes Jahr bin ich mit Freunden von Stuttgart über München nach Nizza, und dann zurück nach Nürnberg geflogen“, strahlt Maslak bei der Erinnerung.
Der Übergang vom privaten zum Wettkampffliegen erfolgte für ihn auf natürliche Weise: „Ich wollte immer besser werden und mich dann auch mit anderen messen. Segelfliegen ist vor allem ein Entscheidungssport. Deswegen nennen es manche auch, Schach in der Luft.“
Der Pilot mit den genausten Informationen kann die besten Entscheidungen treffen und damit die längste Strecke zurücklegen.
Geholfen hätte Maslak dabei seine Zeit als Sportsoldat, wo er sich ein Jahr lang ausschließlich auf das Fliegen konzentrieren konnte. Die Erfahrung aus diesen vielen Flugstunden sei essenziell für eine erfolgreiche Wettkampfteilnahme.
Große Turniere wie eine Weltmeisterschaft gehen über zwei Wochen, in denen, wenn möglich, jeden Tag geflogen werde. Dies stelle eine körperliche, aber auch geistige Herausforderung dar. „Es gibt täglich eine neue Aufgabe über Strecken mit bis zu 700 Kilometern Länge. Wer diese am schnellsten und mit den wenigsten Fehlerpunkten absolviert, gewinnt den Tag und am Ende das Turnier“, so Maslak. Dieses Jahr kamen sie auf elf Wertungstage. Als nächste Ziele nennt Maskla die Titelverteidigung in zwei Jahren bei den Junioren und die Teilnahme an der Senioren-Weltmeisterschaft.
Interessierten rät er, einfach mal auf dem nächsten Flugplatz vorbeizuschauen: „Die Leute sind alle sehr nett und hilfsbereit. Oft kann man schon beim ersten Besuch mitfliegen.“
Das Fliegen im Verein biete auch den Vorteil von vereinseigenen Flugzeugen und Fluglehrern. Die Schulung selber erfolge nach dem Prinzip „Learning by Doing“. Erst absolvieren die Flugschüler die Praxiseinheiten, dann folgt der Theorieteil. Ob Maslak weiterhin Segelfliegen wird, wenn er seinen Verkehrspilotenschein hat? „Auf jeden Fall. Das eine ist Hobby und das andere dann mein Beruf. Es hat auch nicht viel miteinander zu tun. Beim Segelfliegen muss man das Wetter verstehen, beim Verkehrsflug geht es mehr um das Nutzen und Überwachen von Systemen.“
Redakteur/in:Martina Thiele-Effertz aus Hürth |
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