Musikalischer Diskurs der besonderen Art
Trialog zwischen Barock, Jazz und Romantik

Die einende Klammer aller Stücke jedoch war die Improvisation, die im Barock genauso wichtig war, wie sie es im Jazz bis heute ist. | Foto: Jazzclub Hürth
  • Die einende Klammer aller Stücke jedoch war die Improvisation, die im Barock genauso wichtig war, wie sie es im Jazz bis heute ist.
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Gleuel - (red) Ein musikalischer Diskurs der besonderen Art erwartete am
Wochenende die Besucher des Jazzkellers auf der Hermülheimer Straße.

Unter dem Titel „Baroque and Blue“ hatten Hans-Günther Adam
(Keyboard und Pedalbass) und Klaus Osterloh (Trompete und Flügelhorn)
ein Programm zusammengestellt, in dem Musik aus Barock und Jazz
aufeinandertrafen. Unterstützung erhielten die beiden Musiker dabei
von Dominik Wimmer am Schlagzeug und Katharina Wimmer, die ihre
darmsaitenbespannte Barockvioline mitgebracht hatte.

Kaum hätte der Abend passender eröffnet werden können als mit den
Klängen von Claudio Monteverdis „L’Orfeo“, mit dem 1607 nach
weitverbreiteter Meinung die Geschichte der Oper begann. Nach den
feierlich-spröden Anfangstakten der frühbarocken „Favola in
Musica“ mit Cembalo-Klängen, Geige und strahlendem Bläserklang
wurden die Zuhörer urplötzlich – wie nach einem filmischen Schnitt
– akustisch in eine Bar versetzt, in der eine Hammond-Orgel sich
einen Schlagabtausch mit der röhrenden Blues-Trompete Osterlohs
lieferte.

Bachs berühmte Orgel-Toccata in d-Moll verschränkten die Musiker mit
dem amerikanischen Volkslied „St. James Infirmary“, das Louis
Armstrong 1927 zum Jazzstandard machte – Bachs protestantische
Kirchenmusik traf auf schwüle Strip-Club-Atmosphäre... Mit dem
„Ave Maria“ von Bach/Gounod ging das Programm einen Schritt
weiter: Charles Gounod hatte 1852 Bachs Präludium Nr. 1 in C-Dur aus
dem „Wohltemperiertem Klavier“ (BWV 846) als Grundlage für seine
„Méditation sur le premier prélude de Bach“ genutzt. Sieben
Jahre später wurde es unterlegt mit dem lateinischen Text des
„Gegrüßet seist du, Maria“ zu einer der bekanntesten Vertonungen
des marianischen Gebetes. Dadurch, dass Katharina Wimmer die
Melodiestimme auf ihrer Barockgeige interpretierte, blickte sie
gewissermaßen durch die Brille der Alten-Musikpraxis auf Gounods
romantische Auseinandersetzung mit Bach, während Osterloh mit seiner
Trompete die Geige sanft jazzend umspielte.

So wurde aus dem Dialog zwischen Barock und Jazz ein Trialog zwischen
Barock, Jazz und Romantik, der viele interessante Ausblicke
eröffnete. Polyphon betrachtete Jazz-Standards wie Joseph Kosmas
„Les feuilles mortes“ (Autumn leaves) oder „Lullaby of
Birdland“ (George Shearing), traditionelle irische Musik sowie
Auszüge aus Klaus Osterlohs „Eine Kölsche Nachtmusik“ bildeten
weitere Höhepunkte im Programm.

Die einende Klammer aller Stücke jedoch war die Improvisation, die im
Barock genauso wichtig war, wie sie es im Jazz bis heute ist. Das
Publikum feierte die Musiker begeistert und Günter Reiners,
Vorsitzender des Jazzclubs Hürth, freute sich nach der dritten
Zugabe: „Hans-Günther Adams Adaption des Erfolgskonzepts „Baroque
and Blue“ für kleine Besetzung hat uns vollkommen überzeugt. Dass
trotz der Urlaubszeit so viele Gäste unserer Einladung gefolgt sind,
beweist, dass das Angebot des Jazzclubs bei den Menschen unserer
Region auf breite Zustimmung stößt. Das nächste Jazz-Highlight
erwartet unser Publikum nach einer kurzen Sommerpause am 18. August,
wenn Buck Wolters mit seinem Programm „Still my guitar“ im
Jazzkeller auftritt. Das sollten sich Jazzfreunde in jedem Fall schon
einmal im Kalender vormerken.“

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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