Kirchengemeinde feiert 90 Jahre Gustav-Adolf-Haus
Besondere Architektur
Humboldt-Gremberg - (sf). Mit einem musikalischen Gottesdienst unter der Leitung von
Pfarrer Dietrich Kamphenkel hat die Evangelische Kirchengemeinde
Kalk-Humboldt das 90-Jahr-Jubiläum ihres Gustav-Adolf-Hauses
gefeiert. Während Vanessa Feilen und Andreas Schuss als Duo
„WindWood & Co.“ mit mehr als einem Dutzend Instrumenten Lieder
zum Besten gaben, schwelgte so mancher Gottesdienst-Besucher noch
einmal in Erinnerungen an die Zeit, die er bis heute in der Kirche
verbracht hat.
Unter den Besuchern weilte auch Cornelius Schmitz, der einen großen
Teil seines Lebens mit dem Gustav-Adolf-Haus verbindet. Anlässlich
des runden Geburtstages des Hauses hat Schmitz in seinem Archiv
gekramt und einige historische Bilder wiederentdeckt. Im
Eingangsbereich der Kirche konnte man diese Bilder in einer kleinen
Fotogalerie bestaunen.
Die Fotos zeigten unter anderem, wie Schmitz gemeinsam mit
Klavierspielerin Erika Split zum „Geburtstagskaffee mit Singen“
einlädt – eine traditionsreiche Veranstaltungsreihe, die aus dem
Kalender der Kirchengemeinde längst nicht mehr wegzudenken ist. Seit
2008 findet viermal im Jahr ein Geburtstagskaffee mit gesangsfreudigen
Gästen für alle Geburtstagskinder der vergangenen drei Monate statt.
Nach dem Konzert blickte Sibylle Reiche, Presbyterin und
Finanzkirchmeisterin der Evangelischen Kirchengemeinde Kalk-Humboldt,
noch einmal ausführlich auf die gesamte Geschichte des
Gustav-Adolf-Hauses zurück, die noch in den Jahren vor dem Ersten
Weltkrieg begann. Damals befand sich die Evangelische Kirchengemeinde
Kalk in einem rasanten Wachstum, woraufhin der Bau eines Betsaals mit
Pfarrhaus geplant war, welcher in der Hachenburger Straße entstehen
sollte.
Die Gemeinde musste dann aber doch aufgrund der Folgen des Krieges bis
1927 warten. Erst dann konnte die Grundsteinlegung für einen
Gebäudekomplex mit Kirchsaal und Pfarrhaus erfolgen. Etwa ein
dreiviertel Jahr später feierte die Gemeinde die Einweihung des
Gustav-Adolf-Hauses, das seinen Namen dem Gustav-Adolf-Werk zu
verdanken hat, das die Finanzierung des Neubaus übernommen hatte.
Gebaut wurde nach den Plänen des Architekten Arthur Hahn, dem die
Kirche seine außergewöhnliche Architektur zu verdanken hat. „Es
entstand eine besondere dreiteilige symmetrische Anlage, bei der die
Kirche als Hauptbau herausragt“, blickte Reiche auf den Bau des
Gebäudes zurück und würdigte sämtliche architektonische
Höhepunkte mit einem imaginären Streifzug durch das
Gustav-Adolf-Haus: „Vor der Kirche ist ein überdachter
Säulenvorbau, und in den Vorraum des Kirchsaals führen von draußen
drei Portale. Oben ist der Dachreiter mit den beiden Glocken über Eck
versetzt, dazwischen ist die Fassade keine glatte Wand. Es wurden
Stufen eingefügt, in der Mitte ragt das Gebäude hervor.“
Den Zweiten Weltkrieg überstand die Kirche nicht unbeschädigt: Die
dritte Etage des Pfarr- und Gemeindehauses wurde durch einen Brand
zerstört. 1946 wurde der Kirchsaal wieder hergerichtet, das
zerstörte Christusbild jedoch durch ein schlichtes, aber ebenso
großes Holzkreuz ersetzt. 1968 wurde die Decke im Zuge von
Modernisierungsarbeiten abgehängt und die Kanzel und der Altar, bis
dato aus dunklem Holz, durch neue aus hellerem Holz im gleichen Ton
wie die Decke ersetzt.
Heute ist das Gustav-Adolf-Haus nach wie vor multifunktional nutzbar
– sowohl als Ort für Gottesdienste, als auch als großer
Gemeindesaal für Feierlichkeiten und weitere Veranstaltungen. Seit
1982 ist das Gustav-Adolf-Haus denkmalgeschützt. „Die Kirche steht
in einer ehemaligen Arbeitersiedlung und zeugt für den 1928
herrschenden Zeitgeist, dass etwas Besonderes geschaffen werden sollte
trotz geringer finanzieller Mittel“, sagte Reiche.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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