Die Kanuten harren seit Jahren in Provisorien aus
Das ist ein Schandfleck
Köln - (kg). Millionen von Menschen besuchen jedes Jahr die Metropole am
Rhein. Ein riesiger Anziehungspunkt ist dabei die weltbekannte
Kathedrale mit den zwei Türmen, und viele der Besucher legen gern
einen Gang über Hohenzollernbrücke, Rheinboulevard Deutzer Brücke
und Altstadt zurück.
Und nicht wenige von ihnen werden die heruntergekommenen Container am
Fuße der Deutzer Brücke sehen. Seit November 2011 müssen sich dort
die rund 150 Mitglieder der Kanusportfreunde Köln (KSK-Team)
umziehen, duschen, und auf die Toilette gehen.
„Das heiße Wasser in den Duschen fällt immer wieder aus“, sagt
Jelle Verhoef. Der Vorsitzende des KSK-Team öffnet mit Mitglied
Nikolaus Kerkhof die Container, die über einen brüchigen Zugang und
Holztreppen zu erreichen sind. Bei Regen sind sie mit Vorsicht zu
betreten. Innen gibt es je eine kleine Heizung, die über Strom
läuft. Umkleide, Duschen und Toiletten wirken wie auf einer
Baustelle. Das alles erscheint nicht wie die Unterkunft eines
Wildwasser-Rennsportvereins, der Europa- und Weltmeister hervorbringt.
Etwa 50 Vereine dieser Sportart gibt es in Deutschland. Verhoef sagt:
„Ich kenne keinen, der in so primitiven Unterkünften leben muss“.
Dabei gehöre man zu den „Big Five“ in Deutschland. Neben Köln
zählten Städte wie Fulda, Düsseldorf und Hamburg dazu. „Die
Vereine sagen uns: Das kann doch nicht wahr sein, dass das so lange
dauert! Wann bekommt ihr endlich eure alten Vereinsräume wieder?“
Seit November 2011 ist die Situation mit den Sanitär-Containern so,
das Bootslager befindet sich hinter einem Holzverschlag im Bauch der
Deutzer Brücken-Rampe unweit von Lanxess-Tower, Deutzer Freiheit und
Rhein. Hier gibt es keine Heizung, bei Starkregen dringe Wasser ein,
in einem Bereich stehe es dann zwei, drei Zentimeter hoch, schildert
Jugendwart Daniel Ehrbrecht. Im Bootslager sind rund 200 Kanus
untergebracht. Räumlich abgetrennte Bereiche sind nicht vorhanden,
Kraftraum-Ecke, Kicker und Bootsbereich gehen ineinander über.
Vorsitzender Verhoef sagt, dass man den Clubraum sehr vermisse. Seit
Ende 2011 gebe es zudem keine Mai- oder Karnevalsfeier, zusammen
Fußball gucken falle weg, dito Schulungen für Kinder, kein
Dankeschön-Essen für Mitglieder. Die alten Räume im Widerlager der
Brücke seien zwar entkernt, und die Planungen aufgenommen. Doch
eigentlich sollten die Kanuten schon in 2013 wieder zurück sein, doch
die Sanierung der Deutzer Brücke verzögerte sich. Und nun wachse bei
den Rückzugplanungen der Kosten-Anteil des Vereins auf bis zu 70.000
Euro, was unter anderem am Brandschutz liege, sagt Verhoef.
Etwa 20.000 Euro davon würden dem Verein nun fehlen. Der Vorsitzende
des KSK-Teams schätzt optimistisch 2020 als jenes Jahr ein, an dem
die 150 Mitglieder wieder in die alte Vereinsheimat einziehen können.
So lange müssen sich unter anderem die Kinder und Jugendlichen des
Vereins im Container-Provisorium umziehen, duschen und auf die
Toilette gehen. Im Winter, sagt Jugendwart Ehrbrecht, würden die
Rohre regelmäßig einfrieren.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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