Gelungene Integration
Durch Willkommens-Initiative hat sich die Situation verbessert
BRÜCK - (kg). Wir treffen uns am Marktplatz. Weil die Bänke um die
„Fuule Weet“ herum belegt sind, gehen wir weiter in die
Flehbachauen. Ein Steintisch mit einem alten, in der Mitte
aufgebrochenen Schachbrett ist frei. Auf dem Spielplatz nebenan
herrscht Hochbetrieb. Brück befindet sich am Übergang zwischen
urbanem und dörflichem Leben, die Flehbachaue scheint hierbei die
Grenze zu sein. Wolfgang Schmitz passt hier hinein. Er ist Sprecher
der Willkommensinitiative Brück und Neubrück, war 45 Jahre beim WDR
tätig und schreibt als Ruheständler Kolumnen.
Als Pfarrerin Wilma Falk-van Rees und Pastoralreferent Gregor Schwelm
im Juni 2014 zur Hilfe aufriefen, weil am Rather Kirchweg eine
Containerunterkunft für 80 Flüchtlinge gebaut werden sollte, kamen
mehr als 80 Bürger ins Pfarrheim von St. Hubertus. Darunter Wolfgang
Schmitz. An jenem Abend wurde der Grundstein für „Willkommen in
Brück und Neubrück“ gelegt. Im März 2015 waren es dann sogar
schon 250 Besucher, die zu einer Informationsveranstaltung in die
Gaststätte „Em Hähnche“ pilgerten.
Dieter Richmann, der Vorsitzende der Bürgergemeinschaft, erinnerte da
an vietnamesische Flüchtlinge, die in Brück ankamen. Gleichfalls
hatte es Jahre zuvor in der heutigen Neubausiedlung an der
Astrid-Lindgen-Allee eine Notunterkunft gegeben. „Die Flüchtlinge
sind allesamt integriert worden, weil die Brücker das so wollten“,
meint Richmann. Nun sind es hauptsächlich Syrer, Iraker, Afghanen,
Iraner. „Einige verfügen über eine gute Bildung, andere sind
Analphabeten“, sagt Schmitz. Und es gebe nicht wenige Analphabeten,
was aber gleichfalls nicht viel heißen mag. „Es gibt zum Beispiel
einen Flüchtling, der in seiner Heimat ein erfolgreicher Olivenbauer
war“, sagt Schmitz. Für sein Unternehmen habe er die Schrift nicht
benötigt, trotzdem habe er sehr gut gelebt.
Sowieso gebe es, wie Mario Ascani von der Willkommensinitiative sagt,
keine großen Unterschiede zwischen Einheimischen und Geflüchteten.
Außer, dass die Flüchtlinge eine andere Sprache sprächen. Anfangs
habe es Probleme gegeben, weil Bewohner der inzwischen geschlossenen
Unterkunft im Brücker Sportpark Müll über den Zaun geworfen
hätten. „Wir vermitteln dann allerdings auch die Regeln unserer
Gesellschaft“, erklärt Schmitz.
Nach der Silvesternacht 2015 habe man gewusst, dass vereinzelt
Bewohner der Flüchtlingsunterkunft am Brücker Sportpark an den
Ausschreitungen beteiligt waren. In einem Koordinierungsteam habe man
sich damit auseinandergesetzt und die Namen der Verdächtigen an die
Polizei weitergegeben. Gegen alle Verdächtigen wurde ermittelt.
„Nicht alle Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, sind Helden
und Engel. Es gibt genauso eine Mischung wie bei uns“, sagt der
68-Jährige.Schmitz sagt dass man den Flüchtlingen anfangs ein
angenehmes Ankommen organisiert habe. Inzwischen stünde die Suche
nach einer Ausbildung oder einem Arbeitsplatz im Vordergrund.
Somalier, die seit zwei, drei Jahren in der Broichstraße lebten,
hätten noch nicht mal eine Anhörung gehabt. Zwar gebe es zum
Beispiel beim Jobcenter mehrsprachige Formulare, doch die Bürokratie
sei damit nicht erklärt.
„Es ist schwierig“, meint Schmitz. Allein deswegen würden immer
Helfer gesucht, die zum Beispiel mit aufs Amt gehen und dort – wenn
notwendig – erklären. Dasselbe gilt etwa für die Wohnungssuche.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.