Brück:
Fritz Bilz mit Landesorden gewürdigt
BRÜCK - (kg). Fritz Bilz war mit seiner Ehefrau gerade im Urlaub, als der
Brief von der Staatskanzlei kam. Ob er einverstanden sei, mit dem
Landesorden, für den er vorgeschlagen wurde, geehrt zu werden, hieß
es darin. Bilz stimmte zu. „Das Bundesverdienstkreuz hätte ich aber
nicht entgegengenommen“, sagt er schmunzelnd.
Bilz ist aus gradlinigem Holz geschnitzt. In einer Kalker
Arbeiterfamilie aufgewachsen, arbeitete er als Packer,
Bauhilfsarbeiter, Bauingenieur, Hauptschullehrer,
Gewerkschaftssekretär und Geschäftstellenleiter. Mit 48 studierte er
Geschichte, seine Doktorarbeit verfasste er über die Sozialgeschichte
Kalks von 1850 bis 1910.
Hannelore Kraft bezeichnete Bilz, der bereits den Ehrenamtspreis der
Stadt Köln erhielt, als „eindrucksvolles Beispiel für
zivilgesellschaftliches Engagement“. Die Ministerpräsidentin bezog
sich dabei auf die Bilz-Stiftung, die Fritz und Ehefrau Brigitte
gründeten. Mit dem Bilz-Preis zeichnet die Stiftung seit 1999
Projekte aus, die politisch, rassistisch oder religiös verfolgten
Menschen helfen und Diskriminierung bekämpfen.
Kraft ehrte insgesamt 17 Bürger. Die Landesmutter zitierte Martin
Luther King, als sie ihre Laudatio über das Werk des 72-jährigen
Bilz begann. Die Anerkennung wurzelt auf den beiden Werkstätten für
Ortsgeschichte in Kalk und Brück, die der Autor und Publizist
mitgründete. Die NS-Dok-Arbeit zählt dazu. Bilz war 19 Jahre im
Vorstand des EL-DE-Hauses aktiv, die meiste Zeit davon als
Vize-Vorsitzender. Er gab zehn Monografien und mehr als 70 Aufsätze
und Miszellen heraus.
Als Historiker forschte er neben der Sozialgeschichte in der Zeit des
Nationalsozialismus. Mit seiner Aufklärungsarbeit, darunter
Zwangsarbeit in rechtsrheinischen Stadtteilen, erreicht er auch
Schüler. „Die Vermittlung der Gräuel in der Nazi-Zeit geht nur
über Einzelschicksale“, erklärt Bilz. Die vielen Millionen Juden,
die umgebracht wurden, seien in diesem Vergleich nur eine Zahl. Sein
Engagement umfasst ebenfalls die Flüchtlings-Initiative „Willkommen
in Brück“. Bilz ist einer ihrer Initiatoren.
Bilz‘ Lebenswerk ist beträchtlich. Es gibt noch viele Dinge mehr,
die er in Bewegung setzte und setzt. „All dies geht nur, weil ich
eine Frau habe, die mich unterstützt“, sagt er. „Wir neigen dazu,
Erfolg eher nach der Höhe unserer Gehälter oder nach der Größe
unserer Autos zu bestimmen als nach dem Grad unserer Hilfsbereitschaft
und dem Maß unserer Menschlichkeit“, lautete Krafts Zitat von
Martin Luther King. Die Ministerpräsidentin vermutete: „Martin
Luther King hätte seine helle Freude an Dr. Bilz gehabt.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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