Historische Fotos zieren die Rösrather Straße
Geschichten auf dem Kasten
Normalerweise sind sie grau, unscheinbar und nicht sonderlich attraktiv, die Rede ist von Strom- und Telekommunikationskästen am Straßenrand. In Rath-Heumar sieht die Sache nun anders aus.
von Hans-Willi Hermans
Rath/Heumar. Wo früher nur ein grauer Stromkasten der Rheinenergie stand, ist vor dem Haus an der Rösrather Straße 541 jetzt ein historisches Foto des 1901 errichteten Gebäudes zu sehen, mit vollständiger Fliesenfassade. Ein Passant ist begeistert: „Das sieht richtig schön aus.“ Gegenüber, auf der anderen Straßenseite, ist auf einem noch größeren Verteilerkasten der Telekom ein weiteres Foto abgebildet. Zu sehen: Das Haus hinter dem Kasten nach einem Bombenangriff 1941.
Zwischen dem Kreisverkehr an der Einmündung der Lützerathstraße und der Schmitze-
bud am Mauspfad kann der Flaneur seit einigen Wochen entlang der Rösrather Straße 20 neu gestaltete Kästen von Rheinenergie und Telekom entdecken. Der „Alte Turm“ als Wahrzeichen des Stadtteils ist unter den Motiven, das „Rather Kapellchen“, oder auch das längst abgerissene Gasthaus „Der große Kurfürst“. Die IG Rath/Heumar hatte die Aktion vor einem Jahr initiiert, um ihre Kunden sanft zum längeren Aufenthalt auf der Geschäftsstraße zu überreden. „Die Resonanz in den sozialen Medien ist Wahnsinn“, berichtet Frank Tacke, Vorsitzender der IG. „Alle schreiben, wie toll sie das finden.“
Nach Ansicht von Bömmel Lückerath, Bläck Fööss-Gitarrist und Anwohner, dürfte das auch gelingen: „Das macht den Stadtteil attraktiver und stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl.“ Lückerath ist Mitglied im örtlichen Kulturkränzje, das der IG die Motive aus seinem Fundus von 1500 historischen Fotografien zur Verfügung stellte. Die Foto-Folien, meist schwarz-weiß, hatte ein Werbeunternehmen auf die Kästen geklebt, außerdem sind kurze, erklärende Texte beigegeben.
Ausbaufähig ist das Ganze noch, denn zwischen Kreisverkehr und Mauspfad stehen insgesamt knapp 50 graue Kästen. „Wir haben schon einige Anfragen von Leuten bekommen, die auch gern so ein Foto auf dem Kasten vor ihrem Haus hätten“, erzählt Tacke. Ganz billig ist die Erweiterung aber nicht: Knapp 9000 Euro hat die IG bislang in die Verschönerung der Kästen gesteckt, die Stadt steuerte ungefähr 3000 Euro bei. Immerhin könnte es jetzt schneller gehen: „Wir wissen ja jetzt, wie die Genehmigungsverfahren bei der Rheinenergie und der Telekom ablaufen“, sagt Petra Himmler, Kassiererin der IG.
Redakteur/in:EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln |
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