Umdenken gefordert
Handelskümmerer Hans-Günter Garwe referierte vor der IG Rath/Heumar
Rath/Heumarer - (kg) Strukturwandel durch verändertes Verbraucherverhalten, steigende
Mobilität, die Verschiebung von Umsätzen in den Online-Handel und
die Gefahr, dass Orte mit weniger als 50.000 Einwohnern oder Randlagen
von Innenstädten leer bleiben: IHK-Handelskümmerer Hans-Günter
Grawe zeichnete bei seinem Besuch der Interessengemeinschaft (IG)
Rath/ Heumar ein aktuelles Bild und erläuterte am Beispiel von
„Tante-Emma-Läden“, dass es Strukturwandel schon immer gegeben
habe.
Demnach würden auch viele stationäre Händler den Kampf gegen das
Online-Geschäft verlieren. Doch auch das Online-Geschäft sei laut
Grawe seit längerem kein Garant mehr für steigende Umsätze. Man
brauche auch dabei eine gute Idee, Kompetenz, Investitionskapital und
einen langen Atem.
Wichtig seien Umdenken und Flexibilität, stellte Grawe vor den rund
25 Zuhörern im Bürger- und Vereinszentrum in Rath/ Heumar fest. Der
Handelskümmerer der IHK, der mit vielen überregionalen
Hintergrundinformationen aufwartete, hat unter anderem auf den Kölner
Ringen Erfahrungen mit dem Engagement für bessere Standortbedingungen
gesammelt. Als Protagonist des Pilotprojekts der IHK lautet sein Ziel,
Bürger, Politik und Verwaltung auf die Belange des Handels aufmerksam
zu machen.
„Durch Zusammenhalt können wir etwas ändern“, erklärte die
IG-Vorsitzende Sybille Schmitz. Zudem entspreche dies der Grundidee
der IG Rath/ Heumar. Grawe schilderte in diesem Zusammenhang, wie
wichtig gemeinsame Öffnungszeiten seien und stellte die Frage, ob man
sein Geschäft um 10 Uhr aufmachen müsse oder ob ein späterer
Zeitpunkt nicht sinnvoller sei. Gemeinsam könne man viel mehr
bewirken, betonte Grawe. Kleine und inhabergeführte Unternehmen
hätten nämlich oft nicht die Zeit, sich einer umfangreichen Thematik
zu widmen. So würden oft viele Online-Trends und Werbemaßnahmen
nicht wahrgenommen. Auch seien viele Internetseiten nicht aktuell oder
fehlten schlichtweg. „Das gilt ebenfalls für Social Media“,
erklärte Hans-Günter Grawe und stellte fest: „Eine gute
Werbestrategie ist nicht nur den großen Unternehmen vorbehalten.“
Aufhalten könne man die Entwicklung nicht, aber man könne sie
mitgestalten, sagte Grawe. Der IHK-Handelskümmerer sprach von einer
„Allianz der Besten“, die gebildet werden müsse, und schilderte,
dass der Hauptgrund, warum Menschen in eine Stadt kämen, im
Einzelhandel, in der Gastronomie und in Events läge. Grawe bezog sich
dabei auf eine Erhebung des Kölner Instituts für Handelsforschung
(IFH), die in 116 Städten mit rund 60.000 Interviews durchgeführt
wurde. Demnach seien auch Baukultur, Sicherheit, Ordnung,
rechtssichere Sonntags-Öffnungen sowie einheitliche Öffnungszeiten
für potentielle Kunden relevant.
Frank Tacke, der Vizevorsitzende der IG Rath/ Heumar, lobte hier die
Macher des Feierabendmarktes und des Weihnachtsmarktes, die Rath/
Heumar viel Erlebnis und Anziehungskraft verleihen würden. Grawe
sagte, dass dies unter anderem auch auf das Musikfest zutreffe: „Die
Rösrather Straße rauf und runter zu gehen, hier ein Prosecco, dort
Musik, das ist ein Einkaufserlebnis.“ Der Fachmann zeigte zudem auf,
dass sich laut IFH der Handelsumsatz in den kommenden Jahren mit 40
Milliarden Euro ins Internet verlagern würde. Über vielerlei
Kanäle, so Grawe, könne man daran arbeiten, dass der eigene Umsatz
dazu gehöre – durch einen eigenen Internetauftritt, mit
Newslettern, via Facebook sowie durch die Vernetzung aller Vereine im
Viertel. Grawe regte an, Leerstände für Pop-Up-Stores oder
Concept-Stores zu nutzen.
IG-Schriftführerin Katrin Vierck stellte ein Gutschein-System vor,
das in ganz Köln erworben und eingelöst werden könne. Kassiererin
Petra Himmler verteilte dazu einen Flyer von „Schenk lokal“ mit
dem Beispiel Dellbrück. Bei dem City-Gutschein für Köln würden
mehr als 120 Geschäfte mitmachen. Grawe schlug ebenfalls vor,
„bekannte Köpfe“ einzuladen und mit ihnen für das Veedel zu
werben. Zudem gebe es eine Reihe von Kooperationspartnern bei Kölner
Interessengemeinschaften. IG-Chefin Schmitz sprach am Ende der rund
zweistündigen Veranstaltung die Hoffnung aus, dass „uns dieser
Abend nach vorne bringt. Es geht um unser Dorf!“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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