Brücke als Lebensraum
Reptilien und Amphibien haben Bauwerke an A3 gut angenommen
KÖLN - (kg). „Seitdem die Brücken im Jahr 2013 eröffnet wurden, kommt
jedes Jahr eine Tierart dazu“, sagt Elmar Schmidt von der
Nabu-Naturschutzstation Leverkusen-Köln. Er meint Reptilien und
Amphibien auf den fast 80 Meter breiten Bauwerken, die an den Rändern
mit Gehölzen und in zentralen Bereichen mit Magerrasen und sandigen
Flächen konzipiert wurden.
Davon werde unter anderem die in Nordrhein-Westfalen stark gefährdete
Blauflügelige Ödlandschrecke angezogen. „Es gibt auch einige
Schmetterlinge wie zum Beispiel den Kaisermantel auf der Brücke über
der L284. Er ist eine gefährdete Art, die in Nordrhein-Westfalen auf
der roten Liste steht“, erklärt der Diplom-Geograph der
Nabu-Außenstelle Finkensgarten. Auch Bläulinge, Landkärtchen,
Postillone und Zitronenfalter hätten ein Refugium gefunden.
Kleine angelegte Gewässer auf den Bauwerken beherbergten Amphibien.
Für Landtiere wurden künstliche Verstecke angebracht, etwa ein bis
1,50 Meter lange, regelmäßig verteilte Trapezbleche. Schmidt
erzählt von der in Nordrhein-Westfalen stark gefährdeten Art der
Zauneidechse. Sie sei ebenso vorzufinden wie Ringelnattern und
Gartenfrösche. Teichfrösche würden zwischen den Brücken und der
Wahner Heide wandern.
Erwachsene Erdkröten hätten feste Bereiche, der Nachwuchs unter
ihnen dränge: „Die stehen vor der A3. Weil eine Brücke angeboten
wird, gehen sie auf diese“, erklärt der Wissenschaftler für die
Gebietsbetreuung in Köln. Die Autobahn sowie die Landstraße würden
sonst ein Hindernis darstellen. Die eingleisige Regionalbahnstrecke
wäre das nicht. Sie sei nicht so stark befahren, zudem würden sich
zwischen Schienen und Schotter Hohlkörper bilden.
Einige Amphibien und Reptilien würden auf den Grünbrücken leben und
sich reproduzieren. Es gebe zum Beispiel eine kleine Population von
Zauneidechsen, die sie als Ganzjahreslebensraum angenommen hätten.
Die Ringelnatter käme auf die Brücke über die A3, obwohl sie keine
großen Strecken zurücklege und sie durch die angrenzenden
Waldgebiete wandern müsse. „Das ist schon etwas besonderes“,
erklärt Schmidt. Bodenbrüter wie der Baumpieper und die Heidelerche
hätten die Refugien angenommen. Beide Arten sind gefährdet und
stehen auf der roten Liste in Nordrhein-Westfalen. Für den
Wissenschaftler ist das Verhalten der Heidelerche außergewöhnlich,
sie komme sonst nur in der Heide vor. Die Brücken hätten nur
kleinere Offenlandflächen, trotzdem würde es mehrere Brutpaare
geben. Neben gefährdeten Arten leben in der Brücken-Kleinwelt auch
Heckenbraunellen und Amseln.
„Die Brücken waren lange überfällig“, urteilt der
Nabu-Naturschutzstation-Mitarbeiter. Trotzdem sei die schnelle
Besiedelung überraschend. Das liege laut Schmtidt daran, dass man mit
den beiden Bauwerken geeignete Lebensräume hergestellt habe.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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