Margarete Emons im „Club der Hunderter" angekommen
Ur-Kölnerin mit Liebe zu Frankreich
Merheim - (ha). Unabhängig von einer Historie voller Spannungen zwischen
zwei Nationen lebt Margarete Emons ihre kölsch-französische
Freundschaft über die Dekaden mit Leidenschaft.
„Ich konnte früher gar nicht oft genug nach Frankreich kommen.
Neben der Kultur und den freundlichen Menschen hat mich vor allem
diese wunderschöne Sprache fasziniert, die so weich ist. Kein Wunder,
dass ich immer fleißig gelernt habe, um mich vor Ort mit den Leuten
unterhalten zu können“, berichtet die Zeitzeugin, deren Ehrentag
sich am 8. Oktober zum 100. Mal jährte.
Geboren im selbst erbauten Haus des Großvaters, lebt die einstige
Fremdsprachensekretärin weiterhin in der vertrauten Stätte ihres
Ahnen in Merheim: „Ach, es war herrlich. Als Kind war die Schule
direkt nebenan und ich war im Nu wieder zuhause“, erinnert sich die
Ur-Kölnerin.
„Eigentlich wollte mich mein Vater an der Universität sehen. Aber
ich habe gar nicht eingesehen, dass er mich so lange finanziell
unterstützen sollte. Ich wollte schnell unabhängig werden und meine
Familie entlasten. Daher habe ich die Höhere Handelsschule besucht
und fand danach Arbeit als Sekretärin. Doch das reichte mir nicht. Es
war mir zu normal. Ich wollte ja reisen. Also gab ich ein
Stellengesuch mit dem Vermerk ‚sehr gut in Französisch und
Englisch‘ auf. Dass sich daraufhin so viele Firmen gemeldet haben,
fand ich ganz vorzüglich“, erzählt die Tochter eines Schlossers
und einer Hausfrau.
Nach dem Tod ihres ersten Ehemanns, der als Offizier im Zweiten
Weltkrieg sein Leben ließ, fand die Witwe Ende der 1940er-Jahre in
Heinz Emons einen zweiten Lebenspartner, der ebenfalls im
Kaufmännischen tätig war. „Heinz beherrschte Fremdsprachen noch
besser als ich. Uns beide verband die Lust auf andere Länder. Wir
sind in den Ferien mitunter ganz spontan ins Auto gesprungen und nach
Frankreich gefahren, ohne große Vorplanungen oder Hotelbuchungen“,
berichtet die Seniorin.
Die letzte Aufwartung machte Emons ihrer zweiten Heimat vor rund zehn
Jahren im bereits hohen Alter.
„Im Nachhinein könnte man tatsächlich sagen, wir waren da so etwas
wie Friedensbotschafter, die nach den schlimmen Zeiten ein wenig
Völkerverständigung betrieben haben. Für uns war das ganz
selbstverständlich“, erinnert sich die 100-Jährige mit Wehmut an
Tage der Freude mit ihrem Gatten, der 1964 verstarb. Aus der Ehe ging
ein Kind hervor.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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