Großartige Show nach drei Jahren Pause
Akkordeonale in Kerpen

Finale der Akkordeonale in der Jahnhalle Kerpen - eine großartige Show mit vielen Facetten der Akkordeonmusik. | Foto: Anita Brandtstäter
  • Finale der Akkordeonale in der Jahnhalle Kerpen - eine großartige Show mit vielen Facetten der Akkordeonmusik.
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Kerpen. Dieses Jahr gastierte die Akkordeonale nach drei Jahren Zwangspause wieder in der Jahnhalle Kerpen - und der Saal war voll besetzt! Die Zuhörer konnten sich über eine großartige Show freuen, die das Akkordeon in ganz vielen Facetten präsentierte. Das Besondere am Akkordeonale-Konzept: Initiator Servais Haanen aus den Niederlanden lädt vier Akkordeonist*innen aus aller Welt ein - es sind ganz unterschiedliche Persönlichkeiten, die sich erst kurz vor der Premiere in Karlsruhe kennen lernen. Das Reizvolle daran ist, dass die aus verschiedenen Kulturräumen stammenden Musiker*innen ganz unterschiedliche Stücke, musikalische Vorlieben und Spielweisen einbringen - und im Wechsel von Soli und Ensemblestücken entstehen dann live ganz neue Klänge aus den Interaktionen der Akteure.

Mit dem fröhlichen Ensemblestück "Salut mes amis" begrüßten Jure Tori aus Slowenien, Zabou Guérin aus Frankreich, Aïcha Touré aus Gabun, Benjamin Macke aus Frankreich und Servais Haanen sowie die Begleitmusikerinnen Birgit Bornauw aus Frankreich (Französischer Barock-Dudelsack und Violine) und Johanna Stein aus Deutschland am Cello das Publikum. Anschließend präsentierten sich alle Akkordeonspieler*innen und Begleitmusikerinnen - jeweils eingeführt mit einer launigen Moderation durch Servais Haanen. Jure Tori spielte seine "Morgendämmerung" mit Balkan- und Jazz-Einflüssen, Benjamin Macke barocke Preludes, wobei er seinen Vortrag mit einem diatonischen Instrument mit dem Basse aux Pieds, einem in Namur von einem Akkordeonbauer konstruierten Fußbass, begleitete. Aïcha Touré sang in Französisch einen Chanson im Cha-Cha-Rhythmus über Erinnerungen, die aus dem Gedächtnis verblassen, mit kleiner Ensemble-Begleitung, Zabou Guérin stellte sich mit ihrem großen C-Griff Converter-Knopfakkordeon und einer Glücks-Komposition "Erwachen" vor, die sie für ihre Patentochter geschrieben hat. Und Servais Haanen philosophierte musikalisch über seinen "Kreislauf" - das Wort gibt es in Niederländisch nicht, begleitet von einer Spieluhr-Percussion und tiefen Cello-Klängen.

Spannend war das Duo, das eigentlich ein Trio war, aus Birgit Bornauw mit einem barocken Dudelsack und ihrem Mann Benjamin Macke mit Harmonika und Fußbass. Sie spielten eine flämische Melodie, die dann in einen fröhlichen Tanz überging - und Aïcha Touré steppte dazu. Das Ensemblestück "Gegenwind" von Servais Haanen, in der insbesondere die Akkordeons mit Balggeräuschen begannen, beendete die erste Programmhälfte.

Nach der Pause wurde die vielen Akkordeonale-Liebhabern begkannte Cellistin Johanna Stein vorgestellt, die in ihrer Vielseitigkeit eine ideale Begleitmusikerin ist: sie präsentierte gemeinsam mit Zabou Guérin ihre Komposition in Sonatenform - ein herrliches musikalisches Zwiegespräch, das besonders viel Applaus bekam. Weiter ging es reihum mit Jure Toris Interpretation einer Geschichte über einen Mann mit vielen Frauen, dem Chanson "Je danse avec toi" von Aïcha Touré, wieder mit Ensemblebegleitung. Jeder Programmpunkt war ein Highlight, so auch das Duo von Benjamin Macke und Birgit Bornauw "La Furstemberg", in dem sie mit ihren Instrumenten barocke Flöten und Trommeln der Provence erklingen ließen. Und der Applaus wollte nicht enden, nachdem Zabou Guérin eine "Impasse" ihres Lehrers Franck Angelis vorgetragen hat - auf einem Instrument, das sie vor Jahren auch von ihm übernommen hatte; der französische Akkordeonist gehört zu den viel gespielten Komponisten bei Akkordeonsolisten-Wettbewerben.

Die fünf Akkordeonist*innen spielten dann die Komposition "Unknown Landscape For FiveAccordions", die Servais Haanen ursprünglich für die Akkordeonale 2020 geschrieben und dann nach der Absage in einem Steinbruch als YouTube-Corona-Video aufgenommen hat, indem er alle fünf Stimmen mit sich selber im Ensemble und in fünf unterschiedlichen Hemden eingespielt hat. Bei "Rambling Man" von Juri Tore begleitete dann Johanna als "85-jähriger Kontrabassist" den slowenischen Komponisten. Das letzte Stück war selbstverständlich wieder ein Stück des Gesamtensembles - und Servais Haanen stellte unter Applaus alle Solistinnen und Solisten sowie Tontechnik und Tourmanagement vor. Aïcha Touré sang ein "Dankeschön" in der afrikanischen Sprache Susu. Der langanhaltende Applaus mit Standing Ovations traf das Ensemble nicht unvorbereitet. Und so brachten sie auch ihre beiden Zugaben dar: eine Komposition von Zabou Guérin "Next", die die Frage beantworten sollte "Was kommt, wenn irgend etwas plätzlich endet?", und zwei Sätze aus der 1735 uraufgeführten Ballettoper "Les Indes galantes" von Jean-Philippe Rameau, selbstverständlich wieder mit einer Step-Einlage von Aïcha Touré. Die fröhliche Barockmusik beendete eine eindrucksvolle Liebeserklärung an das Akkordeon - in seiner ganzen Vielfalt.

LeserReporter/in:

Anita Brandtstäter aus Köln

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