Protest statt Spatenstich
Anwohner äußerten ihren Unmut

Für den geplanten sozialen Wohnungsbau in der Augsburger Straße in Sindorf blieb der symbolische Spatenstich zwar aus, dafür wurde jedoch heftig diskutiert. | Foto: Schweitzer
  • Für den geplanten sozialen Wohnungsbau in der Augsburger Straße in Sindorf blieb der symbolische Spatenstich zwar aus, dafür wurde jedoch heftig diskutiert.
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Kerpen-Sindorf - In der Augsburger Straße in Sindorf sollte der erste Spatenstich für
die Errichtung eines öffentlich geförderten Wohnhauses erfolgen.
Anwohner hatten sich versammelt und stellten Bürgermeister Dieter
Spürck zur Rede und machten ihrem Unmut Luft.

Bürgermeister Dieter Spürck und Vertreter aus Rat und Verwaltung
hatten sich in der Augsburger Straße eingefunden, um den ersten
Spatenstich für den umstrittenen Neubau zu vollziehen. Geplant war
ursprünglich die Errichtung einer Flüchtlingsunterkunft an diesem
Ort. Aufgrund des nachlassenden Bedarfs an Unterkünften für
Asylsuchende wurden die Fördermittel vom Land für den öffentlich
geförderten Wohnungsbau umgewidmet. Bei dem Bauvorhaben handelt es
sich um ein Zwölf-Parteien-Haus in Massivbauweise mit einer
Wohnfläche von etwa 815 Quadratmetern. Insgesamt können 42 Personen
in den Zwei- und Dreizimmerwohnungen, die sich auf drei Etagen
verteilen, wohnen.Mit einem Aufzug wird für die Barrierefreiheit
gesorgt und auch eine hohe Energie-Effizienz mit KFW 55 Standard wurde
in der Planung berücksichtigt. Rund 2,5 Millionen Euro betragen die
Gesamtkosten. Das Vorhaben wird einem 35 prozentigen Tilgungsnachlass
vom Land gefördert. Somit konnten die Wohnungsgrößen und die
Belegung geändert werden. Durch die öffentliche Förderung können
die Wohnungen nach der Fertigstellung im August 2020 auch an Menschen
mit einem Wohnberechtigungsschein vermietet werden.

Spürck konnte mehrere Anwohner aus den umliegenden Häusern
begrüßen. „Wir sind aus Protest hier“, war aus der Menge zu
hören. „Die Frage ist, ob die Welt weiter kommt, wenn man alles
verhindert“, richtete Spürck das Wort an die Anwesenden, die ihn
zunächst kaum zu Wort kommen ließen. „42 weitere Bewohnerinnen und
Bewohner sind für das Viertel gut zu verkraften“, war sich Spürck
sicher. Dazu hatte die Nachbarschaft jedoch eine deutlich andere
Meinung. „Sie fordern hier den Krieg heraus“, war ebenso zu hören
wie „Ihr schafft einen sozialen Brennpunkt“.

Neben dem Wegfall von Spielraum für die Kinder, dem möglichen
Anstieg von Kriminalität oder den Problemen mit der Kanalisation,
führten die Bewohner vor allem die Parkplatzsituation in ihren
Protesten an. Schon heute gäbe es nicht genug Parkflächen. Die
Planung sieht vor, dass nach Beendigung der Arbeiten elf öffentliche
Parkplätze wegfallen. Spürck betonte, dass es sich um einen
einstimmigen Ratsbeschluss gehandelt habe, das Gebäude an dieser
Stelle zu bauen. „Die Nachbarschaft hat sich nie gegen sozialen
Wohnungsbau oder Flüchtlinge gewehrt, sondern nur gegen den Ort“,
sagte Christian Schröer, der Sprecher der Nachbarschaftsinitiative
„Auch Wir sind Sindorf“. An verschiedenen Beispielen, wie dem
Wahlverhalten bei der Europawahl, machte er die Sorgen und Nöte auch
mit Blick auf den Populismus deutlich. „Die Leute haben Angst“, so
Schröer.

- Petra Schweitzer

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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