Schandfleck verschwindet
Das Ende eines Hochhauses

Mit einer Schere muss der Baggerführer das Gebäude Stockwerk für Stockwerk herausbrechen und abtragen. In Kürze soll schon direkt an der Abbruchstelle Wasser gespritzt werden, damit weniger Staub entsteht. | Foto: Zingsheim
  • Mit einer Schere muss der Baggerführer das Gebäude Stockwerk für Stockwerk herausbrechen und abtragen. In Kürze soll schon direkt an der Abbruchstelle Wasser gespritzt werden, damit weniger Staub entsteht.
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Die Abbrucharbeiten für das heruntergekommene Hochhaus an der
Maastrichter Straße haben begonnen. Ein Bagger muss neun Stockwerke
nacheinander abtragen.

Kerpen (zi). Mit einer Schere packt der Baggerführer mit
seinem 45 Meter hohen Arbeitsgerät Deckenteile, Wände und
Fensterstürze und bricht sie aus dem obersten Stockwerk des 28 Meter
hohen Gebäudes heraus. Die grauen Betonsteine fallen herunter und
werden mit Wasser bespritzt, damit nicht zu viel Staub entsteht. Rund
8.000 Tonnen Schutt werden bis Ende September anfallen und müssen
abtransportiert werden.
Ahmet Ilhan steht an der Baustelle und beobachtet, wie der
Baggerführer Tatsachen schafft. Als Siebenjähriger war Ilhan mit
seinen Eltern hier 1977 eingezogen. „Es war ein hervorragendes Haus,
es ist nur falsch bewirtschaftet worden“, ist sich der Kaufmann
sicher, der heute die FDP im Stadtrat vertritt. Vor 15 Jahren hatte
die Stadtverwaltung das Gebäude wegen schwerer Sicherheitsmängel,
vor allem beim Brandschutz, räumen lassen und die Eingänge
zugemauert. Die Bewohner der 152 Wohnungen mussten sich innerhalb
kurzer Zeit eine neue Bleibe suchen. Auch die Eltern von Ahmet Ilhan
mussten kurzfristig raus.
Dann tat sich lange Zeit nichts, und das Haus begann zu verfallen und
entwickelte sich zu einem Schandfleck. Schließlich wurde der
Handlungsdruck für die Stadt Kerpen größer, die sich dann innerhalb
von zwei Jahren mit 122 Eigentümern einig wurde und das Gebäude
erwarb. Dies war die Voraussetzung für den Abriss, der Startschuss
sein soll für die Generalsanierung des Europaviertels Kerpen-Nord.
„Auch der Leerstand hat die Stadt Geld gekostet“, meinte
CDU-Ratsmitglied Wolfgang Westerschulze.
Die Abbrucharbeiten hatten schon vor Monaten begonnen, denn zunächst
musste eine Schadstoffsanierung vorgenommen werden. Eine asbesthaltige
Fassade, Styropor, Dämmstoffe, Sperrmüll und Taubenkot mussten
fachgerecht entsorgt werden, wie die Stadtverwaltung erklärte. Nach
Abschluss der Schadstoffsanierung wurde die Raumluft gemessen, um die
Dekontamination zu dokumentieren, hieß es.
„Dies ist ein Tag, der von vielen herbeigesehnt wurde“, sagte
Dezernent Andreas Comacchio zum Start der weithin sichtbaren
Abrissarbeiten. Rund 1,05 Millionen Euro hat die Stadt für den Abriss
veranschlagt und erhält dafür Fördermittel des Landes. Nach dem
Abriss soll zunächst die Baugrube verfüllt werden. Alle Arbeiten
sollen Ende November beendet sein. Auf dem Grundstück des Hochhauses
soll ein Begegnungszentrum gebaut werden.

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