Wandergeselle
Die Wechselwäsche im Charlottenburger
Kerpen-Manheim - (red) Felix Thiele aus Manheim folgt einem alten Handwerksbrauch: Er
geht auf die Walz.
Während immer mehr Menschen in den umgesiedelten Stadtteil
Manheim-neu ziehen, macht ein Geselle das genaue Gegenteil. Felix
Thiele aus Manheim-neu startete mit zwei Freunden und einer Begleitung
nach den Regeln der „Vereinigung der rechtschaffenen Fremden
Zimmerer- und Schieferdeckergesellen zu Köln“ seine Wanderschaft.
Fortan ist er mindestens drei Jahre und einen Tag auf der Walz und
darf seinem Heimatort nicht näher als dem Bannkreis von 50 Kilometern
kommen.
Wer auf die Walz geht, muss sich oft an jahrhundertealte Traditionen
halten und zahlreiche Ge- und Verbote beachten. Hierzu gehört die
Wahrheit zu sagen und Versprechen zu halten, aber auch die
Verantwortung für persönliche Fehler zu übernehmen. Zur
Rechtschaffenheit gehört zudem zu sein, wer man zu sein behauptet und
sich an das zu halten, was versprochen wurde. Die Rituale und
Gebräuche der Wandergesellen haben sich aus der Tradition entwickelt
und werden an die frisch aufbrechenden Wandergesellen weitergegeben.
Wichtigster Begleiter des Gesellen ist der „Charlottenburger“, ein
circa 88 mal 88 Zentimeter großes Tuch, in dem Wechselwäsche,
Zahnbürste und Werkzeug getragen werden. Auf dem meist zu einer
langen Wurst geknoteten, mit Wappen bedrucktem Stoff, kommt oben noch
der Schlafsack. Weitere Utensilien sind der Stenz - eine Art
gewundener Wanderstab - sowie das Wanderbuch. Letzteres belegt alle
Arbeitseinsätze, die der Geselle während seiner Wanderjahre gehabt
hat. Gleichzeitig fungiert es auch als Reisetagebuch.
Im Beisein von Bürgermeister Dieter Spürck, dem Vorsitzenden der
Kolpingsfamilie Kerpen, Erich Mysliwietz, sowie der Manheimer
Ortsvorsteherin, Lonie Lambertz, wurden die Wandergesellen feierlich
am Ortsausgangsschild von Manheim-neu verabschiedet. Die Verbindung zu
Adolph Kolping ist dabei offensichtlich. Denn: Kolping war es, der
seinerzeit wandernde Gesellen bei sich aufnahm, um sie vor der
Verelendung zu bewahren und ihnen eine Familie auf Zeit bot.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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