Ausstellung in Haus Mödrath
"Dream Baby Dream" ist keine Welt zum Träumen
Kerpen-Mödrath - Haus Mödrath - Räume für Kunst - zeigt mit „Dream Baby
Dream“ die dritte Ausstellung und etabliert sich als Galerie, die
hochkarätige Gegenwartskunst in die rheinische Provinz holt.
Was lauert hinter der Fassade der heilen Welt, hinter den Mauern der
braven bürgerlichen Existenz? Es sind Abgründe, die sich auftun. Die
verstörenden Bronzeplastiken des Amerikaners Paul McCarthy im ersten
Obergeschoss bringen die heile Welt von Fernsehen, Disneyland und
Hollywood gehörig durcheinander. Sie gehören zur „White
Snow“-Serie, in der Schneewittchen und die sieben Zwerge das
Personal der Hölle bilden. In einer Videoinstallation, die gemeinsam
mit Mike Kelley entstanden ist, mutiert der Kinderbuchklassiker Heidi
zu einem Puppentheater in einer Welt mit Gewalt und Missbrauch.
„Dream Baby Dream“ ist die dritte Ausstellung in Haus Mödrath,
das seit 2017 einen neuen Besitzer hat, der hier mit seinen „Räumen
für Kunst“ eine Galerie für moderne Kunst eingerichtet hat.
Kuratorin Gesine Borcherdt hat eine Schau mit Bildern, Skulpturen und
Installationen von 19 Künstlern aus aller Welt arrangiert, die auf
vielfältige Weise das Thema Kindheit aufgreifen. Denn Kinder haben
auch in der Geschichte von Haus Mödrath, das vielen noch als „Burg
Mödrath“ bekannt war, eine wichtige Rolle gespielt, unter anderem
als Kinderheim und als Kreis-Wöchnerinnenheim, in dem der Komponist
Karl-Heinz Stockhausen geboren wurde.
Wer die Ausstellung betritt, schreitet zunächst durch einen
meterhohen Märchenwald von Karen Kilimnik und gelangt zur riesigen
Collage „Death Skull“ von Ellen Cantor und den Schmetterlingen von
Jean-Marie Appriou. Eine Installation von Wong Ping beherrscht einen
ganzen Raum, dazu finden sich die Bilder von Veit Laurent Kurz und Sue
Williams. Kurz, der in Berlin und New York lebt, zeigt im Garten eine
Galerie von Plastiken, die den Atomunfall von Tschernobyl zum Thema
haben.
„Der Ort an sich und seine Geschichte reizt die Künstler total“,
denn das Rheinland sei eine interessante Region, erklärt Gesine
Borcherdt, wie sie mit Paul McCarthy, Mike Kelley oder Charlemagne
Palestine international renommierte Künstler in die Kolpingstadt
holt. Der Amerikaner Charlemagne Palestine, der in Brüssel lebt,
hatte zur Eröffnung der Ausstellung zu einer Performance eingeladen,
zu der er mit einer extra für die Mödrather Schau komponierten
Klangwelt Stockhausen würdigte.
An den Bildern von Laurie Simmons, in denen Mädchen in beklemmenden
Räumen als Puppen arrangiert werden, an der Collage von
Pigmentdrucken von Mike Kelley, den Fotos von Richard Billingham und
weiteren Werken mehrerer Künstler vorbei, führt der Weg ins
Dachgeschoss, und man könnte sagen: das Beste kommt zum Schluss. Hier
hat Charlemagne Palestine eine riesige Installation aus Stofftieren
zusammengestellt, in der die früher nahe Kohlengrube und eine an
Stockhausen angelehnte Videoinstallation direkt Bezug zur Geschichte
des Hauses nehmen. „Gottheiten“ nennt der Amerikaner seine
großflächigen Installationen, die den früheren Discoraum unter dem
Dach komplett einnehmen. Spätestens hier erinnert sich der Besucher
unter Unmengen von Teddys und Stofftieren wieder an den Namen der
Ausstellung: „Dream Baby Dream“.
Die Ausstellung im Haus Mödrath, An Burg Mödrath 1 in 50171
Kerpen, kann an Samstagen und Sonntagen sowie an ausgewählten
Feiertagen von 12 bis 18 Uhr besichtigt werden; Eintritt 10 Euro, für
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre frei.
- Georg Zingsheim
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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