Schwerverletzter Kater
"Er läuft noch auf drei Beinen, aber er lebt"
Kerpen-Balkhausen - Kater Saphir tollt im Wohnzimmer herum und läuft seinem Spielzeug
hinterher. Der Sechsjährige war vor Weihnachten von einem Auto
angefahren worden und hat ein Hinterbein verloren.
Sonja Alsdorf kann schon wieder lachen, denn sie ist glücklich, dass
der Kater mit seinem weißen Fell seinen schweren Autounfall überlebt
hat. Als Saphir in die Tierklinik in Pulheim gebracht wird, sieht es
nicht gut aus: das rechte Hinterbein ist zertrümmert, das linke
Hinterbein aufgerissen und der Schwanzknochen ist abgerissen. Der
buschige Schweif baumelt nur noch an einem Hautfetzen.
„Saphir ist Freigänger“, sagt Sonja Alsdorf. „Er hat ein
großes Revier von fünf bis sechs Kilometer, das er regelmäßig
kontrolliert“, so die Besitzerin dreier Katzen. Alsfeld und ihr
Lebensgefährte Christian Böhr wissen über die Ausflüge des Katers
genau Bescheid, weil er meistens einen GPS-Chip trägt, der seine
Touren aufzeichnet. Doch an einem Samstagabend, eine Woche vor
Weihnachten, wird ihm einer seiner Ausflüge zum Verhängnis. Ein Auto
erfasst den kräftigen Kater der Rasse Türkisch Van, aber der Fahrer
gibt Gas, ohne sich um die verletzte Katze zu kümmern.
Eine Familie aus Gymnich kommt gerade vom Einkauf und findet das
schwerverletzte Tier auf der Landstraße. Die Leute nehmen Saphir mit
nach Hause und rufen die Feuerwehr, denn am Samstagabend ist zunächst
kein Tierarzt aufzutreiben. Die Wehrleute bringen die Katze zu einem
Veterinär nach Brühl, der den Chip im Ohr des Tiers ausliest, und
mit Hilfe der Tierschutzorganisation TASSO können dann die Besitzer
ausfindig gemacht werden.
Aber Sonja Alsdorf und Christian Böhr sind auf Kurzurlaub im Ausland.
„Mein Sohn hat ihn in die Tierklinik nach Pulheim gebracht“,
erzählt Sonja Alsdorf. Schließlich müssen sich die Besitzer
entscheiden, ob Saphir eingeschläfert wird oder ob sein zerfetztes
Bein amputiert wird. Sie entscheiden sich für die kostspielige
Operation.
„Es war ein schrecklicher Anblick. Eine riesige Wunde, das komplette
rechte Hinterbein samt Schinken weg, das linke genäht, ein
Blasenkatheter, Infusionsschläuche und Beißkragen“, erinnert sich
Sonja Alsdorf, als sie ihren Liebling in der Klinik sieht. „Doch er
hat uns erkannt und sogar geschnurrt.“ Zunächst scheint es, als
hätte der tapfere Kater alles gut überstanden, doch die nächste
schlechte Nachricht lässt nicht lange auf sich warten. Saphir bekommt
eine Sepsis (Blutvergiftung) und benötigt dringend eine
Bluttransfusion.
Evi war eine Streunerin und lebt jetzt bei Sonja Alsdorf und Christian
Böhr. „Das war die große Stunde von Evi. Ihre Blutgruppe
passte“, berichtet Sonja Alsdorf und krault die Katze, die ihnen im
letzten Jahr vier Junge unter den Balkon gelegt hatte. Schließlich
kann Saphir einen Tag vor Weihnachten die Klinik verlassen und erholt
sich jetzt zuhause bei liebevoller Pflege von seinen Strapazen.
Dr. Christoph Steinhaus ist Arzt in Gymnich und hat eine der
Jungkatzen von Evi aufgenommen. Der Mediziner ist empört über den
verantwortungslosen Autofahrer, der sich nicht um das verletzte Tier
gekümmert hat und hat bei der Polizei Strafanzeige erstattet wegen
„Sachbeschädigung“, denn Tiere sind laut Gesetz eine Sache.
Für Sonja Alsdorf und Christian Böhr sind ihre Katzen aber nicht nur
eine Sache. „Er läuft zwar nur noch auf drei Pötten, aber er
lebt“, freut sich die Katzenbesitzerin.
- Georg Zingsheim
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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