Stolpersteine verlegt
Erinnerung an zwei jüdische Familien

Die acht Stolpersteine erinnern nun an Sigmund, Emma, Karl, Rosa, Egon, Berthold und Julius Brünell, die in der früheren Bergstraße lebten. | Foto: Magdalena Marek
  • Die acht Stolpersteine erinnern nun an Sigmund, Emma, Karl, Rosa, Egon, Berthold und Julius Brünell, die in der früheren Bergstraße lebten.
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Kerpen - Es war ein feierlicher, bewegender Moment, bei dem nicht nur die
Angehörigen mit Tränen kämpfen mussten. Zur Erinnerung an die Opfer
der NS-Zeit ließ der Frechener Künstler Gunter Demnig vor dem
letzten selbstgewählten Wohnort der später deportierten Kerpener
Juden Gedenktafeln aus Messing in den Bürgersteig ein. Währenddessen
skizzierte Bürgermeister Dieter Spürck im Beisein der zahlreichen,
teilweise sogar aus den Vereinigten Staaten angereisten Nachkommen,
das Leben dieser NS-Opfer.

Familie Roer lebte an der Hahnenstraße 49. Während Carl Roer, 1886
in Buir geboren, noch ein geachtetes Mitglied des Kerpener
Gemeinderats war, musste seine Frau Elisabeth nach dessen Tod bei
einem Verkehrsunfall 1928 in Köln, auf Druck der NSDAP 1939 ihr Haus
verlassen und mit ihren beiden Söhnen Hermann und Fritz nach Köln
ziehen, von wo aus die drei im Oktober 1941 in das Ghetto
Litzmannstadt/ Łódż deportiert wurden.

Tags zuvor heiratete Hermann Roer seine Verlobte Edith Frank. Das
frischvermählte Ehepaar hat sich nie wiedergesehen, denn Elisabeth,
Hermann und Edith wurden ermordet. Einzig Fritz Roer hat Auschwitz und
den Holocaust überlebt und kehrte 1945 nach Kerpen zurück, bevor er
1949 in die USA auswanderte.
Bürgermeister Spürck verlas einen berührenden Brief seines Sohnes
Greg, der schilderte, wie sehr sein Vater Fritz Kerpen geliebt habe.
Er selbst wollte aber auch „mein absolutes Entsetzen, meine tiefe
Trauer und meine grenzenlose Wut zum Ausdruck bringen gegenüber dem,
was Deutschland in der Zeit von 1933 bis 1945 meinem Vater, dessen
Familie, der Jüdischen Bevölkerung und letzten Endes der ganzen Welt
angetan hat“.
An der Eulenstraße 6, der früheren Bergstraße 7, erinnern nun
gleich acht Stolpersteine an die ehemaligen Bewohner Sigmund, Emma,
Karl, Rosa, Egon, Berthold und Julius Brünell. Während Sigmund und
Emma sowie Karl deportiert und ermordet wurden, schaffte es Karls
Ehefrau Rosa und ihre beiden Söhne Egon und Berthold nach New York
auszuwandern. Der jüngste der drei Brüder Julius Brünell überlebte
den Holocaust gemeinsam mit seiner Frau und seinen fünf Kinder in
einem Versteck in Köln.
Craig Brünell, Sohn des nach Amerika geflüchteten Berthold, sprach
von seinem Vater als dem „liebenswürdigsten Menschen, den ich je
kannte“.
Er dankte Gunter Demnig für das Projekt und sprach seine Hoffnung
aus, es möge sowohl Gedenken als auch Mahnung verstärken. An den
fertig verlegten Stolpersteinen sprach Craig Brünell das Kaddisch,
das jüdische Totengebet für seine verstorbenen Familienmitglieder.
Bewegend waren auch die Worte des Künstlers selbst, der auch auf die
Kritik an den Stolpersteinen einging aber ebenso von vielen positiven
Reaktionen berichtete. Wie etwa eines Engländers, der die
Überzeugung äußerte, die Stolpersteine könnten zwar keine
Grabsteine sein, für ihn seien sie aber Schlusssteine, die es ihm
ermöglichten, wieder nach Deutschland zu fahren.
 

- Magdalena Marek

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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