Ausstellung in Buir
Kleine Steine zu einem Gesamtbild arrangiert
Kerpen-Buir - (dit) Eine sehr sehenswerte Mosaikausstellung zum Thema „Krieg,
Flucht, Vertreibung“ ist bis zum 21. Mai im Treffpunkt Kunst in Buir
zu sehen: 20 Künstler aus Deutschland und den Niederlanden haben sehr
unterschiedlich mit der Bedeutung von Krieg gearbeitet und dazu ihre
Werke im vorgegebener Größe von 60 x 60 Zentimeter ausgestellt.
Gebannt und bewegt von den Bildern, die über die Leinwand flimmern,
schauen die Besucher verstohlen auf die vier Frauen am Fenster, die
sich die Tränen aus den Augen wischen. Sie waren von den Gefühlen
überwältigt, als sie das Schlauchboot auf hoher See sahen. Mit dem
sind die Frauen und ihrer Familie, insgesamt 24 Mitglieder, vor Gewalt
und Zerstörung aus ihrer Heimat geflüchtet – und seit 18 Monaten
in Deutschland in Sicherheit.
Uta Stöttner, Vereinsvorsitzende der Kunstgemeinschaft Handfest
Kerpen, betreut ehrenamtlich die irakische Familie. Zur Vernissage
hatte „ihre“ Familie sie tatkräftig unterstützt. Sie hatten
Köstlichkeiten aus ihrer Heimat für die Besucher vorbereitet, die
diese nach der nicht ganz einfachen künstlerischen Kost probieren
konnten. „Wenn wir genauer hinschauen, ist das Thema der Ausstellung
nicht weit weg von uns“, sagte Bürgermeister Dieter Spürck in
seiner Laudatio. Gemeint waren die Menschen, die vor Krieg und
Zerstörung nach Europa flüchten.
Ähnlich wie viele zersplitterte, kleine Mosaiksteine, die zu einem
Gesamtbild zusammengefügt werden, müssen diese Menschen ihre Zukunft
neu zusammensetzen. Dabei werden sie von danebenliegenden Steinen
(Menschen) gestützt und ergänzt. Robert Kaller hat in seiner Arbeit
„Das Blut anschauen“ diese zwei Aspekte des Themas
berücksichtigt. „Kunst darf sich nicht nur als Dekoration sehen -
sie muss zu den Problemen der Zeit Stellung beziehen“, betonte der
Mosaikkünstler, der die erste Ausbildungsstätte für Mosaikbau in
Deutschland eröffnete.
In Ted Moelkers Werk „Over Grenzen 2“ verlassen Mosaikmenschen das
vorgegebene Maß von der Größe 60 x 60 Zentimeter. Sinnbildlich
steht es für die Flucht, vor dem Überschreiten der Grenzen – um zu
überleben, in ein neues Leben zu schreiten. Mandy Duranti
thematisiert nicht nur Krieg, der mit Waffen und Drohnen geführt
wird, sondern auch den Klassenkrieg, Krieg zwischen arm und reich:
„Die Regierungen sind längst keine Volksvertreter. Sie vertreten
Interessen der Banker, der Militär- und Pharmaindustrie – kurz, der
reichen Elite“. Ihr Bild Schwermut zeigt einen Hamburger
Obdachlosen, der ein Opfer des von ihr thematisierten Krieges ist.
Im Anschluss an den Kurzfilm, den Martin Haeusler gemeinsam mit
Michael Müller produziert hat, kamen die Besucher ins Gespräch mit
der irakischen Familie. Die vier Frauen lächelten wieder. Husein B.,
der einst eine große und lukrative Hühnerfarm besaß, zeigte
Handy-Bilder von der zerstörten Farm und auch Rundaufnahmen von
seiner Familie auf der Flucht, auf einem kleinen Schlauchboot
zusammengepfercht.
Die sehenswerte Ausstellung zeigt figurative und abstrakte Arbeiten
zum Thema Flucht, Zersplitterung, der Suche nach der Zukunft ebenso
symbolische kleine Hoffnungsschimmer in Form einer aufgehenden Sonne
oder des Phönix, der aus der Asche aufsteht. Sie ist bis zum 21. Mai
jeweils samstags von 12 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 17 Uhr für
Besucher geöffnet.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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