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Akkordeonale gastierte in Kerpen
Liebe zum Akkordeon in vielen Facetten

Akkordeonale 2024 Septett: Paul Schuberth, Djordje Davidovic, Kaya Meller (Flügelhorn), Marcello Squillante, Esther Swift (Harfe), Irene Tillung, Servais Haanen.  | Foto: Anita Brandtstäter
  • Akkordeonale 2024 Septett: Paul Schuberth, Djordje Davidovic, Kaya Meller (Flügelhorn), Marcello Squillante, Esther Swift (Harfe), Irene Tillung, Servais Haanen.
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Kerpen/Wesseling. Am Sonntag gastierte wieder die Akkordeonale - das vom niederländischen Akkordeonisten Servais Haanen ins Leben gerufene Internationale Akkordeon-Festival - in der Jahnhalle in Kerpen. Wieder hatte er vier Künstler auf dem oft geschmähten Instrument aus verschiedenen Ländern und zwei Begleitmusikerinnen mit Flügelhorn und Harfe zusammengebracht, um viele Facetten der Akkordeonmusik solistisch und in sich ändernden Ensembles zu präsentieren - insgesamt immer eine Liebeserklärung für das Akkordeon. Die Tour geht noch bis zum 6. Mai - mit über 30 Konzerten in allen Teilen Deutschlands über fünf Wochen hinweg.

Für die Septett-Stücke, die die erste Programmhälfte eröffneten und abschlossen, zeichnet der Initiator selbst verantwortlich. Die Ouvertüre war "Esperança", die Hoffnung, dass es den Zuschauenden gefällt,  so Servais Haanen, dessen Moderation mit knochentrockenem Humor und einem sympathischen niederländischen Akzent auch zu den Charakteristika der Konzerte gehört. Zum Abschluss erklang "Wolfstein" zur Erinnerung daran, dass Servais Haanen vor 25 Jahren dort Kristine Talamo-Spiegel, die Tour-Managerin, getroffen hat: Wolfstein ist ein kleines Dorf in der Pfalz. Eine Woche im Jahr residiert hier das legendäre SommerMusikFest – ein rauschender Schmelztiegel voller Workshops, Tanz, Konzerte. Bei seinem Ensemblestück im zweiten Teil sollten dann alle Akteure wieder mitmachen: "La valse des non nommés" - für alle, die in den Umwälzungen der Weltgeschichte verloren gehen und deren Namen nie genannt wurden.

Paul Schuberth aus Österreich mit etwas "anarchistischen" Klängen, von Otto Lechner und Accordion Tribe geprägt, durfte gleich drei mal solistisch auftreten: "Birds" - mit jazzigem Scat-Gesang zum Abschluss, "Grauschattenschein" - im Repertoire des trio akk:zent - und "La Rose".

Irene Tillung aus Norwegen wollte schon mit 5 Jahren das Akkordeon aus dem obersten Regalbrett, die klassisch ausgebildete Akkordeonistin spielt gerne traditionelle und Volksmusik. Sie begann mit ihrer ruhigen Komposition "Grå Gangar", danach mit dem wunderschönen "Skimring", was auf Deutsch Schimmern bedeutet, begleitet wurde sie von Paul Schuberth und Esther Swift aus Schottland an der Harfe.

Djordje Davidovic aus Serbien stellte sich mit der Eigenkomposition "Krug" vor, das bedeutet Kreis und ist nach einer schwierigen Lebenssituation entstanden - er demonstrierte darin viele Facetten - schöne Melodieteile, schnelle Läufe und interessante Rhythmen. Im "Referenzstück für Akkordeon", dem Czardas von Monti, zeigte er im zweiten Programmteil seine Virtuosität - auch mit eigenen Verzierungen.

Marcello Squillante stammt aus Italien und ist durch die Straßenmusik in Neapel geprägt, erst mit 18 sattelte er von Gitarre auf Akkordeon um. Er steuerte zwei mit viel Applaus bedachte traditionelle Gesangsnummern bei, eine "Serenata" gemeinsam mit Kaya Meller aus Polen am Flügelhorn und Servais Haanen, sowie ein Liebeslied an die Erde "Canzone della Vela" mit Irene Tillung, Accordina, und Esther Swift, Harfe.

Servais Haanen spielt eine diatonische Harmonika und hat sich darauf spezialisiert, Minimalstrukturen und Elemente neuer Musik in seine klanglich ausgewogene Musik einzubringen. Er stellte sich mit "The Return of Being" vor: "etwas scheint endgültig zu Ende und kehrt doch überraschend in neuer Form zurück... Das Leben findet immer einen Weg und ist nicht totzukriegen… Frühlingsbeginn?". Begleitet wurde er von Djordje Davidovic, Paul Schuberth und Esther Swift an der Harfe - nach seiner ausführlich erzählten Geschichte von einem Erlebnis in Südfrankreich, als er mit der Fähre auf einen FKK-Strand gelandet war und dann auf seiner Luftmatratze eingeschlafen ans Festland an einen normalen Strand getrieben wurde.

Auch die Begleitmusikerin Esther Swift stellte sich - immer lächelnd - mit einer Komposition mit Gesang vor; für "Blue", eine stimmungsvolle Musk über Erde, Wasser und Wind bei Sonnenaufgang, erhielt sie viel Applaus. In den Tour-Bus passte nur eine kleinere Harfe, eine Clarsach aus Schottland mit weniger Saiten und ohne Pedale.

Weitere Ensemble-Stücke kamen von Irene Tillung: "Heidring", das heißt auf Deutsch "Ehre" und attacca "Ti på taket", was der deutschen Redewendung "Lieber ein Spatz in der Hand als eine Taube auf dem Dach" entspricht. Alle Akkordeonisten spielten gemeinsam - mit Improvisationsteilen von Djordje Davidovic und Marcello Squillante. Und der Kracher zum Abschluss war ein Arrangement von Djordje Davidovic eines fröhlichen rumänischen Schlagers von 1937 "Ionel Ionelule" von George Sbârcea bzw. Claude Romano. Standing Ovations in der fast ausverkauften Jahnhalle.

Wie immer gab es zwei Zugaben. Zunächst konnte sich noch Begleitmusikerin Kaya Meller mit einer Jazz-Version von Chopins "Nocturne Opus 55  No. 1" vorstellen - gemeinsam mit Djordje Davidovic und Esther Swift. an der Harfe. Und das Septett sagte mit einem zweiten "Rausschmeißer" Arrividerci, der "Tarantella di Sannicandro". Auf der Website der Akkordeonale findet man die weiteren Tourdaten sowie den Shop mit CDs und Notenbüchern.

LeserReporter/in:

Anita Brandtstäter aus Köln

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