Frauen aus der Ukraine in Kerpen
Mit Kunst verarbeiten sie ihre Erlebnisse
Geflüchtete Frauen aus der Ukraine treffen sich in Kerpen, um unter Anleitung künstlerisch zu arbeiten.
Kerpen. Moos, Sand, Gras und weiche Untergründe beflügeln die Fantasie. Die Frauen wandeln in Gedanken über flauschiges Moos oder denken an grüne Halme. Mit einer leichten Entspannungsübung leitet Kunsttherapeutin Heidi Dietze-Neuber die Stunde ein. Die Frauen, die sich im Werkraum des Europagymnasiums versammelt haben, stammen alle aus der Ukraine. Sie haben auf der Flucht vor dem Krieg ihre Heimat verlassen und leben jetzt in der Kolpingstadt.
Aus Spendengeldern finanziert die Stadt Kerpen das Projekt „Stark mit Kunst und Spiel“, in dem die Frauen ihren künstlerischen Gedanken freien Lauf lassen können. „Eine Tüte voller Glück“ lautet der Titel eines Tongefäßes, das Alla modelliert hat. Die 44-Jährige kommt seit geraumer Zeit zu dem Workshop, um sich kreativ auszudrücken. Aber auch praktische Dinge werden hier in Ton geformt: Ein Handyhalter oder ein kleiner Kaktus, an dessen Armen sich ein Schmuckring aufbewahren lässt.
„Man kann hier mal eine Auszeit nehmen“, erklärt Heidi Dietze-Neubert, die auch am Europagymnasium unterrichtet. „Ressourcenschonend“ sei ihr Ansatz, betont die Dozentin. Mit dem, was die Frauen erlebt haben, sollen sie besser zurechtkommen können. Kunst kann dabei helfen. Eine Teilnehmerin hat ein Bild gemalt, in dessen Mitte sich zwei Delphine befinden.
Ludmilla hat aus Ton ein Haus mit Fenstern und Spitzdach gemacht. Es handele sich um ein ukrainisches Haus, sagt die 31-Jährige. Sie will es jetzt noch mit Blumenmustern aus ihrer Heimat verzieren, die sie auf dem Smartphone zeigt. Handys helfen auch zuweilen mit Übersetzungsapps, wenn es sprachliche Probleme gibt. Dann kann aber auch Alina einspringen. Die 26-Jährige lebt seit einem Jahr in Deutschland und hat in dieser Zeit sehr gut Deutsch gelernt. Und notfalls müsse man sich mit „Händen und Füßen“ ausdrücken, so Dietze-Neubert, was aber offenbar selten nötig ist. Die neun anwesenden Frauen und ihre Lehrerin verstehen sich augenscheinlich gut.
Unterstützt wird das Projekt aus Spendengeldern für ukrainische Geflüchtete in der Kolpingstadt. „Damit haben wir die Möglichkeit dieses sinnvolle Projekt seit September letzten Jahres zu unterstützen“, sagt Sozialamtsleiter Hans Arnold Maus. Die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung sei „überwältigend“, so Maus.
Die Frauen treffen sich immer donnerstags um 17 Uhr im Keramikraum des Europagymnasiums in Kerpen.
Redakteur/in:Georg Zingsheim aus Kerpen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.