Neuer Verein will helfen

Nach Haarschnitt Runde durch die Kleiderbörse

Kerpen-Türnich - Mit der Veranstaltung „Schnipp Schnapp, Haare ab“ startete der
Verein Existenzhilfe Kerpen seine Aktivitäten. Am letzten Sonntag
konnten sich Bedürftige und Obdachlose in der Erfthalle kostenlos die
Haare schneiden lassen.

Magdalena Paul aus Sindorf strahlte unter ihrer Maske übers ganze
Gesicht. Ihre schulterlangen Haare ließ sie sich gerade von Friseurin
Nadine Krüning zu einem Kurzhaarschnitt schneiden. „Gefällt mir
richtig gut! Und gerade bei dem heißen Wetter!“, meinte sie
gutgelaunt.

Den neugegründeten Verein Existenzhilfe Kerpen, der die kostenlose
Haarschneide-Aktion organisiert hatte, kannte sie schon von dessen
Tätigkeit während der ersten Monate der Corona-Krise. Da hatte sich
die Bürgerinitiative unter dem Namen „Gemeinsam“ zusammengefunden
und im Friseursalon von Nadine und Gereon Krüning in Kerpen die
„Hilfs-Tafel“ organisiert. Nachdem die Kerpener Tafel wieder ihren
Dienst aufgenommen hatte, hat die Initiative die Hilfstafel zwar
wieder eingestellt, war sich aber einig, dass sie langfristig und
nachhaltig ihr Ehrenamt ausbauen wolle, berichtete der Vorsitzende
Dirk Scholz.

Die Haarschneide-Aktion ist gut angekommen. Um damit keinen
Corona-Hotspot zu riskieren hatte der Verein viele Vorkehrungen
getroffen. Statt der möglichen 300 Personen durften nur jeweils 30
Personen gleichzeitig die Halle betreten. Vor dem Eingang gab es
Markierung, die das Abstand-Halten erleichterten. In der Halle
herrschte Maskenpflicht und selbstverständlich mussten sich alle
neuankommenden Besucher beim Eintreten die Hände desinfizieren.
„Für das Haareschneiden haben wir Termine vergeben“, so Scholz.
Bis 13 Uhr freuten sich bereits 50 bis 60 Kunden über einen neuen
Haarschnitt. Bis zum Ende um 17 Uhr sollten es insgesamt um die 100
werden. „Damit wollen wir das Selbstwertgefühl der Menschen
steigern und ihnen ein Glücksgefühl bescheren.“

Das ist ihnen auf jeden Fall gelungen. Eine der Kundinnen war Mutter
Sabine aus Kerpen: „Ich bin von der Aktion begeistert. Da ich fünf
Kinder habe, leppern sich die Kosten für Extras wie Sportvereine und
andere Aktivitäten schnell zusammen. Da ist die heutige Aktion für
uns mal eine tolle Abwechselung.“ Während sich Tochter Amelie (8)
nur ihre schulterlangen blonden Haare etwas kürzen ließ, war ihre
Schwester Sophie mutiger: Sie hat sich einen gewagten Undercut
verpassen lassen. Als Friseurin Krüning zum Rasierapparat griff,
verließ die junge Damen kurz der Mut. Als die Frisur allerdings
fertig geschnitten war, strahlte sie zufrieden. Danach drehten die
Drei noch eine Runde durch die in der Halle aufgebaute Kleiderbörse.
Neben zusammengestellten Päckchen mit Pflegeartikeln und
Lebensmitteln, konnte sich die Kundschaft mit frischgeschnittenem Obst
und kühlen Getränken stärken.

Den Schwerpunkt der Vereinsarbeit legen die Organisatoren auf
Kinderarmut, aber auch die Armut in Kerpen generell soll mit neuen
Konzepten angegangen werden. Die Haarschneideaktion war zumindest ein
gelungener Start des frisch gegründeten Vereins.