55.000 Euro aus Versteigerung
Schönes Stück Hilfe für Flutopfer aus Blessem
Kerpen - (cst) Zu einem Abend im Gasthaus Sophienhöhe in Niederbolheim hatten
Sieglinde und Rudolf Doose mit den Gastgebern Werner und Anita Stump
eingeladen. Die geladenen Gäste waren vier von der Flutkatastrophe
besonders schwer betroffene Familien aus Erftstadt-Blessem, denen
Doose als Ergebnis einer Versteigerung jeweils einen Scheck als
Wiederaufbaubeitrag übergab.
Beim gemeinschaftlichen Essen in gemütlicher Atmosphäre kamen viele
Erinnerungen hoch, die eine unerwartete Richtung einnahmen: Im
Vordergrund stand nicht mehr der Verlust, der mit der Katastrophe
verbunden ist, sondern vielmehr das Staunen und die Dankbarkeit über
die zahlreichen helfenden Hände, Köpfe und Herzen, die ihrem
Mitgefühl durch das tatkräftige Zupacken ganz praktisch Ausdruck
verliehen haben.
Das Ehepaar Doose aus Sindorf überlegte schnell, welche
Möglichkeiten zur Verfügung standen, etwas zu tun. Als Gründer des
Schreibmaschinenmuseums Qwertzuiopü in Sindorf entstand die Idee,
eine seltene Thürey Schreibmaschine von 1909, gebaut in Köln Deutz,
aus dem Museumsbestand zu versteigern. „Das besondere an der
Maschine ist, dass das Modell mutmaßlich weltweit nur sieben Mal
existiert“, erklärte Doose. „Und da seltene Exemplare einen hohen
Wert haben, war der Erlös von 55.000 Euro, der mithilfe des
Auktionshauses Breker erzielt worden ist, eine hübsche Summe.“
Zuvor hatte Doose vor Ort in Blessem die Lage selbst erkundet, wollte
er doch das Geld denjenigen zukommen lassen, die am schwersten
betroffen sind. „Die Entscheidung, das ersteigerte Geld nicht in den
großen offiziellen Topf zu werfen, sondern alles in Eigenregie zu
unternehmen, war richtig“, resümierte Doose. „So konnten wir mit
den bestehenden Kontakten zu den Menschen vor Ort alles
unbürokratisch so regeln, wie wir es für sinnvoll erachtet haben.“
Dass die Flutkatastrophe neben dem Leid teilweise ganze Weltbilder
umgekrempelt hat, klang an dem Abend aus der Runde der Gäste an.
„Es kamen Menschen von überall her und halfen, den ganzen Unrat zu
beseitigen“, hieß es. „Viele haben ihren Urlaub oder ihren
wohlverdienten Feierabend geopfert.“ Flüchtlinge seien mit dem Bus
heran gekommen um nach deren Aussagen etwas von der Hilfe
zurückzugeben, die sie selber erhalten hätten. Und auch junge
Polizisten haben nach Feierabend kräftig mit angepackt sowie viele
Einzelpersonen und Gruppen, die teilweise aus allen Teilen der
Bundesrepublik angereist sind“, erzählte ein Ehepaar aus der
Gästegruppe. „Das hat uns sehr dankbar gemacht, auch etwas
beschämt und vor allem aber zum Staunen gebracht“, so das Fazit.
Mit Tränen der Rührung, einigen Umarmungen und einem großen
Dankeschön vonseiten der Beschenkten klang der emotionsgeladene Abend
schließlich aus. „Zusammenhalt gibt Kraft und Motivation für die
Zukunft“, lautete die Erkenntnis, gewonnenen aus der hautnah
erlebten Katastrophe.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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