Wertvolles Adels-Archiv
Trips-Urkunden restauriert
Kerpen - (red) Wertvolle Urkunden aus dem Archiv der Burg Hemmersbach in Horrem
konnten in einem wegweisenden Projekt mit dem Landschaftsverband
Rheinland restauriert und digitalisiert werden. Sie sollen auf diesem
Weg auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Die Unterlagen des „Archiv Burg Hemmersbach“ der Reichsgrafen
Berghe von Trips, die im Stadtarchiv Kerpen verwahrt werden, zählen
zu den wichtigsten und wertvollsten Beständen des Stadtarchivs
Kerpen. Die Archivalien dokumentieren nicht nur das Leben der Familie
Berghe von Trips, der Herren auf Burg Hemmersbach und ihrer
Herrschaften, sondern halten auch eine Fülle von Quellenmaterial zur
Geschichte von Horrem und Sindorf und der ganzen Region vom
Spätmittelalter über die Frühe Neuzeit bis ins 20. Jahrhundert
bereit.
Bis zu ihrer Unterbringung im Stadtarchiv Kerpen ab 1999/2000 waren
die Archivalien des Archivs Burg Hemmersbach jahrzehntelang
unsachgemäß gelagert und hatten dadurch teils erhebliche Schäden
erlitten. Das Stadtarchiv Kerpen entschloss sich daher im letzten
Jahr, eine umfassende Schutzrestaurierung zunächst der etwa 350
mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Pergament- und Papierurkunden
vornehmen zu lassen.
Besonders waren die an die Urkunden angehängten Wachs- und Lacksiegel
völlig unzureichend geschützt und verpackt, so dass sie Gefahr
liefen, weiter beschädigt zu werden. Die älteste Urkunde stammt aus
dem Jahr 1375 und bestätigt den Verkauf der Unterherrschaft Sindorf
an Scheiffart von Merode, mit der jüngsten Urkunde aus dem Jahr 1796
erhebt Kaiser Franz II. den Obristjägermeister Franz Adolph Anselm
Berghe von Trips in den Reichsgrafenstand.
Das Technische Zentrum des Archivberatungs- und Fortbildungszentrums
des Landschaftsverbands Rheinland in Pulheim-Brauweiler übernahm die
Restaurierungs- und Digitalisierungsmaßnahmen. Nach einer umfassenden
konservatorischen Behandlung der Urkunden in der dortigen
Restaurierungswerkstatt wurden alle Urkunden professionell und
detailliert digitalisiert, die Siegel jeweils mit einer eigenen
Aufnahme.
Um eine bestandsschonende Digitalisierung garantieren und durchführen
zu können, wurde jede Urkunde zunächst in der Werkstatt für
Papierrestaurierung begutachtet und gereinigt. Eine Reinigung mit
Pinseln, Bürsten und einem Naturkautschukschwamm schützt die
historischen Schriftträger und optimiert das
Digitalisierungsergebnis.
Besondere Vorsicht liegt bei Pergamenturkunden auf den abgehängten
Wachssiegeln und bei Papierurkunden auf den aufgedrückten Siegeln aus
Siegellack, die teils mit Papiertekturen versehen wurden. Die Siegel
können sehr fragil und zum Teil beschädigt sein, so dass vor der
Digitalisierung auch hier Reinigungs- und Sicherungsmaßnahmen
durchgeführt wurden. Nach der Reinigung der Siegel waren die
ursprüngliche Farbbrillanz und die Klarheit des Siegelbildes wieder
sichtbar.
Mit restauratorischen Maßnahmen konnten Fragmente an den abgehängten
Siegeln mit farblich passendem Ergänzungswachs an die jeweils
zugehörigen Siegel angefügt und abgeplatzte oder gesplitterte
Wachssiegel gesichert werden. Diese Maßnahmen sind notwendig, damit
sichergestellt werden kann, dass keine neuen Schädigungen in Form von
Brüchen oder Abplatzungen entstehen können.
Anschließend wurde ein besonders schonendes Digitalisierungsverfahren
gewählt. Die Wahl der Digitalisierungstechnik nach Größe und Art
der Vorlagen trug dazu bei, dass die Urkunden mit einer minimalen
Anzahl von Arbeitsschritten optimal und schonend digitalisiert werden
konnten. So wurden alle Urkunden bis auf groß- und überformatige mit
einem Aufsichtsscanner digitalisiert, während die Siegel und
größeren Urkunden mithilfe einer reprografischen Anlage und mit
Streiflicht zur optimalen Ausleuchtung aufgenommen wurden.
Die Urkunden wurden nach der Digitalisierung in DIN-gerechte Mappen
und Kartonagen verpackt und die abgehängten Wachssiegel mit einem
Siegelschutz versehen. Knapp 250 Siegel bekamen Siegelschutzhüllen in
Standardgröße, für 17 einzelne Siegel mussten die Schutzhüllen
handgefertigt werden, sie hatten einen Durchmesser von bis zu 16
Zentimeter. Die Lagerung in Dreiklappmappen und säurefreier Kartonage
aus Wellkarton sorgt nun für den optimalen Schutz des
Urkundenbestands.
Es ist geplant, die digitalisierten Urkunden über die Online-Portale
www.mein-stadtarchiv.de und www.archive.nrw.de einer breiten
Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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