Archäologie
Vor dem Bagger die Forscher

So sah der stattliche Hof Haus Bochheim aus dem Besitz des Klosters Altenberg vor rund 100 Jahren aus. Die Forscher erhoffen sich Erkenntnisse über die Bauphasen vom Mittelalter bis heute. | Foto: Archiv Hoffsümmer
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  • So sah der stattliche Hof Haus Bochheim aus dem Besitz des Klosters Altenberg vor rund 100 Jahren aus. Die Forscher erhoffen sich Erkenntnisse über die Bauphasen vom Mittelalter bis heute.
  • Foto: Archiv Hoffsümmer

Der Verein der Heimatfreunde Stadt Kerpen hat ein einmaliges archäologisches Projekt aufgelegt. Das ehemalige Dorf Manheim und das ehemalige Bochheim sollen mit aufwendigen Ausgrabungen erforscht werden. Dafür gibt es hohe Fördermittel.

Kerpen. Die Rheinische Bucht ist aufgrund ihrer besonders fruchtbaren Böden seit Jahrtausenden besiedelt. Immer wieder haben Forscher Grabfelder, Brunnen und die Überreste von antiken Gehöften freigelegt, die Aufschluss geben über die frühzeitliche Besiedlung der Region. Von dem ehemaligen Dorf Manheim stehen rund um die Kirche nur noch wenige Häuser, und die stolze Hofanlage Haus Bochheim, neben der stillgelegten Autobahn 4 in der Nähe von Manheim, wurde Anfang des Jahres abgerissen, um Platz zu machen für den herranrückenden Tagebau. Bevor sich die Bagger auch hier durch den Boden fressen, wollen Archäologen mögliche Bodendenkmäler freilegen, sichern und wissenschaftlich auswerten.

Als Initiator des Projekts gilt Martin Grünewald. Der Forscher mit Doktortitel ist Referent in der Außenstelle Titz des Amts für Bodendenkmalpflege des Landschaftsverbandes Rheinland und Mitglied im Heimatverein. Der Vorstand mit Susanne Harke-Schmidt und Rolf Axer hatte beim Bau- und Kommunalministerium einen Förderantrag über 1,2 Millionen Euro gestellt - und 1.067.500 Euro bewilligt bekommen. Eine Fachfirma soll jetzt beauftragt werden, die Ausgrabungen vorzunehmen. „Die Bewilligung des Projektes Manheim und Bochheim vom Mittelalter bis in die Moderne […] bedeutet für die Kenntnis der Rheinischen Siedlungsgeschichte während des Mittelalters und der Neuzeit endlich die Chance, auf die die Fachwelt seit 50 Jahren wartet“, erklärte Professor Rainer Schreg von der Universität Bamberg. Schreg hatte mit seinen Studierenden und Mitarbeitern im ehemaligen Manheim mit Mikrosondagen bereits eine Vielzahl keramischer Funde gemacht. Von einem „herausragenden Projekt für die Region“ sprach auch der stellvertretende Landrat Bernhard Ripp bei der Vorstellung des Vorhabens auf Burg Bergerhausen.

Projekte dieser Art seien bisher weder im Rheinland noch darüber hinaus realisiert worden, sagte Susanne Harke-Schmidt. Zusammen mit den archäologischen Flächengrabungen des Heimatzeugnis-Projekts, den schon vorliegenden Ergebnissen aus dem Manheimer Kellerkataster, den Mikrosondagen, den Untersuchungen der Fachwerkhäuser sowie der archivalischen Überlieferung werde man künftig in der Lage sein, die historische Entwicklung Manheims von den Anfängen bis zur Umsiedlung nachzuvollziehen. Das sei einzigartig für ein Dorf in der rheinischen Bördenlandschaft.

Auch die ehemalige Doppelhofanlage Haus Bochheim interessiert die Forscher sehr. Hier ist Eile geboten, denn der Braunkohlebagger ist schon in Sichtweite. Bis Ende des Jahres können die Forscher großflächig die Überreste der 1138 erstmals erwähnten Hofanlage und der umliegenden Gräben aus dem vormaligen Besitz des Klosters Altenberg vornehmen.

Die Heimatfreunde müssen sich für das Projekt auch finanziell einbringen, denn zehn Prozent der Fördersumme müssen sie selbst aufbringen und sind daher dankbar für Spender und Sponsoren.

Harke-Schmidt kann sich gut vorstellen, alle Forschungs- und Grabungsergebnisse später in Manheim zu präsentieren, nämlich in der noch vorhandenen ehemaligen Pfarrkirche St. Albanus und Leonhardus sowie in noch existierenden und unter Denkmalschutz stehenden Häusern in dem alten Dorf.

Redakteur/in:

Georg Zingsheim aus Kerpen

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