Forum im EkoZet
Wärme mit Wasserstoff
Das Energie-Kompetenz-Zentrum (EkoZet) und die Landesgesellschaft NRW.Energy4Climate luden zur Fachveranstaltung „Welche Lösungsperspektiven bietet Wasserstoff in der kommunalen Wärmeplanung?“ ein. Rund 70 Teilnehmende diskutierten im EkoZet über die Rolle von Wasserstoff in der Energie- und Wärmewende.
Kerpen-Horrem (hs). Die Erreichung der Klimaschutzziele in Deutschland hängt maßgeblich an der zügigen Umsetzung der Energie- und Wärmewende. Die Frage, ob Wasserstoff in der kommunalen Wärmeplanung eine Perspektive bietet, stand im Mittelpunkt. Ein lockerer Begrüßungstalk, an dem der Landrat des Rhein-Erft-Kreises, Frank Rock, der Geschäftsführer des EkoZet, Rüdiger Warnecke, sowie der Geschäftsführer des Mitveranstalters, NRW.Energy4Climate, Christian Mildenberger, teilnahmen, und eine Videobotschaft von Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen (MWIKE.NRW), eröffneten die von Thomas Heyer moderierte Veranstaltung.
Der Keynote-Vortrag von Prof. Dr. Stefan Böschen von der RWTH Aachen beleuchtete das Thema „Innovation im Strukturwandel: Infrastrukturen als Problem und Entwicklungschance“. Er legte dar, wie vernetztes Experimentieren und Reallabore für die Wasserstoffwende eine Chance für das Rheinische Revier darstellen könnten. Luuk Masselink (MWIKE.NRW) präsentierte die Unterstützungsmöglichkeiten der Landesregierung für die Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung und legte den Grundstein für intensive Debatten.
Christian Mildenberger unterstrich: „Die Landesregierung forciert den Hochlauf des Wasserstoffmarktes derzeit mit vielen Instrumenten. Kurzfristig wird Wasserstoff jedoch ein begrenztes Gut sein. Daher ist es wichtig, über die Verfügbarkeit und Verteilung von Wasserstoff für die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten zu sprechen und aufzuklären.“ Mildenberger erklärte weiter: „Da der Einsatz von Wasserstoff zur Beheizung von Gebäuden derzeit viel diskutiert wird, wollen wir mit dieser Veranstaltung frühzeitig mit den Beteiligten in den Dialog und Austausch kommen, um Lösungsperspektiven zu diskutieren und die Bedeutung von Wasserstoff in der kommunalen Wärmeplanung realistisch einschätzen zu können.“
Uwe Zaar, Kreisdezernent für Umwelt, Planung und Verkehr sowie Geschäftsführer des EkoZet, kommentierte: „Ich freue mich, dass eine so hochkarätig besetzte Runde unserer Einladung gefolgt ist. Wir möchten hier ganz offen die Chancen, aber auch die Herausforderungen des Energieträgers Wasserstoff für die kommunale Wärmeplanung diskutieren.“
Fachliche Impulse
In den Impulsvorträgen wurden verschiedene Konzepte und Perspektiven vorgestellt. Elisabeth Staudt von der Deutschen Umwelthilfe ordnete den Einsatz von Wasserstoff nur in bestimmten Nutzungen, wie zum Beispiel in der Industrie, Luft- und Schifffahrt, als sinnvoll ein. Für die Umwelthilfe sei der Einsatz von Wasserstoff in der Wärmewende nicht sinnvoll, da weder die Verfügbarkeit und die Effizienz, noch die Kosten sowie die rechtlichen Rahmenbedingungen klar seien.
Björn Munko vom Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) stellte hingegen die Chancen des Einsatzes von Wasserstoff auch in der Wärmewende vor. Er argumentierte, dass die Nutzung der bestehenden Gasleitungsinfrastruktur eine gute Grundlage für den Einsatz von Wasserstoff biete und zeigte diverse Modellversuche in Deutschland.
Tobias Sprenger vom Energiewissenschaftlichen Institut der Universität zu Köln betonte, dass die optimale Wärmeversorgungslösung stark von regionalen Voraussetzungen abhänge. Forschungsergebnisse zeigten, dass Wasserstoff für die Dekarbonisierung bestimmter Anwendungen, wie der Stahlindustrie und dem Schiffs- und Flugverkehr, unverzichtbar sei, während die Nutzung im Gebäudesektor weniger klar sei. Studien der Deutsche Energieagentur (DENA) und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) wiesen auf große Unsicherheiten hinsichtlich der Entwicklung der Energiepreise bei Wasserstoff hin. „Pauschale Aussagen über die gesamtdeutsche Wärmeversorgung sind aktuell nicht möglich“, resümierte Sprenger.
Praktische Anwendung
Der zweite Teil der Veranstaltung widmete sich konkreten Handlungsoptionen für die kommunale Wärmeplanung. Carsten Petersdorff (NRW.Energy4Climate) stellte die Unterstützungsmöglichkeiten des Landes und der Landesgesellschaft vor, wobei das Kompetenzzentrum Wärmewende NRW besonders hervorgehoben wurde. Manfred Rauschen vom Öko-Zentrum NRW berichtete über die kommunale Wärmeplanung in Hamm und betonte die besondere Rolle der Kommunikation mit der Immobilienwirtschaft und den Handwerkern.
Abschlussdiskussion
Die Veranstaltung wurde mit einer lebhaften Podiumsdiskussion abgerundet, bei der sich die Referenten und das Publikum intensiv austauschten. Die verschiedenen Meinungen zur Rolle von Wasserstoff in der kommunalen Wärmeplanung, zeigen auf, wie schwierig der Weg sein kann. „Mir ist es wichtig, dass wir in unseren Beratungen den Menschen machbare Wege aufzeigen können, damit sie bei einem notwendigen Heizungstausch, den von dem Gebäudeenergiegesetz geforderten 65-prozentigen Einsatz von erneuerbaren Energien, auch im Rahmen ihrer wirtschaftlichen Möglichkeiten, erreichen können. Hierbei ist Klarheit über das Machbare unabdingbar, sonst werden wir die Menschen nicht mitnehmen können“, so Rüdiger Warnecke, Geschäftsführer des EkoZet. Diese Fachveranstaltung verdeutlichte die vielfältigen Perspektiven und den hohen Diskussionsbedarf rund um das Thema Wasserstoff in der kommunalen Wärmeplanung und setzte wichtige Impulse für die zukünftige Entwicklung. „Time will tell“, wie schon Tobias Sprenger resümierte.
Redakteur/in:Holger Slomian aus Pulheim |
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