Historienspiel
Wie die Protestanten die Fritten mitbrachten
Kerpen - Die geschichtliche Episode rund um die Besatzung Kerpens im
30-jährigen Krieg, den ersten reformatorischen Gottesdienst in der
Burg zu Kerpen und die Entstehung der Pommes Frittes, wurde in einem
Historienspiel am Originalschauplatz auf humorvolle Weise dargestellt.
Stadtarchivarin Susanne Harke-Schmidt hatte die Idee, anlässlich des
Lutherjahres ein Historienspiel zu gestalten. So trat sie unter
anderem an die Europaschule Kerpen heran und bat um Unterstützung.
„Ja, da machen wir mit“, war die umgehende Zusage durch den Lehrer
Markus Potes. Gemeinsam mit Schulpfarrer Ralph Herbertz entwarf er den
Text zu dem Stück „Historienspiel zum ersten reformatorischen
Gottesdienst in der Burg zu Kerpen Anno Domini 1632“.
Dass es nicht nur um diese Begebenheit aus der Kerpener Geschichte
ging, ließ auch der Untertitel „Wie die Holländer die Pommes nach
Kerpen brachten!“ erahnen. „Es sollte lustig sein und in Mundart.
Wir haben mehrere Fassungen geschrieben. Die 7. Fassung ist es jetzt
geworden“, so Potes über die Entwicklung des Textes. „Er wurde
von Alt-Kerpenern geprüft und für gut befunden“, berichtete der
Autor im Hinblick auf die Richtigkeit des Dialektes. Zahlreiche Kinder
und Erwachsene waren in Rollen wie die des Schultheiß, der
Bürgerinnen und Bürger, der Soldaten oder der Amazonen geschlüpft.
„Es spielen Schüler und Lehrer vom Gymnasium, Mitarbeiter vom
Stadtarchiv, Mitglieder der evangelischen Kirche und viele Kerpener
Bürger mit“, sagte Lehrerin Katharina Bischoff. Das Stück wurde am
Burghügel, dem ehemaligen Standort der Burg, unter freiem Himmel
aufgeführt. Zur Freude der Theatergruppe waren viel mehr Besucher als
erwartet erschienen, und sie bekamen auf humorvolle Weise dargeboten,
wie sich die Geschichte um das von den Spaniern besetzte Kerpen
entwickelte.
Die Holländer fielen in Kerpen ein und übernahmen das Territorium.
Bei ihrer Flucht sangen die Spanier „Et Spanien Leed“ von den
Bläck Föös mit abgeändertem Text. Damit verabschiedeten sie sich
mit der Zeile „Nä Nä Juan, es dat net schad, ohn Kerpener Mädcher
es alle faad“, vor allem von der weiblichen Bevölkerung.
Die Holländer kannten zu dieser Zeit noch keine Kartoffeln. Da sie
dem Koch Fritz roh nicht sonderlich schmeckten, kam ihm die Idee
Kartoffelscheiben in einem Topf zu brutzeln. Als seine Kumpane ihn
fragten, wie das leckere Essen heißen würde, antwortete er spontan
„Pommes van Fritz“. Nachdem die Holländer wieder von den Spaniern
vertrieben wurden, blieb das Rezept jedoch im Gedächtnis der
Kerpener. „Von hier aus hat die Pommes dann ihren Weg in die Welt
genommen“, schmunzelte Markus Potes.
- Petra Schweitzer
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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