Sturzflug ins Feuer
Schüler des Berufskollegs inszenierten Theaterstücke

In ihrer modernen Bearbeitung von Max Frischs „Biedermann und die Brandstifter“ beerdigten die Schüler den Traum von Freiheit, Gleichberechtigung und Integration. | Foto: ha
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Innenstadt - (ha). Mit zwei gesellschaftskritischen Inszenierungen setzten rund
60 Schüler des Wirtschaftsgymnasiums am Berufskolleg Lindenstraße
die Tradition des Schauspiels an der Schule fort.

Unter Anleitung der Pädagogen Luzia Tallon, Irene Martschukat und
Lars Lamers reflektierten die Jugendlichen und jungen Erwachsenen in
einer unmissverständlichen Sprache ihre Wahrnehmung von
Herrschaftssystemen, Untertanentum, Fremdenfeindlichkeit, Sexismus und
Zukunftsängsten. Nach einer Zeitreise mit leidvollen Stopps auf den
Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges, inmitten der erbitterten
Kämpfe um Vormacht in Vietnam, den damit verbundenen Studentenunruhen
in den späten 1960er Jahren, dem scheinbar lang verblassten
Friedensfestival in Woodstock und einer dystopischen Visite in der von
Computern gesteuerten nahen Zukunft widmeten sich die Darsteller in
ihrer Adaption von Max Frischs Erzählung „Biedermann und die
Brandstifter“ den immer noch gärenden Rechtsfantasien in
Deutschland. „Das Thema für die Stücke lag quasi auf der Straße.
Der nicht mehr zu leugnende Rechtsruck war grundlegend für die
Entstehung“, berichtete Lehrer Lars Lamers.

Zu den Herausforderungen der Theaterwerke äußerten sich Jaspar Dietz
(20) und Elisabeth Tiessen (19): „Wir wollten unbedingt darauf
aufmerksam machen, dass in unserem Land etwas schief läuft, wenn
Menschen wegen ihrer Religion, Hautfarbe oder sexuellen Orientierung
diskriminiert oder sogar verfolgt werden. Wir jungen Leute sind ja
eigentlich alle mit Freunden und Bekannten aus verschiedensten
Nationen aufgewachsen. Das ist für uns nichts Neues. Ich habe eher
das Gefühl, dass die Angst und das Misstrauen gegenüber Ausländern
von den Älteren geschürt wird“, sagte die Schülerin. „Ich habe
mich früher über die Schauspielerei immer lustig gemacht und sie
nicht wirklich ernst genommen. Jetzt weiß ich, wie schwierig es ist,
vor so vielen Menschen zu stehen und zu sprechen“, erklärte
Ensemble-Kollege Dietz.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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